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Zeitwesen - Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
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4.4 Nationalsozialismus | 417 „Ich glaub ich hab den richtigen Weg unternommen u. Kubin gebeten an Mandelsloh zu schreiben u. will alles versuchen was zu machen ist, im Sinne des Möglichen, […] Jeden- falls vor dem 15.  März wo dann alles Handwerk niedergelegt werden soll werd ich auch meines nicht legen, ich bin sehr ruhig u. fast sicher. Wir gehen jetzt wie in dichten Wolken ohne zu wissen wie die Welt erscheint wenn sie aufreissen. Dass man also das deutsche Volk vor die Vernichtung oder den Sieg stellt, dass man verantwortet alles aus den Angeln zu heben was es giebt, rechtfertigt man mit der Bekämpfung des Weltbolschewismus, von den Engländern die ihrerseits bis zu unsrer Vernichtung drängen, spricht man kaum u. wie die ‚Türkei‘ nun zu der imaginären Gefahr des Bolschewismus steht hat sich wie mir scheint in den letzten Tagen entschieden, damit auch unsre ganze Lage stark zu Tage tritt. Wir werden uns auf lange gefasst machen müssen u. auf alles. Kaum kann unser Los nun nach der totalen Mobilisierung jemals verschlimmert werden, ich werde darum alles ver- suchen was in meinen Kräften in meiner Vernunft u. meine Feingefühl steht. […] Wenn ich einmal Briefträger sein muss hoff ich doch noch arbeiten zu können.“324 Wie von Bilger gewünscht, setzte sich Kubin bei Landesleiter Ernst August von Man- delsloh für sie ein.325 Dass sich dieser um Bilgers Problem kümmerte, das heißt die Reichskunstkammer vermutlich notwendige Bestätigungen für Bilger abgab,326 lässt sich aus einem Brief Mandelslohs an Bilger vom 3. Juli 1943 schließen, in dem es heißt: „Warum von Ihnen Antwort wegen einer Tätigkeit ‚neben‘ der Kunst verlangt wird, weiß ich nicht. – Schreiben Sie auf alle Fälle irgendetwas hin: Haushalt, oder Gartenarbeit.“327 324 Bilger-Archiv, MB an Ferdinand Bilger [Vater] 7.2.1943. 325 So Bilger an ihre Schwester: „Kubin hat mir eine so wunderbare Bestätigung an Mandelsloh ge- schrieben, so ausserordentlich dass ich Hoffnung habe.“ Bilger Archiv, MB an Irmtraut Bilger, 10.2.1943. Am 6.2.1943 hatte Kubin an Bilger geschrieben: „Liebste Bilgerin – Ich schließe hier eine Empfehlung an B.M. ein, sollten Sie sich melden müssen so schreiben Sie an B.M. (es braucht durchaus nicht ausführlich zu sein und legen meine Empfehlung – aber verschlossen dann bei)“. AK an MB, Zwickledt 6.2.43, zit. nach Bilger/Kubin, Briefwechsel, 53. Mit „B.M.“ ist vermutlich „Baron Mandelsloh“ gemeint. 326 In einem Brief vom April 1943 von Bilger hieß es: „Ich bekam den Meldebogen und frage an, ob man mit diesem noch etwas warten kann, da meine Sache der Reichskunstkammer zusteht, von der ich vorerst Bescheid u. Belege erwarten muss.“ MB an Irmtraut Bilger und Felix Heinzl, Taufkir- chen [vor 10.4.1943]. Hier zit. nach Bilger, Briefe an die Familie, unveröff. Transkript von Melchior Frommel. 327 Neue Galerie Graz, Eisenhutarchiv, Mappe Margret Bilger, Ernst August von Mandelsloh an MB, Gmunden 3.7.1943 (Kopie). Open-Access-Publikation im Sinne der Lizenz CC BY 4.0
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Zeitwesen Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
Titel
Zeitwesen
Untertitel
Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
Autor
Birgit Kirchmayr
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23310-7
Abmessungen
17.3 x 24.5 cm
Seiten
468
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 11
  2. Fragestellung und Ausgangsthesen 11
  3. Theoretische Bezugsrahmen 14
  4. Quellen 17
  5. „Zeitwesen“ oder: die ProtagonistInnen 20
  6. 1 Auto/Biographieforschung – KünstlerInnenforschung 33
    1. 1.1 Auto/Biographieforschung 33
      1. 1.1.1 Lebenslauf, Biographie, Autobiographie oder Auto/Biographie? 34
      2. 1.1.2 Auto/Biographie und Geschichtswissenschaft 39
      3. 1.1.3 Auto/Biographie und Geschlecht 47
    2. 1.2 Künstlerauto/biographie 51
      1. 1.2.1 Von Vasaris Viten bis „Inventing Leonardo“: Zur Geschichte der Künstlerbiographik 51
      2. 1.2.2 „Biographische Formeln“: Die „Legende vom Künstler“ 54
      3. 1.2.3 Geniekonzept und Autobiographical Life 59
    3. 1.3 Auto/Biographische Quellen 63
      1. 1.3.1 Autobiographie 65
      2. 1.3.2 Brief 66
      3. 1.3.3 Tagebuch 72
  7. 2 KünstlerInnen über sich 79
    1. 2.1 Alfred Kubin – ein autobiographical life 80
      1. 2.1.1 Der Künstler, sein Archivar und sein Nachlass 80
      2. 2.1.2 Die Autobiographie „Aus meinem Leben“ (1911–1952) 83
    2. 2.2 Oskar Kokoschka – der biographische „Jongleur“ 105
      1. 2.2.1 Der Künstler als Erzähler 105
      2. 2.2.2 Die Autobiographie „Mein Leben“ (1971) 109
    3. 2.3 Aloys Wach – Selbstbespiegelungen eines Suchenden 136
      1. 2.3.1 Autobiographisches in Tagebüchern und Briefen 136
      2. 2.3.2 „Biographische Notizen“ (1929) 138
    4. 2.4 Erika Giovanna Klien – Autobiographische Fragmente 150
      1. 2.4.1 Erklärungen zu einem Negativbefund 150
      2. 2.4.2 Die „Klessheimer Sendboten“ (1927) 154
    5. 2.5 Margret Bilger – Autobiographisches wider Willen 164
      1. 2.5.1 Versuch einer Verweigerung 164
      2. 2.5.2 Der „Lebensbericht“ (1968) 166
    6. 2.6 Erstes Resümee oder: Wie KünstlerInnen über sich schreiben und dabei „biographische Formeln“ verwenden 175
  8. 3 KünstlerInnen und gesellschaftliche Diskurse 179
    1. 3.1 Der Geschlechterdiskurs des frühen 20. Jahrhunderts 180
      1. 3.1.1 Alfred Kubin und die Misogynie der Moderne 185
      2. 3.1.2 „Mörder, Hoffnung der Frauen“: Oskar Kokoschka und die (modernen) Amazonen 206
      3. 3.1.3 Erika Giovanna Klien – schwierige Emanzipationswege einer „neuen“ Frau 214
      4. 3.1.4 Zerrissenheit und Identitätssuche – Geschlechterbilder bei Margret Bilger 220
    2. 3.2 Geschwindigkeit – Fortschrittseuphorie versus Kulturpessimismus 232
      1. 3.2.1 Alfred Kubins Traumstadt „Perle“ als Versuchsstation der Fortschrittsverweigerung 236
      2. 3.2.2 „Im Riesengefängnis New York“: Erika Giovanna Klien und ihr Verhältnis zu Stadt, Geschwindigkeit und Technik 245
      3. 3.2.3 Der Rückzug aufs Land: Alfred Kubin und Margret Bilger 256
      4. 3.2.4 „Haste nicht und raste nie. Sonst hastet die Neurasthenie“: ein Exkurs zum Nervendiskurs 264
    3. 3.3 Esoterik – Spirituelle Sinnsuche im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert 271
      1. 3.3.1 Alfred Kubin: Von der Ariosophie zum Buddhismus 277
      2. 3.3.2 Aloys Wach, die Kabbala und Jesus Christus als „Okkultist“ . . . . . . . 284 Exkurs: Die „Affäre Schappeller“ 291
    4. 3.4. Zweites Resümee oder: Welche Diskurse der Moderne die KünstlerInnen bewegten 308
  9. 4 KünstlerInnen und Politik – Von der Monarchie bis zum Nationalsozialismus 313
    1. 4.1 Die Legende vom unpolitischen Künstler – Zum Verständnis von Kunst und Politik bis 1945 315
    2. 4.2 Erster Weltkrieg und das Ende der k. u. k. Monarchie 319
      1. 4.2.1 Kubin, der Krieg und das Ende der „alten Ruhe“ 321
      2. 4.2.2 „Ich bin so froh, dass ich noch lebe“: Oskar Kokoschka und der Erste Weltkrieg 328
    3. 4.3 Zwischen den Kriegen: Revolution(en), Republik(en), „Ständestaat“ 349
      1. 4.3.1 Der „Kunstlump“ – Oskar Kokoschka und die (deutsche) Revolution 353
      2. 4.3.2 Aloys Wach und die Münchner Räterepublik 360
      3. 4.3.3 Aus der Distanz: Erika Giovanna Klien und die österreichische Zwischenkriegszeit 368
      4. 4.3.4 „Weil ich nicht in der Vaterlandspartei bin“: Positionen zum „Ständestaat“ bei Oskar Kokoschka und Alfred Kubin 373
    4. 4.4 Nationalsozialismus 382
      1. 4.4.1 „… diese stummen Geister der Auflehnung“: Alfred Kubin und der Nationalsozialismus 385
      2. 4.4.2 Oskar Kokoschka: Selbstbildnis eines „entarteten“ Künstlers 397
      3. 4.4.3 „22° Waage“: Aloys Wach und der Nationalsozialismus 404
      4. 4.4.4 „… hätte ich aber die conträren Gesinnungen“: Margret Bilger und der Nationalsozialismus 409
    5. 4.5 Drittes Resümee oder: Wie politisch waren die „unpolitischen“ KünstlerInnen? 422
  10. Dank 426
  11. Abkürzungsverzeichnis 428
  12. Tabellen- und Abbildungsverzeichnis 429
  13. Quellen- und Literaturverzeichnis 431
  14. Archive und Sammlungen 431
  15. Zeitungen/Zeitschriften/Jahrbücher 432
  16. Literatur und gedruckte Quellen 432
  17. Personenregister 463
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