Page - 232 - in „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ - Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945

III. Burschenschaftliche Ideologie in Österreich 232 Gegnerschaft des Bundes zu „reaktionären Kreisen“ im burschenschaftlichen Feld428 erwähnt , beschreibt sie damit einen Konflikt , in dem über in engem Sinn ideologische Fragen gar nicht gestritten wurde. Exkurs: Das Duellwesen in Österreich nach 1945 Von Andreas Mölzer stammt der Hinweis , dass trotz grundsätzlicher Beibehaltung der unbedingten Satisfaktion mit Waffe in Österreich es inzwischen ( 1980 ) „üblich“ ge- worden sei , dass der ein Duell Ausfechtende zu diesem Zweck vorübergehend aus sei- ner Verbindung ausscheide , um diese vor strafrechtlichen Konsequenzen zu schützen ( Zweikämpfe mit potenziell tödlichen Waffen gelten sowohl in Deutschland als auch in Österreich als sittenwidrig und somit illegal ) und den Regelungen der „gesamtdeut- schen“ Dachverbände Genüge zu tun.429 Auch würde zwar nach wie vor „häufig und bei jeder vermeintlichen oder kleineren Beleidigung zwischen Waffenstudenten“ Sa- tisfaktion gefordert , aufgrund der nach 1945 geltenden Regelungen zur Handhabung solcher Forderungen käme es aber nur „höchst selten und nur in wirklich ernsten An- gelegenheiten“ zur tatsächlichen Austragung von Duellen.430 Diese Behauptung ist mit Blick auf die zeitgenössischen Tarnformen des Duells zu relativieren. Die sogenannten Verabredungsmensuren ( als ‚persönliche Contraha- gen‘ zwischen zwei Korporierten oder als ‚Hatzen‘ zwischen zwei Verbindungen ) ge- mahnen insofern an die Austragung von Ehrenhändeln , als ihnen ein Konflikt ( etwa aufgrund einer als beleidigend empfundenen Aussage ) zugrunde zu liegen pflegt , der auf diesem Weg bereinigt werden soll. Zwar pochen Korporierte üblicherweise auf „grundsätzliche Unterschiede“ zwischen jeder Art der Mensur einerseits und Ehren- angelegenheiten andererseits431 ; doch notieren bisweilen auch verbindungsstudentische Quellen faktische Tendenzen , „Hatz und Kontrahage als ( … ) Mittel zur verschleier- 428 Oberösterreicher Germanen 1994 , 13 ( dabei verweisend auf die Vorläuferchronik von 1967 , 161–166 ). 429 Mölzer 1980 , 80 f. Vgl. generell zur Thematik ebd., 39–86 zu Mensur und Duell oder , weitgehend sich mit den dortigen Ausführungen überschneidend , Mölzer 1994b ( v. a. 134 f. und 140–149 ). 430 Vgl. Mölzer 1980 , 81 f. ( Zitat : 82 ). Schon 1960 sprach Arminia Graz im Namen der DBÖ gegenüber der DB von „seltenen Ausnahmefällen“ ( BAK , DB 9 , B. VI.15 [ B ], Arbeitsunterlagen zur Verbändetagung von DB und DBÖ 1960 , 8 ). 431 Vgl. etwa BAK , DB 9 , B. VI.15 [ B ], Niederschrift der Verbändetagung von DB und DBÖ 1959 , 3. Auch Scheichl argumentiert im Interview vom 8. 6. 2012 gegen eine Wahrnehmung der Verabredungsmensu- ren als getarnte Duelle und verweist dabei auf Unterschiede in der Form ( etwa der eingesetzten Hieb- waffe ) wie auch im Zweck : Zwar dienten Hatz und Contrahage der Beilegung von Konflikten , nicht aber der Wiederherstellung von ‚Ehre‘ infolge einer Beleidigung derselben.