Page - 521 - in „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ - Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945

V.5 Parteienkooperation und Koalitionsoptionen 521 ( und auch von diesen meist nur auf journalistische Nachfrage hin ) geleistet ; auch auf dem Gebiet des freiheitlichen Südtirol-Aktivismus hat sich ein kaum herausgeforder- tes Korporierten-Monopol etabliert.278 V.5 Parteienkooperation und Koalitionsoptionen Für eine Partei mit Gestaltungsanspruch , die zeit ihres Bestehens nie auch nur an- nähernd in die Nähe einer absoluten Mehrheit gelangte , war die Frage nach mög- lichen und wünschenswerten KooperationspartnerInnen stets präsent. Die potenziel- len Antworten waren über Jahrzehnte auf die beiden anderen Lager- bzw. historischen Großparteien der Zweiten Republik , ÖVP und SPÖ , beschränkt. Wenn auch im Rah- men dieses Buches das Verhältnis der völkischen Korporationen zu diesen Parteien nicht umfassend behandelt werden kann279 , soll in diesem Abschnitt doch zumin- dest ein Aspekt dieses Verhältnisses erörtert werden : die Frage , welchen Einfluss Kor- porierte auf die Koalitionspräferenzen und das Verhalten der FPÖ gegenüber den ge- nannten Parteien nahmen. Welcher Großpartei der Vorzug zu geben sei , war aus völkischer Sicht durchaus nicht zweifelsfrei zu entscheiden. Schon in historischer Sicht ließen sich für und ge- gen jede der beiden gewichtige Argumente ins Treffen führen. Im Fall der ÖVP wirk- ten die Erfahrungen des akademischen Kulturkampfes der Jahrhundertwende ( und in einem weiteren Sinn die traditionelle Frontstellung des ‚national-freiheitlichen‘ Lagers gegen den Klerikalismus ) ebenso trennend wie die Verfolgungserlebnisse aus der Zeit des Ständestaats. Der Kulturkampf lag zwar weiter zurück als Letzterer , erfuhr aus Sicht vieler Korporierter nach 1945 jedoch eine Reaktualisierung durch den großen Einfluss , den der ÖCV in der ÖVP von deren Gründung an erlangte. Auf studierendenpoliti- scher Ebene entsprach dem die beherrschende Stellung des seinerseits von katholischen Korporierten dominierten Wahlblocks in der ÖH bis in die späten 1960er-Jahre hinein , dem der RFS sich als wichtigste Oppositionsgruppierung gegenüber sah. Gerade die „tiefe Abneigung gegen den CV“ habe , so Sigurd Scheichl , zu jenen Einstellungen ge- hört , die auch noch in der Nachkriegszeit „alle Burschenschafter gemeinsam“ gehabt hätten und denen somit identitätsstiftende Wirkung zugekommen sei.280 Als verbin- 278 Vgl. etwa das ‚FPÖ-Kommuniqé zum Tiroler Gedenkjahr 1809–2009‘ , gezeichnet von den Korporier- ten Mölzer , Strache , Neubauer und Graf ( APA-OTS0079 vom 11. 3. 2009 ). 279 Vgl. umgekehrt zum Verhalten von SPÖ und ÖVP gegenüber dem Rechtsextremismus in Österreich Pelinka 1993 ( bzw. gegenüber der FPÖ : ebd., 471 f. ). 280 Interview vom 8. 6. 2012. Auch Frischenschlager nennt die Gegnerschaft zum ÖCV und zum Wahlb- lock als wichtigen Einflussfaktor auf die Haltung völkischer Korporierter zur ÖVP. Mit dem ebenfalls oppositionellen Verband Sozialistischer Studenten Österreichs ( VSStÖ ) habe der RFS zu seiner Zeit ein