Page - 341 - in „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ - Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
Image of the Page - 341 -
Text of the Page - 341 -
IV.1 Burschenschaftliche Betätigung im politischen Sinn
341
ler-Feiern‘ 1959 in Wien.20 Mutmaßlich an das SED-Regime richtete sich 1978 eine
Unterschriftenaktion des WKR „zur Einhaltung der Menschenrechte“ in der DDR.21
Im selben Jahr machte ein von der ARGE WBL organisierter Demonstrationszug zur
Südtirolfrage nicht nur am Ballhausplatz halt , sondern auch bei der italienischen Bot-
schaft
– während 1990 der WKR zum Marsch auf die Botschaft Jugoslawiens in Wien
aufrief , um „ ‚Freiheit für Slowenien und Kroatien‘ “ sowie deren völkerrechtliche An-
erkennung durch Österreich zu fordern.22
Mit dem Eintritt in die DB konnten die österreichischen Bünde auch über Vorstöße
dieses Verbandes gegenüber der bundesdeutschen Regierung mitbestimmen. Nicht selten
wurden sie auch mit eigenen politischen Initiativen in der DB aktiv
– einmal mehr sind
hierbei Olympia und die Oberösterreicher Germanen als besonders engagiert zu erwähnen ,
wobei Erstere , wie schon in der DBÖ , ‚volkstumspolitische‘ Fragen forcierte und dabei ,
den Dachverband im Rücken , das Spektrum ihrer appellativen Politik geographisch er-
weiterte. So erwirkte sie etwa am Burschentag 1991 u. a. einen Beschluss „zu den Rech-
ten der deutschen Volksgruppen in Polen“23 , 1995 beschloss die DB auf Olympen-Initi-
ative u. a. eine Resolution zur Aufhebung der sogenannten ‚Beneš-Dekrete‘ und gegen
den EU-Beitritt von „Staaten ( … ), die nicht dem rechtlichen und zivilisatorischen Stan-
dard der EU entsprechen“.24 Weiters sollte nach Vorstellungen der Olympen eine Auf-
forderung an die österreichische Bundesregierung ergehen , „mit Ausnahme einiger we-
niger Einzelfälle keine weiteren Aufenthaltsgenehmigungen für Ausländer auszustellen
und eine sanfte Rückführung der Ausländer in die Wege zu leiten“.25 In jenem Maße , in
dem die österreichischen Bünde ihre verbandspolitischen Energien in die DB verlager-
ten , kam auch die Resolutionspolitik der DBÖ zum Stillstand.
IV.1.2 ‚Grenzlandarbeit‘26
Grenzlandarbeit bezeichnet im burschenschaftlichen Sprachgebrauch den Einsatz für
deutsche Volksgruppen in gemischtsprachigen Gebieten im In- und Ausland. Biswei-
20 Libertas 1967 , 138. Den Höhepunkt der Feiern zum 200. Geburtstag des Dichters stellte ein Umzug in
der Wiener Innenstadt dar , der als „erste( s ) große( s ) und gemeinsame( s ) Auftreten der rechtsextremen
Vereinigungen“ Österreichs nach 1945 beschrieben wurde ( Dworczak 1979 , 122 ; vgl. ebd., 122 f. ).
21 ÖGZ , OR / ARGE WKR ( Mappe 24 ), Flugblatt vom Juni 1978 zur Ausstellung „Volksaufstand in der
‚DDR‘ “ im Neuen Institutsgebäude Wien.
22 Vgl. Oberösterreicher Germanen 1994 , 140 bzw. 175. Am Tag nach der Wiener Jugoslawien-Demonstration
fand eine „ähnliche Veranstaltung“ in Graz statt
– die Oberösterreicher Germanen waren auch dort vertreten.
23 Dvorak 1996 , 75.
24 Ebd., 77.
25 Zit. n. Kuhn 2002 , 84.
26 Gemessen am Umfang dieses Tätigkeitsbereiches ( bzw. der von burschenschaftlicher Seite darin investier-
ten finanziellen und zeitlichen Ressourcen ) ist das ihm gewidmete Unterkapitel verhältnismäßig kurz gera-
„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
- Subtitle
- Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
- Author
- Bernhard Weidinger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79600-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Burschenschaft, Studentenverbindung, Männerbund, Deutschnationalismus, Nationalismus, Rechtsextremismus, Konservatismus, Südtirol, Hochschulpolitik, VDU (Verband der Unabhängigen), FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs)
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- I. Einleitung 11
- II. Nationalsozialismus und postnazistische Restauration 45
- II.1 Völkische Korporierte im (und für den) Nationalsozialismus 45
- II.2 Korporationen und ‚Entnazifizierung‘ 52
- II.3 Die Wiedererrichtung der Bünde 56
- II.4 Rückeroberung von Öffentlichkeit 71
- II.5 Burschenschaftliche Vergangenheitsbewältigung 80
- II.5.1 Die erste Bestandsaufnahme Günther Berkas (1950/51) 83
- II.5.2 Die Auseinandersetzung um das ‚burschenschaftliche Geschichtsbild‘ (ab 1956) 90
- II.5.3 Burschenschaftliche Gedenkpolitik 96
- Exkurs: Zur Spezifik burschenschaftlicher Vergangenheitsbewältigung in Österreich 107
- II.5.4 Die Feldpost-Anthologie der Oberösterreicher Germanen (1967) 110
- Exkurs: Die Sprache der Vergangenheit 112
- II.5.5 Generationenverhältnis zwischen Konflikt und Konformismus 114
- II.5.6 Vergangenheitsbewältigung um die Jahrtausendwende 124
- II.5.7 Schlussbetrachtungen 127
- III. Burschenschaftliche Ideologie in Österreich 133
- III.1 Die Burschenschaften in Österreich als politische Vereinigungen 133
- III.2 Der burschenschaftliche Auftrag an den Einzelnen 150
- III.3 Burschenschaftliche Erziehung 164
- III.3.1 Der burschenschaftliche Erziehungsauftrag 164
- III.3.2 Ebenen und Orte burschenschaftlicher Erziehung 171
- III.3.3 Funktionen und Konsequenzen 177
- III.4 Politisch-ideologische Heterogenität und burschenschaftlicher Corpsgeist 181
- III.4.1 Meinungsvielfalt und -hegemonie 181
- Exkurs: Zur relativen Abweichung der Oberösterreicher Germanen 186
- III.4.2 Konflikt und Kontroversen 191
- III.4.3 Die Außenwahrnehmung: Burschenschaften als Monolith 201
- III.4.4 Ursachen und Folgen burschenschaftlicher ‚Geschlossenheit‘ 210
- III.5 Wandel und Beharrung 213
- III.5.1 Burschenschaften zwischen Avantgarde und Reaktion 214
- III.5.2 Die Restaurationsphase: weiter (fast) wie bisher 220
- III.5.3 Die 1960er-Jahre: Weckrufe und Reformanläufe 225
- III.5.4 Der Streit um die Ehrenordnung 229
- Exkurs: Das Duellwesen in Österreich nach 1945 232
- III.5.5 Die 1970er-Jahre: Aufbruchsstimmung und Backlash 233
- III.5.6 Gründe der Wandlungsresistenz 236
- III.6 Selbstbild: Gegen-Elite 249
- III.7 Völkischer Nationalismus als weltanschaulicher Angelpunkt 273
- III.8 Burschenschaften und Demokratie 302
- III.8.4 Der Einzelbund: ein ‚Parlament im Kleinen‘? 319
- III.8.5 Individuum und Kollektiv 326
- IV. Praxis burschenschaftlicher Politik 335
- IV.1 Burschenschaftliche Betätigung im politischen Sinn 335
- IV.2 Burschenschaftliche Betätigung im metapolitischen Sinn 355
- IV.2.1 Gegen ‚Zeitgeist‘ und ‚Umerziehung‘: Frühe burschenschaftliche Metapolitik 355
- IV.2.2 Wider die ‚österreichische Nation‘ 360
- IV.2.3 Gegen ‚Geschichtslügen‘: Burschenschaftliche Geschichtspolitik 365
- IV.2.4 Einsatz für ‚das Deutschtum‘: die ‚Volkstumspolitik‘ der Burschenschaften 374
- IV.2.5 ‚ Nach außen wirken‘: burschenschaftliche Publizistik und Öffentlichkeitsarbeit 377
- IV.2.6 ‚Neue Rechte‘ gegen ‚Neue Linke‘? 386
- IV.2.7 Rezeption der ‚Neuen Rechten‘ 399
- IV.2.8 Burschenschaftliche Metapolitik um die Jahrtausendwende 412
- IV.3 Burschenschaftliche Südtirol-Politik 416
- V. Burschenschaften und politische Parteien 443
- V.1 Völkische Korporationen als freiheitliche Kaderschmieden: eine statistische Annäherung 448
- V.2 Zur Überparteilichkeit des Burschenschaftswesens in Österreich 476
- V.3 Flügelkämpfe und Personaldebatten 489
- V.4 Programmatik und Policy-Ebene 511
- V.5 Parteienkooperation und Koalitionsoptionen 521
- V.6 Funktionen der FPÖ für die völkischen Korporationen 532
- V.7 Funktionen des völkischen Korporationswesens für die FPÖ 541
- V.8 Völkische Verbindungen und FPÖ: prekäre Interessengemeinschaft auf Gegenseitigkeit 550
- VI. Abschließende Überlegungen 557
- Anhang
- Literatur, publizierte Quellen, Chroniken und Festschriften 581
- Archive und Archivalien 603
- Verbindungsstudentische, völkische und freiheitliche Periodika 608
- Tabelle und Diagramme 609
- Zitierte eigene Interviews 609
- Abkürzungsverzeichnis 610
- Glossar: Organisationen, Organe, verbindungsstudentische Begriffe 612
- Personenregister 619