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IV. Praxis burschenschaftlicher Politik
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Privatperson sowohl bei Amalthea als auch bei Stocker223 , während Wolfgang Dvo-
rak-Stocker in der Aula schreibt und sich , ebenso wie Fleissner und Peter Weiß , in
Mölzers W3-Verlagsgesellschaft einkauft.224 Diese
– hier nur unvollständig referierten
–
Verbindungen sind schon aufgrund der überschaubaren Größe Österreichs und seiner
rechtsextremen Szene nicht weiter überraschend. Es kann allerdings davon ausgegan-
gen werden , dass die gemeinsame verbindungsstudentische Sozialisation der handeln-
den Personen und über diese Sozialisation gestiftete Kontakte den Aufbau derart en-
ger Beziehungen zusätzlich begünstigten.
IV.2.6 ‚Neue Rechte‘ gegen ‚Neue Linke‘?225
Wie schon an verschiedenen Stellen ausgeführt , motivierten das Aufkommen der
‚Neuen Linken‘ und damit ( sowie mit Veränderungen der politischen Großwetter-
lage und der sozialen Zusammensetzung der StudentInnenschaft ) einhergehende Ver-
schiebungen der studentischen Meinungshegemonie Burschenschafter zu verstärktem
( meta-)politischen Aktivismus : Das universitäre Feld , konkret : die Masse der politisch
wenig festgelegten Studierenden , sollte nicht dem Einfluss der NeomarxistInnen über-
lassen werden. Nicht von ungefähr wurden die ideellen und strategischen Grundlagen
einer ‚Neuen Rechten‘
– d. h. die entsprechenden Adaptionen traditionell-rechtsextre-
men Denkens – in Frankreich und Deutschland ab Ende der 1960er-Jahre ersonnen ,
also in zwei Ländern , die zu dieser Zeit unter dem Eindruck starker linker Studieren-
denbewegungen standen. Innerhalb der österreichischen extremen Rechten erlangten
solche Konzepte zunächst keine und auch später nur beschränkte Relevanz , was zu-
nächst auf die relative Schwäche der Herausforderung durch die ‚Neue Linke‘ hier-
zulande , in späteren Jahren v. a. auf die ( auch parteiförmige ) Stärke des traditionellen
Rechtsextremismus zurückzuführen war.226
223 Vgl. Drack 2008 , 50.
224 Vgl. http://www.doew.at/erkennen/rechtsextremismus/neues-von-ganz-rechts/Archiv/August2004/
neue-ordnung-feiert-antisemiten bzw. http://www.doew.at/erkennen/rechtsextremismus/neues-von-
ganz-rechts/Archiv/november2001/zur-zeit-feierte-geburtstag.
225 Aus darstellungs- bzw. leseökonomischen Gründen werden in diesem Abschnitt verschiedene Aspekte
des burschenschaftlichen Einsatzes ‚gegen links‘ zusammengefasst , was
– mehr noch als anderswo
– die
Sphären von ‚Politik‘ und ‚Metapolitik‘ verschwimmen lässt. Streckenweise drehen die Darstellungen
sich daher mehr um physische als um ideelle Bodengewinne , bisweilen um einen Kampf der Fäuste an-
statt der Köpfe. Zur ideologischen Grundlegung des Feindbildes ‚Linke‘ im Antiegalitarismus vgl. die
Kapitel I.5 und III.8.2. Zur Konfrontation von Studentenverbindungen und ‚68ern‘ in Deutschland vgl.
Stickler 2013.
226 Vgl. Schiedel 1998 , 233 und Bailer 2004 , 167 f. Metapolitik als ‚Mensur der Geister‘ , als Pflege gesamt-
gesellschaftlicher wie auch kleinräumiger Meinungsklimata im Sinne der späteren Erringung politi-
scher Herrschaft , wurde nichtsdestotrotz betrieben. So äußerte ein Alter Herr der Innsbrucker Germa-
„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
- Subtitle
- Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
- Author
- Bernhard Weidinger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79600-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Burschenschaft, Studentenverbindung, Männerbund, Deutschnationalismus, Nationalismus, Rechtsextremismus, Konservatismus, Südtirol, Hochschulpolitik, VDU (Verband der Unabhängigen), FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs)
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- I. Einleitung 11
- II. Nationalsozialismus und postnazistische Restauration 45
- II.1 Völkische Korporierte im (und für den) Nationalsozialismus 45
- II.2 Korporationen und ‚Entnazifizierung‘ 52
- II.3 Die Wiedererrichtung der Bünde 56
- II.4 Rückeroberung von Öffentlichkeit 71
- II.5 Burschenschaftliche Vergangenheitsbewältigung 80
- II.5.1 Die erste Bestandsaufnahme Günther Berkas (1950/51) 83
- II.5.2 Die Auseinandersetzung um das ‚burschenschaftliche Geschichtsbild‘ (ab 1956) 90
- II.5.3 Burschenschaftliche Gedenkpolitik 96
- Exkurs: Zur Spezifik burschenschaftlicher Vergangenheitsbewältigung in Österreich 107
- II.5.4 Die Feldpost-Anthologie der Oberösterreicher Germanen (1967) 110
- Exkurs: Die Sprache der Vergangenheit 112
- II.5.5 Generationenverhältnis zwischen Konflikt und Konformismus 114
- II.5.6 Vergangenheitsbewältigung um die Jahrtausendwende 124
- II.5.7 Schlussbetrachtungen 127
- III. Burschenschaftliche Ideologie in Österreich 133
- III.1 Die Burschenschaften in Österreich als politische Vereinigungen 133
- III.2 Der burschenschaftliche Auftrag an den Einzelnen 150
- III.3 Burschenschaftliche Erziehung 164
- III.3.1 Der burschenschaftliche Erziehungsauftrag 164
- III.3.2 Ebenen und Orte burschenschaftlicher Erziehung 171
- III.3.3 Funktionen und Konsequenzen 177
- III.4 Politisch-ideologische Heterogenität und burschenschaftlicher Corpsgeist 181
- III.4.1 Meinungsvielfalt und -hegemonie 181
- Exkurs: Zur relativen Abweichung der Oberösterreicher Germanen 186
- III.4.2 Konflikt und Kontroversen 191
- III.4.3 Die Außenwahrnehmung: Burschenschaften als Monolith 201
- III.4.4 Ursachen und Folgen burschenschaftlicher ‚Geschlossenheit‘ 210
- III.5 Wandel und Beharrung 213
- III.5.1 Burschenschaften zwischen Avantgarde und Reaktion 214
- III.5.2 Die Restaurationsphase: weiter (fast) wie bisher 220
- III.5.3 Die 1960er-Jahre: Weckrufe und Reformanläufe 225
- III.5.4 Der Streit um die Ehrenordnung 229
- Exkurs: Das Duellwesen in Österreich nach 1945 232
- III.5.5 Die 1970er-Jahre: Aufbruchsstimmung und Backlash 233
- III.5.6 Gründe der Wandlungsresistenz 236
- III.6 Selbstbild: Gegen-Elite 249
- III.7 Völkischer Nationalismus als weltanschaulicher Angelpunkt 273
- III.8 Burschenschaften und Demokratie 302
- III.8.4 Der Einzelbund: ein ‚Parlament im Kleinen‘? 319
- III.8.5 Individuum und Kollektiv 326
- IV. Praxis burschenschaftlicher Politik 335
- IV.1 Burschenschaftliche Betätigung im politischen Sinn 335
- IV.2 Burschenschaftliche Betätigung im metapolitischen Sinn 355
- IV.2.1 Gegen ‚Zeitgeist‘ und ‚Umerziehung‘: Frühe burschenschaftliche Metapolitik 355
- IV.2.2 Wider die ‚österreichische Nation‘ 360
- IV.2.3 Gegen ‚Geschichtslügen‘: Burschenschaftliche Geschichtspolitik 365
- IV.2.4 Einsatz für ‚das Deutschtum‘: die ‚Volkstumspolitik‘ der Burschenschaften 374
- IV.2.5 ‚ Nach außen wirken‘: burschenschaftliche Publizistik und Öffentlichkeitsarbeit 377
- IV.2.6 ‚Neue Rechte‘ gegen ‚Neue Linke‘? 386
- IV.2.7 Rezeption der ‚Neuen Rechten‘ 399
- IV.2.8 Burschenschaftliche Metapolitik um die Jahrtausendwende 412
- IV.3 Burschenschaftliche Südtirol-Politik 416
- V. Burschenschaften und politische Parteien 443
- V.1 Völkische Korporationen als freiheitliche Kaderschmieden: eine statistische Annäherung 448
- V.2 Zur Überparteilichkeit des Burschenschaftswesens in Österreich 476
- V.3 Flügelkämpfe und Personaldebatten 489
- V.4 Programmatik und Policy-Ebene 511
- V.5 Parteienkooperation und Koalitionsoptionen 521
- V.6 Funktionen der FPÖ für die völkischen Korporationen 532
- V.7 Funktionen des völkischen Korporationswesens für die FPÖ 541
- V.8 Völkische Verbindungen und FPÖ: prekäre Interessengemeinschaft auf Gegenseitigkeit 550
- VI. Abschließende Überlegungen 557
- Anhang
- Literatur, publizierte Quellen, Chroniken und Festschriften 581
- Archive und Archivalien 603
- Verbindungsstudentische, völkische und freiheitliche Periodika 608
- Tabelle und Diagramme 609
- Zitierte eigene Interviews 609
- Abkürzungsverzeichnis 610
- Glossar: Organisationen, Organe, verbindungsstudentische Begriffe 612
- Personenregister 619