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Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen | 53
dere bei undatierten Überlieferungen kann die Beachtung der im Papier erkennbaren
Wasserzeichen ein ganz entscheidendes Hilfsmittel für deren zeitliche Einordnung,
und zwar als Terminus post quem darstellen. Voraussetzung dafür sind die Grundla-
genarbeiten von Forscherpersönlichkeiten wie Charles- Moïse Briquet (1839–1918)
und insbesondere Gerhard Piccard (eigentlich Gerhard August Karl Bickert ; 1909–
1989). Auf Piccard geht die Wasserzeichenkartei des Hauptstaatsarchivs Stuttgart (ca.
92.000 Belege) zurück, die jetzt in erweiterter Form online verfügbar ist.143 Ebenso
als maßgebliches Hilfsmittel anzuführen ist die vom Institut für Mittelalterforschung,
Abteilung Schrift- und Buchwesen, der Österreichischen Akademie der Wissenschaf-
ten bereitgestellte online-Kartei »WZMA – Wasserzeichen des Mittelalters«.144 Vor
allem diese beiden online-verfügbaren Nachschlagewerke bieten die Möglichkeit, für
die in undatierten Werken verwendeten Papiere des späten Mittelalters und der frü-
hen Neuzeit eine zeitliche Einordnung durchzuführen. Dabei ist in Rechnung zu stel-
len, dass Papiere, für die sich Datierungen in einem Abstand von einigen Dezennien
nachweisen lassen, wohl kaum allzu lange nach den letzten bzw. jüngsten Belegen
weiter Verwendung gefunden haben.
Letztlich war es nicht zum Wenigsten die Beachtung der Wasserzeichen in den
»Angielini«-Atlanten, die nicht unwesentlich dazu beigetragen hat, Meinungen der äl-
teren Forschung über eine Datierung dieser Kartenwerke in die Mitte des 17. Jahr-
hunderts zu korrigieren.145 Betrachtet man sämtliche der in den fünf Handschriften
vorkommenden Wasserzeichen, so gilt zunächst für alle durchgehend, dass sich die ver-
wendeten Papiere auf die Mitte bzw. annähernd das dritte Viertel des 16. Jahrhunderts
datieren lassen. Auffällig bleibt dabei, dass idente Papiersorten in mehreren der fünf
Atlanten vorkommen : So lässt sich Wasserzeichen A des Dresdner Atlas Nr. 11 auch
im Wiener Atlas Cod. 8609 Han nachweisen, und auf das zweite in ebendiesem Dresd-
ner Atlas Nr. 11 vorkommende Wasserzeichen B trifft man auch im Karlsruher Atlas
(Wasserzeichen A). Die drei »großen« Atlanten, Dresden Nr. 11, Karlsruhe und Wien
Cod. 8609 Han, die sich insbesondere dadurch auszeichnen, dass sie nicht nur Festungs-
grundrisse und -ansichten, sondern auch chorografische Karten enthalten, sind somit im
Hinblick auf die in ihnen verwendeten Papiere miteinander verschränkt bzw. verbunden,
wobei als Schnitt- oder Nahtstelle am ehesten der Dresdner Atlas anzusprechen ist.
143 Siehe dazu : http://www.piccard-online.de/start.php bzw. http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/
index.php (22.11.2014).
144 Siehe dazu : http://www.ksbm.oeaw.ac.at/wz/wzma.php (22.11.2014).
145 Maßgeblich dafür sind die Ausführungen in den Arbeiten von Brichzin, Ungarnkarte. – Kljajić/
Lapaine, Some Problems, 48, nennen unter Hinweis auf eine kroatische Dissertation von 1994 (siehe
unten Anm. 162) richtig insgesamt neun Wasserzeichen für sämtliche fünf Atlanten, die allesamt in
das 16. Jh. zu datieren sind.
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499