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Zeitwesen - Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
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| 3 KünstlerInnen und gesellschaftliche Diskurse296 und in das auch örtliche Handwerker und Arbeiter eingebunden waren. Aufgrund des ausbleibenden Erfolgs wurden die Interpretationen zur Grabungsstelle immer abstruser: Aus dem Hunnengrab wurde das versunkene Atlantis, Aurolzmünster würde zum Sitz eines neuen Papsttums, außerdem würde man unfassbare Schätze bergen, wofür es Versprechen auf 300fache Zinsen für weitere Geldgeber geben sollte. Auch Schappellers Tochter Anna, genannt Anschy, wurde in diesem Zusam- menhang missbraucht. Sie fungierte quasi kaserniert im Schloss als Medium und gab den Schatzgräbern Anleitungen.371 Einer der Geldgeber, der sich von Schappellers Phantasien beeindrucken ließ, war Aloys Wach. Der Künstler dürfte schon in den 1920er-Jahren mit Schappeller bekannt gewesen sein, er behauptet von sich, einer der ersten gewesen zu sein, der in einem Zeitungsartikel auf Schappellers Entdeckungen rund um die „Raumkraft“ aufmerksam gemacht habe.372 Aus einem Terminkalender im Nachlass Schappel- ler lässt sich auch ein zweitägiger Besuch Wachs im November 1927 (oder 1928) nachweisen.373 Wachs spirituelles Interesse machten Schappeller, seine Tochter, sein Umfeld und auch die prophezeiten Entdeckungen für diesen sicherlich attraktiv. In Schappellers Nachlass findet sich eine Abschrift eines Auszugs aus Éliphas Lévis „Geschichte der Magie“, ganz offenbar von Aloys Wach übergeben und von diesem handschriftlich mit „Für Herrn Schappeller“ signiert. Der betreffende Textauszug lautet: „Philostratos spricht vom philosophischen Stein, den er verschiedentlich ‚Stein‘ oder ‚Licht‘ nennt. Keinem Profanen ist es erlaubt, ihn zu suchen, denn er verschwindet, wenn man ihn nicht zu nehmen weiss. Die Weisen allein vermögen den Stein zu finden, der Nachts das brennende und funkelnde Aussehen des Feuers hat, am Tage aber blendet. Dieses Licht ist ein überfeiner Stoff von wunderbarer Kraft, denn es zieht alles in der Nähe befindlich an (Philostratos ‚Leben des Appolonius [sic] von Tyana, 3. Buch, Kap. 46). Nach den Geheimlehren des Appolonius [sic] ist also der philosophische Stein nichts anderes 371 Carl Schappellers Tochter Anna wurde 1903 geboren, nach der Übersiedlung nach Aurolzmünster verbrachte sie dort zurückgezogen von der Öffentlichkeit ihr gesamtes Leben bis zu ihrem Tod im Jahr 1955. Seriöse Mitteilungen über ihr Leben fehlen weitgehend. In einem 2012 erschienen Roman wird sie schwülstig zur erotischen Kindfrau stilisiert. Vgl. Ernest Simharl, Das Geheimnis der Ur-Kraft. Carl Schappeller und das Medium Antschi [sic], o.O. 2010. 372 Vgl. Wach, Schin, der Herr der Zahl 22, 112. Mit dem Zeitungsartikel ist vermutlich ein offener Brief Wachs gemeint, der im Linzer Volksblatt 18.7.1925 publiziert wurde und in dem der Künstler um Unterstützung für Schapeller warb. 373 OÖLA, NL Schappeller, Sch. 11, Kalenderfragment mit Eintrag „Besuch Maler Wach“ am 23. u. 24.11. [1927 oder 1928]. Open-Access-Publikation im Sinne der Lizenz CC BY 4.0
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Zeitwesen Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
Titel
Zeitwesen
Untertitel
Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
Autor
Birgit Kirchmayr
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23310-7
Abmessungen
17.3 x 24.5 cm
Seiten
468
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 11
  2. Fragestellung und Ausgangsthesen 11
  3. Theoretische Bezugsrahmen 14
  4. Quellen 17
  5. „Zeitwesen“ oder: die ProtagonistInnen 20
  6. 1 Auto/Biographieforschung – KünstlerInnenforschung 33
    1. 1.1 Auto/Biographieforschung 33
      1. 1.1.1 Lebenslauf, Biographie, Autobiographie oder Auto/Biographie? 34
      2. 1.1.2 Auto/Biographie und Geschichtswissenschaft 39
      3. 1.1.3 Auto/Biographie und Geschlecht 47
    2. 1.2 Künstlerauto/biographie 51
      1. 1.2.1 Von Vasaris Viten bis „Inventing Leonardo“: Zur Geschichte der Künstlerbiographik 51
      2. 1.2.2 „Biographische Formeln“: Die „Legende vom Künstler“ 54
      3. 1.2.3 Geniekonzept und Autobiographical Life 59
    3. 1.3 Auto/Biographische Quellen 63
      1. 1.3.1 Autobiographie 65
      2. 1.3.2 Brief 66
      3. 1.3.3 Tagebuch 72
  7. 2 KünstlerInnen über sich 79
    1. 2.1 Alfred Kubin – ein autobiographical life 80
      1. 2.1.1 Der Künstler, sein Archivar und sein Nachlass 80
      2. 2.1.2 Die Autobiographie „Aus meinem Leben“ (1911–1952) 83
    2. 2.2 Oskar Kokoschka – der biographische „Jongleur“ 105
      1. 2.2.1 Der Künstler als Erzähler 105
      2. 2.2.2 Die Autobiographie „Mein Leben“ (1971) 109
    3. 2.3 Aloys Wach – Selbstbespiegelungen eines Suchenden 136
      1. 2.3.1 Autobiographisches in Tagebüchern und Briefen 136
      2. 2.3.2 „Biographische Notizen“ (1929) 138
    4. 2.4 Erika Giovanna Klien – Autobiographische Fragmente 150
      1. 2.4.1 Erklärungen zu einem Negativbefund 150
      2. 2.4.2 Die „Klessheimer Sendboten“ (1927) 154
    5. 2.5 Margret Bilger – Autobiographisches wider Willen 164
      1. 2.5.1 Versuch einer Verweigerung 164
      2. 2.5.2 Der „Lebensbericht“ (1968) 166
    6. 2.6 Erstes Resümee oder: Wie KünstlerInnen über sich schreiben und dabei „biographische Formeln“ verwenden 175
  8. 3 KünstlerInnen und gesellschaftliche Diskurse 179
    1. 3.1 Der Geschlechterdiskurs des frühen 20. Jahrhunderts 180
      1. 3.1.1 Alfred Kubin und die Misogynie der Moderne 185
      2. 3.1.2 „Mörder, Hoffnung der Frauen“: Oskar Kokoschka und die (modernen) Amazonen 206
      3. 3.1.3 Erika Giovanna Klien – schwierige Emanzipationswege einer „neuen“ Frau 214
      4. 3.1.4 Zerrissenheit und Identitätssuche – Geschlechterbilder bei Margret Bilger 220
    2. 3.2 Geschwindigkeit – Fortschrittseuphorie versus Kulturpessimismus 232
      1. 3.2.1 Alfred Kubins Traumstadt „Perle“ als Versuchsstation der Fortschrittsverweigerung 236
      2. 3.2.2 „Im Riesengefängnis New York“: Erika Giovanna Klien und ihr Verhältnis zu Stadt, Geschwindigkeit und Technik 245
      3. 3.2.3 Der Rückzug aufs Land: Alfred Kubin und Margret Bilger 256
      4. 3.2.4 „Haste nicht und raste nie. Sonst hastet die Neurasthenie“: ein Exkurs zum Nervendiskurs 264
    3. 3.3 Esoterik – Spirituelle Sinnsuche im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert 271
      1. 3.3.1 Alfred Kubin: Von der Ariosophie zum Buddhismus 277
      2. 3.3.2 Aloys Wach, die Kabbala und Jesus Christus als „Okkultist“ . . . . . . . 284 Exkurs: Die „Affäre Schappeller“ 291
    4. 3.4. Zweites Resümee oder: Welche Diskurse der Moderne die KünstlerInnen bewegten 308
  9. 4 KünstlerInnen und Politik – Von der Monarchie bis zum Nationalsozialismus 313
    1. 4.1 Die Legende vom unpolitischen Künstler – Zum Verständnis von Kunst und Politik bis 1945 315
    2. 4.2 Erster Weltkrieg und das Ende der k. u. k. Monarchie 319
      1. 4.2.1 Kubin, der Krieg und das Ende der „alten Ruhe“ 321
      2. 4.2.2 „Ich bin so froh, dass ich noch lebe“: Oskar Kokoschka und der Erste Weltkrieg 328
    3. 4.3 Zwischen den Kriegen: Revolution(en), Republik(en), „Ständestaat“ 349
      1. 4.3.1 Der „Kunstlump“ – Oskar Kokoschka und die (deutsche) Revolution 353
      2. 4.3.2 Aloys Wach und die Münchner Räterepublik 360
      3. 4.3.3 Aus der Distanz: Erika Giovanna Klien und die österreichische Zwischenkriegszeit 368
      4. 4.3.4 „Weil ich nicht in der Vaterlandspartei bin“: Positionen zum „Ständestaat“ bei Oskar Kokoschka und Alfred Kubin 373
    4. 4.4 Nationalsozialismus 382
      1. 4.4.1 „… diese stummen Geister der Auflehnung“: Alfred Kubin und der Nationalsozialismus 385
      2. 4.4.2 Oskar Kokoschka: Selbstbildnis eines „entarteten“ Künstlers 397
      3. 4.4.3 „22° Waage“: Aloys Wach und der Nationalsozialismus 404
      4. 4.4.4 „… hätte ich aber die conträren Gesinnungen“: Margret Bilger und der Nationalsozialismus 409
    5. 4.5 Drittes Resümee oder: Wie politisch waren die „unpolitischen“ KünstlerInnen? 422
  10. Dank 426
  11. Abkürzungsverzeichnis 428
  12. Tabellen- und Abbildungsverzeichnis 429
  13. Quellen- und Literaturverzeichnis 431
  14. Archive und Sammlungen 431
  15. Zeitungen/Zeitschriften/Jahrbücher 432
  16. Literatur und gedruckte Quellen 432
  17. Personenregister 463
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