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Geschichte
Nach 1918
„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ - Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
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II. Nationalsozialismus und postnazistische Restauration 98 staltungen nach 1945 nahmen diese Tradition wieder auf , was sich in der Tendenz der Redner ausdrückt , sich beiden Weltkriegen zu widmen und auch allgemeine Erörte- rungen zu Wert und Wesen des Soldatentums anzustellen. Dennoch dominierte die zeitnahe Erfahrung des Zweiten Weltkriegs in Summe klar. Dabei ist auf einer expli- ziten Ebene stets nur von ‚deutschen‘ Gefallenen und Kriegsopfern , im engeren Sinn von ‚Waffenstudenten‘ oder den Angehörigen des eigenen Bundes die Rede.243 Dies war offenbar nicht nur der Fall , weil man den ‚Opfern‘ auf eigener Seite in besonderer Weise gedenken wollte , sondern weil die Burschenschaften in Österreich es dezidiert ablehnten , jener Opfer zu gedenken , die ‚Deutsche‘ ( und Burschenschafter im Speziel- len ) nicht gebracht , sondern verursacht hatten. Diesen Schluss legt jedenfalls der Lin- zer DB-Burschentag 1977 nahe , auf dem ein bundesdeutscher Bund beantragt hatte , die DB möge bei der nächsten Auflage ihrer jährlichen Arbeitstagung in Berlin „einen Kranz nicht nur am Mahnmal für die Opfer der Mauer nieder( legen ), sondern auch in der Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus in Plötzensee“.244 70 Bünde stimmten dafür , 13 enthielten sich , vier stimmten dagegen und acht verließen just im Moment der Abstimmung den Saal , um sich  – so ihre Begründung  – zu einer Bespre- chung zurückzuziehen.245 Die neun damaligen österreichischen Mitgliedsbünde teilten sich gleichmäßig auf die Enthaltungen ( Gothia , Oberösterreicher Germanen , Olympia ), die Gegenstimmen ( Carniola , Germania Graz , Marcho Teutonia ) und die Fehlenden ( Albia , Libertas , Leder ) auf , kein einziger Bund aus Österreich stimmte für die vorge- schlagene Geste.246 Am Burschentag 1986 ging Olympia noch einen Schritt weiter : Sie den. Geehrt werden sollten dadurch die „ ‚gefallenen Helden unserer Universität‘ “, wobei entsprechend der Verfasstheit der DSt „jüdische sowie weibliche aber auch sozialistische und liberale Studierende und Lehrende vom Gedenken ausgeschlossen“ waren ( [ zit. n. ] http://www.univie.ac.at/universitaet/fo- rum-zeitgeschichte/projekte/siegfriedskopf ). Zur Geschichte des Denkmals vgl. weiterführend Davy/ Vašek 1991. 243 Das erste WKR-Gedenken 1952 stellt hierbei insofern eine Ausnahme dar , als dem anwesenden Rek- tor zufolge  – der noch am Vortag den Redner zu sich vorgeladen hatte  – dabei „in ritterlicher Form der Gefallenen aller Nationen gedacht“ worden sei ( AUW , S 259.67 , Auszug aus dem Protokoll der Sitzung des Akademischen Senats vom 15. 12. 1952 ). 244 BAK , DB 9 , B. VI. Burschentage ( a ), Arbeitsunterlagen zum DB-Burschentage 1977 , 50. 245 Anwesenden Burschenschaftern zufolge verließen die Vertreter der betreffenden Bünde „geradezu flucht- artig  – sie rannten durch das Tagungslokal  – den Raum“ ( Bundesnachrichten der Gießener B ! Ale- mannia Nr. 74 / 1977 , 18 , zit. n. Kuhn 2002 , 145 ). Kuhn zufolge hätten sie in diesem Auszug die einzig mögliche Variante erblickt , dem Antrag nicht zuzustimmen , ohne die Einleitung eines Untersuchungs- verfahrens zu riskieren ( Kuhn 2002 , ebd. ). Ein solches kam allerdings auch gegen die negativ votie- renden Burschenschaften nicht zustande ( vgl. BAK , DB 9 , B. VI. Burschentage [ a ], Niederschrift des DB-Burschentages 1977 , 29 f. )  – anders als in den Jahren zuvor , als Bünde sanktioniert wurden , die ge- gen einen Antrag zur Südtirolfrage gestimmt hatten ( 1975 ) oder angekündigt hatten , ihr Missfallen über die Nicht-Distanzierung der DB von rechtsextremen Gruppen öffentlich zu machen ( 1976 ). 246 Vgl. BAK , DB 9 , B. VI. Burschentage ( a ), Niederschrift des DB-Burschentages 1977 , 46–50.
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„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
Subtitle
Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
Author
Bernhard Weidinger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79600-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
634
Keywords
Burschenschaft, Studentenverbindung, Männerbund, Deutschnationalismus, Nationalismus, Rechtsextremismus, Konservatismus, Südtirol, Hochschulpolitik, VDU (Verband der Unabhängigen), FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs)
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. I. Einleitung 11
    1. I.1 Forschungsstand und Erkenntnisinteresse 12
    2. I.2 Zum Gegenstand der Untersuchung 15
    3. I.3 Methodische Erläuterungen 20
    4. I.4 Quellen und Quellenkritik 24
      1. I.4.1 Forschungspraktische und quellenkritische Herausforderungen 26
      2. I.4.2 Spezifische Problemlagen einzelner Quellengattungen 31
    5. I.5 Zentrale Begrifflichkeiten 34
  2. II. Nationalsozialismus und postnazistische Restauration 45
    1. II.1 Völkische Korporierte im (und für den) Nationalsozialismus 45
    2. II.2 Korporationen und ‚Entnazifizierung‘ 52
    3. II.3 Die Wiedererrichtung der Bünde 56
      1. II.3.1 Restauration vs. Neubeginn 67
    4. II.4 Rückeroberung von Öffentlichkeit 71
      1. II.4.1 Salonfähigkeit durch konservative Elitensolidarität 76
    5. II.5 Burschenschaftliche Vergangenheitsbewältigung 80
      1. II.5.1 Die erste Bestandsaufnahme Günther Berkas (1950/51) 83
      2. II.5.2 Die Auseinandersetzung um das ‚burschenschaftliche Geschichtsbild‘ (ab 1956) 90
      3. II.5.3 Burschenschaftliche Gedenkpolitik 96
      4. Exkurs: Zur Spezifik burschenschaftlicher Vergangenheitsbewältigung in Österreich 107
      5. II.5.4 Die Feldpost-Anthologie der Oberösterreicher Germanen (1967) 110
      6. Exkurs: Die Sprache der Vergangenheit 112
      7. II.5.5 Generationenverhältnis zwischen Konflikt und Konformismus 114
      8. II.5.6 Vergangenheitsbewältigung um die Jahrtausendwende 124
      9. II.5.7 Schlussbetrachtungen 127
  3. III. Burschenschaftliche Ideologie in Österreich 133
    1. III.1 Die Burschenschaften in Österreich als politische Vereinigungen 133
      1. III.1.1 Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis 138
      2. III.1.2 Konjunkturen der Politisierung 144
    2. III.2 Der burschenschaftliche Auftrag an den Einzelnen 150
      1. III.2.1 Zwischen Geselligkeitsorientierung und Idealismus 152
      2. III.2.2 Die politische Klasse unter Burschenschaftern 155
      3. III.2.3 Burschenschaftliche Meinungsführer 157
      4. III.2.4 Burschenschafter-Politiker 160
    3. III.3 Burschenschaftliche Erziehung 164
      1. III.3.1 Der burschenschaftliche Erziehungsauftrag 164
      2. III.3.2 Ebenen und Orte burschenschaftlicher Erziehung 171
      3. III.3.3 Funktionen und Konsequenzen 177
      4. III.4 Politisch-ideologische Heterogenität und burschenschaftlicher Corpsgeist 181
      5. III.4.1 Meinungsvielfalt und -hegemonie 181
      6. Exkurs: Zur relativen Abweichung der Oberösterreicher Germanen 186
      7. III.4.2 Konflikt und Kontroversen 191
      8. III.4.3 Die Außenwahrnehmung: Burschenschaften als Monolith 201
      9. III.4.4 Ursachen und Folgen burschenschaftlicher ‚Geschlossenheit‘ 210
    4. III.5 Wandel und Beharrung 213
      1. III.5.1 Burschenschaften zwischen Avantgarde und Reaktion 214
      2. III.5.2 Die Restaurationsphase: weiter (fast) wie bisher 220
      3. III.5.3 Die 1960er-Jahre: Weckrufe und Reformanläufe 225
      4. III.5.4 Der Streit um die Ehrenordnung 229
      5. Exkurs: Das Duellwesen in Österreich nach 1945 232
      6. III.5.5 Die 1970er-Jahre: Aufbruchsstimmung und Backlash 233
      7. III.5.6 Gründe der Wandlungsresistenz 236
    5. III.6 Selbstbild: Gegen-Elite 249
      1. III.6.1 Herausforderung Zweite Republik 251
      2. III.6.2 Wider die Herrschenden: Burschenschaften in Opposition 254
      3. III.6.3 Für die Herrschaft: Burschenschaftlicher Elitarismus 261
      4. III.6.4 Zusammenführung 271
    6. III.7 Völkischer Nationalismus als weltanschaulicher Angelpunkt 273
      1. III.7.1 Das Primat des Völkischen nach 1945 275
      2. III.7.2 ‚ Volkstumsbezogener Vaterlandsbegriff‘ und österreichische Eigenstaatlichkeit 286
      3. III.7.3 Kritik der völkischen Ideologie 291
    7. III.8 Burschenschaften und Demokratie 302
      1. III.8.1 Zwischen Barrikaden, Bismarck und Führerprinzip 303
      2. III.8.2 Demokratie als Form und Demokratie als Inhalt 305
      3. Exkurs: Zur Demokratisierung der österreichischen Hochschulen 313
      4. III.8.3 Demokratie im Verband und interbündischen Verkehr 315
    8. III.8.4 Der Einzelbund: ein ‚Parlament im Kleinen‘? 319
    9. III.8.5 Individuum und Kollektiv 326
  4. IV. Praxis burschenschaftlicher Politik 335
    1. IV.1 Burschenschaftliche Betätigung im politischen Sinn 335
      1. IV.1.1 Politik des Appells 338
      2. IV.1.2 ‚Grenzlandarbeit‘ 341
      3. IV.1.3 Hochschulpolitik 345
    2. IV.2 Burschenschaftliche Betätigung im metapolitischen Sinn 355
      1. IV.2.1 Gegen ‚Zeitgeist‘ und ‚Umerziehung‘: Frühe burschenschaftliche Metapolitik 355
      2. IV.2.2 Wider die ‚österreichische Nation‘ 360
      3. IV.2.3 Gegen ‚Geschichtslügen‘: Burschenschaftliche Geschichtspolitik 365
      4. IV.2.4 Einsatz für ‚das Deutschtum‘: die ‚Volkstumspolitik‘ der Burschenschaften 374
      5. IV.2.5 ‚ Nach außen wirken‘: burschenschaftliche Publizistik und Öffentlichkeitsarbeit 377
      6. IV.2.6 ‚Neue Rechte‘ gegen ‚Neue Linke‘? 386
      7. IV.2.7 Rezeption der ‚Neuen Rechten‘ 399
      8. IV.2.8 Burschenschaftliche Metapolitik um die Jahrtausendwende 412
    3. IV.3 Burschenschaftliche Südtirol-Politik 416
      1. IV.3.1 Der Konflikt in völkischer Perspektive 417
      2. IV.3.2 Legaler Aktivismus 419
      3. IV.3.3 Beteiligung am Bombenterror 424
      4. IV.3.4 Allgemeine Ableitungen zu ‚Volkstumspolitik‘ und völkischer Ideologie 436
  5. V. Burschenschaften und politische Parteien 443
    1. V.1 Völkische Korporationen als freiheitliche Kaderschmieden: eine statistische Annäherung 448
      1. V.1.1 Die Bundesebene 449
      2. V.1.2 Die Landesebene 462
      3. V.1.3 Zusammenschau 471
    2. V.2 Zur Überparteilichkeit des Burschenschaftswesens in Österreich 476
      1. Exkurs: NDP und NFA als verbindungsstudentische Projekte 481
    3. V.3 Flügelkämpfe und Personaldebatten 489
      1. V.3.1 Von der Parteigründung bis zum Innsbrucker Parteitag 1986 490
      2. V.3.2 Haider-Ära, zweite Regierungsbeteiligung und Parteispaltung 501
    4. V.4 Programmatik und Policy-Ebene 511
      1. V.4.1 Freiheitliche Parteiprogramme 511
      2. V.4.2 Agenda-Setting und Politikfeldbewirtschaftung 516
    5. V.5 Parteienkooperation und Koalitionsoptionen 521
      1. Exkurs: Sonderfall Steiermark? 528
    6. V.6 Funktionen der FPÖ für die völkischen Korporationen 532
    7. V.7 Funktionen des völkischen Korporationswesens für die FPÖ 541
    8. V.8 Völkische Verbindungen und FPÖ: prekäre Interessengemeinschaft auf Gegenseitigkeit 550
  6. VI. Abschließende Überlegungen 557
    1. VI.1 Die politische Bedeutung der Burschenschaften in Österreich 560
    2. VI.2 Zur burschenschaftlichen Politikfähigkeit 566
      1. VI.2.1 Liberal-demokratische und burschenschaftliche Weltsicht 567
      2. VI.2.2 Oppositionell aus Prinzip? 570
      3. VI.2.3 Fähig und bereit zum Kompromiss? 574
  7. Anhang
    1. Literatur, publizierte Quellen, Chroniken und Festschriften 581
    2. Archive und Archivalien 603
    3. Verbindungsstudentische, völkische und freiheitliche Periodika 608
    4. Tabelle und Diagramme 609
    5. Zitierte eigene Interviews 609
    6. Abkürzungsverzeichnis 610
    7. Glossar: Organisationen, Organe, verbindungsstudentische Begriffe 612
    8. Personenregister 619
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