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III.3 Burschenschaftliche Erziehung
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kenntnissen von Politikern den Abschnitt III.2.4 ), sondern auch außerhalb davon.209
Organisiertes Engagement um völkische Anliegen auch jenseits des Verbindungsstu-
dententums ist ungeachtet dessen gern gesehen. So formulierte Günther Berka etwa
die Aufforderung , „möglichst in allen akademischen Verbänden nationalen , sozialen ,
kulturellen und sportlichen Charakters mit( zu )arbeiten“.210
Die grundlegendste Leistung von Burschenschaften im Sinne einer politischen
Kaderschmiede besteht darin , in ihren Mitgliedern allgemeinpolitisches Interesse zu
wecken bzw. zu verstärken. In Ergänzung dazu werden die Mitglieder mit politik-
relevantem , je nach Ausrichtung des jeweiligen Bundes ideologisch gefärbtem211 All-
gemein- und Spezialwissen ausgestattet , Letzteres etwa für den Bereich der Hoch-
schulpolitik , und zur ergänzenden Selbstaneignung solchen Wissens animiert. Die
Betätigung in der Hochschulpolitik , zu der die Aktiven angeregt bis angehalten wer-
den , übt diese ebenso in die elementaren Techniken und Instrumente eines ( demokra-
tisch-)politischen Betriebs ein wie die Meinungsbildung und Entscheidungsfindung
im Bund selbst ( u. a. im Rahmen der Convente ) und zumal jene im quasi-parlamenta-
rischen Rahmen von Verbandstagen. Hier kann Erfahrung in Sachen Verhandlungs-
führung und Interessenausgleich , im Organisieren von Mehrheiten und der argumen-
tativen Untermauerung eigener Positionen , im Umgang mit und dem Ausnützen von
Geschäftsordnungen sowie in der freien Rede vor Publikum gesammelt werden. Auch
die Ausübung von Ämtern im Rahmen von Verbindung oder Dachverbänden begüns-
tigt die Entwicklung entsprechender Fähigkeiten.
Die Verbindungen sind sich der potenziellen Nützlichkeit dieser ihrer Leistungen
wohl bewusst. So warb die DBÖ in den 1990er-Jahren u. a. mit dem Hinweis für den
Beitritt zu einer Burschenschaft , dass „( f )ür einen jungen Studenten ( … ) die Ausübung
einer Charge [ eines bundinternen Amtes , Anm. B. W. ] eine einmalige Gelegenheit und
Herausforderung ( ist ), Verantwortung und Führungsaufgaben zu übernehmen und im
209 Ein Beispiel hierfür liefert Viktor Christian , Dekan der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Univer-
sität Wien während der nationalsozialistischen Herrschaft. Dieser gab gegenüber seinen Teutonia-Bun-
desbrüdern an , dass die Burschenschaft ihn gezwungen habe , seine frühere Menschenscheue zu über-
winden , um die Interessen seines Bundes angemessen vertreten zu können. „( D )iese Erziehung“ habe
ihm , so Christian , „ungeheuer genützt“, um als Dekan die Interaktion mit Kollegen und Studierenden
zu bewältigen ( zit. n. Teutonia 1968 , 136 ; vgl. zu Christian Leitner 2010 ). Ein anderer Teutone , Rudolf
Töpfer ( Präsident der NS-Reichsbahndirektion Wien ), hielt fest : „Die Kunst der Rede und der De-
batte , die mir in meinem Beruf unendlich viel geholfen hat , habe ich als Junger auf den Burschenbera-
tungen gelernt !“ ( Zit. n. Teutonia 1968 , 140 )
210 Zit. n. Libertas 1967 , 92.
211 So ist etwa davon auszugehen , dass die ideologische Prägung des Nachwuchses der Linzer Arminen im
rechtsextremen Sinn erfolgt , solange der Bund die „politische( ) Weiterbildung unserer Aktiven“ in die
Hände profilierter Rechtsextremer wie des einstmaligen Arminen Helmut Golowitsch legt ( Arminen-
brief , Sommersemester 1994 , 3 ; zu Golowitsch vgl. DÖW 1993 , 298 f. ).
„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
- Subtitle
- Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
- Author
- Bernhard Weidinger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79600-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Burschenschaft, Studentenverbindung, Männerbund, Deutschnationalismus, Nationalismus, Rechtsextremismus, Konservatismus, Südtirol, Hochschulpolitik, VDU (Verband der Unabhängigen), FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs)
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- I. Einleitung 11
- II. Nationalsozialismus und postnazistische Restauration 45
- II.1 Völkische Korporierte im (und für den) Nationalsozialismus 45
- II.2 Korporationen und ‚Entnazifizierung‘ 52
- II.3 Die Wiedererrichtung der Bünde 56
- II.4 Rückeroberung von Öffentlichkeit 71
- II.5 Burschenschaftliche Vergangenheitsbewältigung 80
- II.5.1 Die erste Bestandsaufnahme Günther Berkas (1950/51) 83
- II.5.2 Die Auseinandersetzung um das ‚burschenschaftliche Geschichtsbild‘ (ab 1956) 90
- II.5.3 Burschenschaftliche Gedenkpolitik 96
- Exkurs: Zur Spezifik burschenschaftlicher Vergangenheitsbewältigung in Österreich 107
- II.5.4 Die Feldpost-Anthologie der Oberösterreicher Germanen (1967) 110
- Exkurs: Die Sprache der Vergangenheit 112
- II.5.5 Generationenverhältnis zwischen Konflikt und Konformismus 114
- II.5.6 Vergangenheitsbewältigung um die Jahrtausendwende 124
- II.5.7 Schlussbetrachtungen 127
- III. Burschenschaftliche Ideologie in Österreich 133
- III.1 Die Burschenschaften in Österreich als politische Vereinigungen 133
- III.2 Der burschenschaftliche Auftrag an den Einzelnen 150
- III.3 Burschenschaftliche Erziehung 164
- III.3.1 Der burschenschaftliche Erziehungsauftrag 164
- III.3.2 Ebenen und Orte burschenschaftlicher Erziehung 171
- III.3.3 Funktionen und Konsequenzen 177
- III.4 Politisch-ideologische Heterogenität und burschenschaftlicher Corpsgeist 181
- III.4.1 Meinungsvielfalt und -hegemonie 181
- Exkurs: Zur relativen Abweichung der Oberösterreicher Germanen 186
- III.4.2 Konflikt und Kontroversen 191
- III.4.3 Die Außenwahrnehmung: Burschenschaften als Monolith 201
- III.4.4 Ursachen und Folgen burschenschaftlicher ‚Geschlossenheit‘ 210
- III.5 Wandel und Beharrung 213
- III.5.1 Burschenschaften zwischen Avantgarde und Reaktion 214
- III.5.2 Die Restaurationsphase: weiter (fast) wie bisher 220
- III.5.3 Die 1960er-Jahre: Weckrufe und Reformanläufe 225
- III.5.4 Der Streit um die Ehrenordnung 229
- Exkurs: Das Duellwesen in Österreich nach 1945 232
- III.5.5 Die 1970er-Jahre: Aufbruchsstimmung und Backlash 233
- III.5.6 Gründe der Wandlungsresistenz 236
- III.6 Selbstbild: Gegen-Elite 249
- III.7 Völkischer Nationalismus als weltanschaulicher Angelpunkt 273
- III.8 Burschenschaften und Demokratie 302
- III.8.4 Der Einzelbund: ein ‚Parlament im Kleinen‘? 319
- III.8.5 Individuum und Kollektiv 326
- IV. Praxis burschenschaftlicher Politik 335
- IV.1 Burschenschaftliche Betätigung im politischen Sinn 335
- IV.2 Burschenschaftliche Betätigung im metapolitischen Sinn 355
- IV.2.1 Gegen ‚Zeitgeist‘ und ‚Umerziehung‘: Frühe burschenschaftliche Metapolitik 355
- IV.2.2 Wider die ‚österreichische Nation‘ 360
- IV.2.3 Gegen ‚Geschichtslügen‘: Burschenschaftliche Geschichtspolitik 365
- IV.2.4 Einsatz für ‚das Deutschtum‘: die ‚Volkstumspolitik‘ der Burschenschaften 374
- IV.2.5 ‚ Nach außen wirken‘: burschenschaftliche Publizistik und Öffentlichkeitsarbeit 377
- IV.2.6 ‚Neue Rechte‘ gegen ‚Neue Linke‘? 386
- IV.2.7 Rezeption der ‚Neuen Rechten‘ 399
- IV.2.8 Burschenschaftliche Metapolitik um die Jahrtausendwende 412
- IV.3 Burschenschaftliche Südtirol-Politik 416
- V. Burschenschaften und politische Parteien 443
- V.1 Völkische Korporationen als freiheitliche Kaderschmieden: eine statistische Annäherung 448
- V.2 Zur Überparteilichkeit des Burschenschaftswesens in Österreich 476
- V.3 Flügelkämpfe und Personaldebatten 489
- V.4 Programmatik und Policy-Ebene 511
- V.5 Parteienkooperation und Koalitionsoptionen 521
- V.6 Funktionen der FPÖ für die völkischen Korporationen 532
- V.7 Funktionen des völkischen Korporationswesens für die FPÖ 541
- V.8 Völkische Verbindungen und FPÖ: prekäre Interessengemeinschaft auf Gegenseitigkeit 550
- VI. Abschließende Überlegungen 557
- Anhang
- Literatur, publizierte Quellen, Chroniken und Festschriften 581
- Archive und Archivalien 603
- Verbindungsstudentische, völkische und freiheitliche Periodika 608
- Tabelle und Diagramme 609
- Zitierte eigene Interviews 609
- Abkürzungsverzeichnis 610
- Glossar: Organisationen, Organe, verbindungsstudentische Begriffe 612
- Personenregister 619