Page - 258 - in „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ - Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945

III. Burschenschaftliche Ideologie in Österreich 258 standene Hindernisse durch die Entwicklung der letzten Zeit weggefallen“ seien.524 1959 wiederum erwirkte Olympia die Umbenennung des Verbandes selbst  – vom un- auffälligen Allgemeiner Delegierten Convent in das geradlinigere Deutsche Burschenschaft in Österreich. Bedenken Stirias , die aus staatsvertraglicher Sicht ( § 4 , Verbot des ‚An- schlusses‘ und darauf bezogener Bestrebungen ) nicht gänzlich unheikle Maßnahme könnte die Burschenschaften in Probleme stürzen und vor einer an stehenden Außen- ministerkonferenz „den Russen ( … ) Trümpfe in die Hand spielen“, wurden von Brixia umgehend als Ausdruck mangelnden Bekennermutes gebrandmarkt.525 Wenig später sahen die Brixen sich zur Abbitte vor einer burschenschaftlichen Öffentlichkeit ver- anlasst : Der Vorwurf war von seinen Adressaten als ehrenrührig aufgefasst worden.526 Diese Auseinandersetzung steht exemplarisch für einen allgemeineren Konflikt in- nerhalb der Burschenschaften in Österreich : jenen zwischen den ( dominanten ) Befür- wortern unbedingter Grundsatztreue und politischer Kraftmeierei auf der einen sowie stärker an den politischen Realitäten ausgerichteten Kräften auf der anderen Seite. Ver- tretern der erstgenannten Linie galt Pragmatismus stets als Synonym für Opportunis- mus und politische Feigheit.527 Im Bemühen , ihrer Vorstellung eines aufrechten Bur- schenschafterdaseins gerecht zu werden , legten sie einen Bekenntnisdrang an den Tag , wie er ansonsten nur in religiösen Gemeinschaften anzutreffen war. In der Nachkriegs- zeit war man etwa stolz , die eigene Einlassung mit dem Nationalsozialismus als Über- zeugungstat nicht zu verleugnen  – entgegen dem Verhalten jener , die 1945 „so tat( en ), als ob sie von vornherein gegen das Deutsche Reich und seinem [ sic ] Aufstieg gewesen wären , obwohl sie vorher fast 100 Prozent [ sic ] zustimmte( n )“528 ; 1959 verabschiedete der ADC ein von Bruna Sudetia vorgelegtes Manifest , das außer einem emphatischen 524 BAK , DB 9 , E. 4 [ A1 ], Protokoll des ADC-Tages 1954 , 20. 525 BAK , DB 9 , E. 4 [ A1 ], Niederschrift des ADC-Tages 1959 , 6. Die Umbenennung wurde mit klarer Mehrheit beschlossen. 526 Vgl. BAK , DB 9 , E. 4 [ B1 ], DBÖ-Rundschreiben Nr. 2 ( Arminia ) vom 15. 12. 1959 , 3. Demzufolge lau- tete der inkriminierte Vorwurf auf „politische Leisetreterei“. 527 So forderten die Olympen 1961 , den Zusammenschluss mit der DB „gegen alle opportunistischen Be- denken“ zu realisieren. Thomas Bohn ( Marcho Teutonia Graz ) rief am selben DBÖ-Tag seinerseits dazu auf , sich als Burschenschafter nicht „um die Meinung des Herrn Afritsch [ des damaligen SPÖ-Innen- ministers , Anm. B. W. ] ( zu ) kümmern“ und von innenpolitischen Rücksichtnahmen generell abzu sehen ( BAK , DB 9 , E. 4 [ A1 ], Niederschrift des ord. DBÖ-Tages 1961 , 11 bzw. 9 ). Vgl. auch Duswalds For- derung an die Burschenschaften , einen Eigenwillen an den Tag zu legen , „der sich nicht orientiert am opportunistischen Zeitgeist , sondern der dem nationalen , urburschenschaftlichen Gewissen folgt. ( … ) Die Berufung auf die ‚Realitäten‘ ist eine faule Ausrede und leistet nur der Bequemlichkeit , der Nach- lässigkeit und dem Opportunismus Vorschub , die ganz gewiß nicht zu den burschenschaftlichen Tugen- den gehören.“ ( BAK , DB 9 , C. IV.2 [ A1 ], VaB-Mitteilungen Nr. 28 / 1961 [ Vorort Bremen ], 5 f. ) Weitere Aufforderungen zur unverhohlenen Meinungsäußerung trotz möglicher Nachteile bzw. Widerstände finden sich etwa bei Teutonia 1968 , 115. 528 Alemannia 1962 , 24. Vgl. auch Kapitel IV.2.3.