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Geschichte
Nach 1918
„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ - Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
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III. Burschenschaftliche Ideologie in Österreich 280 der Volkszugehörigkeit unabdingbar. Ein bloßes subjektives Bekenntnis qualifiziert in dieser Sichtweise nicht zum Volksgenossen bzw. zur Volksgenossin. Seit jeher , erläu- tert eine Broschüre der DBÖ , hätten Burschenschaften den „westliche( n ) d. h. fran- zösische( n ) und später auch angloamerikanische( n ) Entwurf einer Willensnation“ ab- gelehnt , „in die der Einzelne nach Belieben ein- bzw. wieder austreten kann“.620 Die „deutsche( ) Volksgemeinschaft“ gründet der Idee nach stattdessen auf der „Gemein- samkeit des Blutes , der Sprache , der tausendjährigen Geschichte und der Sitte“.621 Wer „blutsmäßig“ nicht zum Volk gehöre , sei als Staatsbürger zu achten , nicht aber als „Volksangehöriger“ anzuerkennen , erläuterte DBÖ-Vertreter Karl Claus ( Alania ) 1960 auf der DB-DBÖ-Verbändetagung.622 Diese Position , innerhalb der DB durch- aus umstritten , wird vom fundamentalistischen Flügel der DB ( unter zumindest wei- testgehendem Einschluss der österreichischen Bünde ) bis heute aufrechterhalten , wie die DB-internen Streitigkeiten um rassistische Zugangskriterien zur Burschenschaft am und um den Burschentag 2011 zeigten.623 selbst heraus gewachsene Schicksalsgemeinschaft , ein überdimensionales Individuum , dem man nicht willkürlich Glieder amputieren kann , ohne daß es darunter leidet oder schließlich gar zugrunde geht“ ( Ansprache von Dieter Weber anlässlich der BG-Gründung , wiedergegeben in BAK , DB 9 , C. IV.2 [ A1 ], VaB-Mitteilungen Nr. 30 / 1961 [ Vorort Bremen ], 7 ). Das Volk erscheint hier geradezu anthropo- morph , als mit Eigenschaften eines Lebewesens wie Entwicklungs- , Leide- und Sterbefähigkeit aus- gestattet. 620 AVSt , DBÖ 1994 , 28. Die Volkszugehörigkeit ist in dieser Sichtweise eine zwanghafte , individueller Entscheidung enthobene  – und bringt Aufgaben mit sich. So spricht Berka von der „Pflicht ( … ) eines jeden Menschen , dem Volke , dem er zugehört , treu zu bleiben und die aus dieser Zugehörigkeit sich ergebende Eigenheit zu erhalten“ ( PBW , Berka 1964 , 16 ). Entschlagung von den vermeintlichen Impe- rativen der Natur gilt dieser Position als illegitim. 621 BAK , DB 9 , E. 4 [ B1 ], Dringlichkeitsantrag D ( Silesia , Stiria , Suevia , Libertas ) zum ( ord. ) ADC-Tag 1958 , Beilage zu ADC-Rundschreiben Nr. 8 ( Albia ) vom 14. 4. 1958 , 2. 622 BAK , DB 9 , B. VI.15 [ B ], Protokoll der Verbändetagung 1960 , 4. Vgl. auch das Gründungsprotokoll der BG , Artikel 1 ( wiedergegeben in AVSt , Burschenschaftliche Gemeinschaft 1976 , 35 ). Für eine Wähl- barkeit der Volkszugehörigkeit sprach sich dagegen  – bemerkenswerterweise auf der Gründungsver- anstaltung der BG und ungeachtet seines zuvor zitierten , organischen Volksbegriffes  – der Münchner Cimber und spätere FDP-Politiker Dieter Weber aus ( vgl. BAK , DB 9 , C. IV.2 [ A1 ], VaB-Mitteilun- gen Nr. 30 / 1961 [ Vorort Bremen ], 8 ). Auch Scheichl wandte sich 1966 gegen eine biologistische Fun- dierung deutscher Kultur , die ignoriere , dass „Kultur ( … ) mehr eine sozial und geistige als biologisch bestimmte Tatsache“ sei ( Germanenmitteilungen , März 1967 , 11 ). 623 Die Debatte kreiste um einen einschlägigen Antrag der rechtsextremen B ! der Raczeks zu Bonn , der in Duktus und Inhalt einer geringfügig modernisierten Form völkischer Rassentheorie entsprach ( vgl. Pe- ham 2012 , 41 f. oder http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/rechtsruck-im-dachverband-burschen- schafter-streiten-ueber-ariernachweis-a767788.html , Artikel vom 15. 6. 2011 , Florian Diekmann ). Den letztlich gefundenen Kompromiss sahen laut Verbandsorgan „( i )nsbesondere Verbandsbrüder aus Ös- terreich ( … ) als rückständig an , denn nach dem nun müßte beispielsweise ein Südtiroler ( … ) gutachter- lich geprüft werden , ein Türkischstämmiger mit deutschem und vielleicht sogar türkischem Paß nicht“ ( Burschenschaftliche Blätter Nr. 3/2011 , 108 ). In einer Erklärung hatten sich zuvor völkisch-fundamen-
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„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
Subtitle
Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
Author
Bernhard Weidinger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2015
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79600-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
634
Keywords
Burschenschaft, Studentenverbindung, Männerbund, Deutschnationalismus, Nationalismus, Rechtsextremismus, Konservatismus, Südtirol, Hochschulpolitik, VDU (Verband der Unabhängigen), FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs)
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. I. Einleitung 11
    1. I.1 Forschungsstand und Erkenntnisinteresse 12
    2. I.2 Zum Gegenstand der Untersuchung 15
    3. I.3 Methodische Erläuterungen 20
    4. I.4 Quellen und Quellenkritik 24
      1. I.4.1 Forschungspraktische und quellenkritische Herausforderungen 26
      2. I.4.2 Spezifische Problemlagen einzelner Quellengattungen 31
    5. I.5 Zentrale Begrifflichkeiten 34
  2. II. Nationalsozialismus und postnazistische Restauration 45
    1. II.1 Völkische Korporierte im (und für den) Nationalsozialismus 45
    2. II.2 Korporationen und ‚Entnazifizierung‘ 52
    3. II.3 Die Wiedererrichtung der Bünde 56
      1. II.3.1 Restauration vs. Neubeginn 67
    4. II.4 Rückeroberung von Öffentlichkeit 71
      1. II.4.1 Salonfähigkeit durch konservative Elitensolidarität 76
    5. II.5 Burschenschaftliche Vergangenheitsbewältigung 80
      1. II.5.1 Die erste Bestandsaufnahme Günther Berkas (1950/51) 83
      2. II.5.2 Die Auseinandersetzung um das ‚burschenschaftliche Geschichtsbild‘ (ab 1956) 90
      3. II.5.3 Burschenschaftliche Gedenkpolitik 96
      4. Exkurs: Zur Spezifik burschenschaftlicher Vergangenheitsbewältigung in Österreich 107
      5. II.5.4 Die Feldpost-Anthologie der Oberösterreicher Germanen (1967) 110
      6. Exkurs: Die Sprache der Vergangenheit 112
      7. II.5.5 Generationenverhältnis zwischen Konflikt und Konformismus 114
      8. II.5.6 Vergangenheitsbewältigung um die Jahrtausendwende 124
      9. II.5.7 Schlussbetrachtungen 127
  3. III. Burschenschaftliche Ideologie in Österreich 133
    1. III.1 Die Burschenschaften in Österreich als politische Vereinigungen 133
      1. III.1.1 Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis 138
      2. III.1.2 Konjunkturen der Politisierung 144
    2. III.2 Der burschenschaftliche Auftrag an den Einzelnen 150
      1. III.2.1 Zwischen Geselligkeitsorientierung und Idealismus 152
      2. III.2.2 Die politische Klasse unter Burschenschaftern 155
      3. III.2.3 Burschenschaftliche Meinungsführer 157
      4. III.2.4 Burschenschafter-Politiker 160
    3. III.3 Burschenschaftliche Erziehung 164
      1. III.3.1 Der burschenschaftliche Erziehungsauftrag 164
      2. III.3.2 Ebenen und Orte burschenschaftlicher Erziehung 171
      3. III.3.3 Funktionen und Konsequenzen 177
      4. III.4 Politisch-ideologische Heterogenität und burschenschaftlicher Corpsgeist 181
      5. III.4.1 Meinungsvielfalt und -hegemonie 181
      6. Exkurs: Zur relativen Abweichung der Oberösterreicher Germanen 186
      7. III.4.2 Konflikt und Kontroversen 191
      8. III.4.3 Die Außenwahrnehmung: Burschenschaften als Monolith 201
      9. III.4.4 Ursachen und Folgen burschenschaftlicher ‚Geschlossenheit‘ 210
    4. III.5 Wandel und Beharrung 213
      1. III.5.1 Burschenschaften zwischen Avantgarde und Reaktion 214
      2. III.5.2 Die Restaurationsphase: weiter (fast) wie bisher 220
      3. III.5.3 Die 1960er-Jahre: Weckrufe und Reformanläufe 225
      4. III.5.4 Der Streit um die Ehrenordnung 229
      5. Exkurs: Das Duellwesen in Österreich nach 1945 232
      6. III.5.5 Die 1970er-Jahre: Aufbruchsstimmung und Backlash 233
      7. III.5.6 Gründe der Wandlungsresistenz 236
    5. III.6 Selbstbild: Gegen-Elite 249
      1. III.6.1 Herausforderung Zweite Republik 251
      2. III.6.2 Wider die Herrschenden: Burschenschaften in Opposition 254
      3. III.6.3 Für die Herrschaft: Burschenschaftlicher Elitarismus 261
      4. III.6.4 Zusammenführung 271
    6. III.7 Völkischer Nationalismus als weltanschaulicher Angelpunkt 273
      1. III.7.1 Das Primat des Völkischen nach 1945 275
      2. III.7.2 ‚ Volkstumsbezogener Vaterlandsbegriff‘ und österreichische Eigenstaatlichkeit 286
      3. III.7.3 Kritik der völkischen Ideologie 291
    7. III.8 Burschenschaften und Demokratie 302
      1. III.8.1 Zwischen Barrikaden, Bismarck und Führerprinzip 303
      2. III.8.2 Demokratie als Form und Demokratie als Inhalt 305
      3. Exkurs: Zur Demokratisierung der österreichischen Hochschulen 313
      4. III.8.3 Demokratie im Verband und interbündischen Verkehr 315
    8. III.8.4 Der Einzelbund: ein ‚Parlament im Kleinen‘? 319
    9. III.8.5 Individuum und Kollektiv 326
  4. IV. Praxis burschenschaftlicher Politik 335
    1. IV.1 Burschenschaftliche Betätigung im politischen Sinn 335
      1. IV.1.1 Politik des Appells 338
      2. IV.1.2 ‚Grenzlandarbeit‘ 341
      3. IV.1.3 Hochschulpolitik 345
    2. IV.2 Burschenschaftliche Betätigung im metapolitischen Sinn 355
      1. IV.2.1 Gegen ‚Zeitgeist‘ und ‚Umerziehung‘: Frühe burschenschaftliche Metapolitik 355
      2. IV.2.2 Wider die ‚österreichische Nation‘ 360
      3. IV.2.3 Gegen ‚Geschichtslügen‘: Burschenschaftliche Geschichtspolitik 365
      4. IV.2.4 Einsatz für ‚das Deutschtum‘: die ‚Volkstumspolitik‘ der Burschenschaften 374
      5. IV.2.5 ‚ Nach außen wirken‘: burschenschaftliche Publizistik und Öffentlichkeitsarbeit 377
      6. IV.2.6 ‚Neue Rechte‘ gegen ‚Neue Linke‘? 386
      7. IV.2.7 Rezeption der ‚Neuen Rechten‘ 399
      8. IV.2.8 Burschenschaftliche Metapolitik um die Jahrtausendwende 412
    3. IV.3 Burschenschaftliche Südtirol-Politik 416
      1. IV.3.1 Der Konflikt in völkischer Perspektive 417
      2. IV.3.2 Legaler Aktivismus 419
      3. IV.3.3 Beteiligung am Bombenterror 424
      4. IV.3.4 Allgemeine Ableitungen zu ‚Volkstumspolitik‘ und völkischer Ideologie 436
  5. V. Burschenschaften und politische Parteien 443
    1. V.1 Völkische Korporationen als freiheitliche Kaderschmieden: eine statistische Annäherung 448
      1. V.1.1 Die Bundesebene 449
      2. V.1.2 Die Landesebene 462
      3. V.1.3 Zusammenschau 471
    2. V.2 Zur Überparteilichkeit des Burschenschaftswesens in Österreich 476
      1. Exkurs: NDP und NFA als verbindungsstudentische Projekte 481
    3. V.3 Flügelkämpfe und Personaldebatten 489
      1. V.3.1 Von der Parteigründung bis zum Innsbrucker Parteitag 1986 490
      2. V.3.2 Haider-Ära, zweite Regierungsbeteiligung und Parteispaltung 501
    4. V.4 Programmatik und Policy-Ebene 511
      1. V.4.1 Freiheitliche Parteiprogramme 511
      2. V.4.2 Agenda-Setting und Politikfeldbewirtschaftung 516
    5. V.5 Parteienkooperation und Koalitionsoptionen 521
      1. Exkurs: Sonderfall Steiermark? 528
    6. V.6 Funktionen der FPÖ für die völkischen Korporationen 532
    7. V.7 Funktionen des völkischen Korporationswesens für die FPÖ 541
    8. V.8 Völkische Verbindungen und FPÖ: prekäre Interessengemeinschaft auf Gegenseitigkeit 550
  6. VI. Abschließende Überlegungen 557
    1. VI.1 Die politische Bedeutung der Burschenschaften in Österreich 560
    2. VI.2 Zur burschenschaftlichen Politikfähigkeit 566
      1. VI.2.1 Liberal-demokratische und burschenschaftliche Weltsicht 567
      2. VI.2.2 Oppositionell aus Prinzip? 570
      3. VI.2.3 Fähig und bereit zum Kompromiss? 574
  7. Anhang
    1. Literatur, publizierte Quellen, Chroniken und Festschriften 581
    2. Archive und Archivalien 603
    3. Verbindungsstudentische, völkische und freiheitliche Periodika 608
    4. Tabelle und Diagramme 609
    5. Zitierte eigene Interviews 609
    6. Abkürzungsverzeichnis 610
    7. Glossar: Organisationen, Organe, verbindungsstudentische Begriffe 612
    8. Personenregister 619
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