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IV. Praxis burschenschaftlicher Politik
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leiter Aigner und Verlagsgeschäftsführer Marauschek von Plänen zur Herausgabe ei-
ner „ ‚Volksausgabe‘ “ der Aula zusätzlich zum normalen Heft , „um damit weitere Be-
völkerungskreise ansprechen zu können“.203 Diese Pläne fanden zunächst jedoch keine
Realisierung. Reinhold Gärtner zufolge blieb die Aula „( b )is Anfang der 80er Jahre
( … ) im wesentlichen ein internes Mitteilungsblatt“. Erst Andreas Mölzer habe sie als
Schriftleiter ( 1983–1990 ) als „politisches Magazin der Neuen Rechten“ mit meinungs-
bildender Wirkung über das völkische Korporationswesen hinaus zu repositionieren
versucht.204 Zwischen 1978 und 1994 sollten eigene Jugendausgaben ein jüngeres Pu-
blikum gezielt ansprechen.205 Anlassbezogen erschienen zudem einzelne Hefte ( wie
etwa jenes zum Innsbrucker Kommers von 1994206 ) oder Broschüren des Verlags ( vgl.
die unter IV.2.3 erwähnten ) in größeren Auflagen. Doch selbst am Höhepunkt ihrer
neurechten Anwandlungen dürfte die Außenwirkung der Aula und einschließlich ihrer
Nebenprodukte überschaubar geblieben sein und in keinem Verhältnis zu dem Einfluss
gestanden haben , der zur selben Zeit über die FPÖ auf die ‚öffentliche Meinung‘ aus-
geübt werden konnte. Umso bedeutsamer war es aus burschenschaftlicher Sicht , dass
auch dort Burschenschafter zu Wort kamen und sich als Multiplikatoren von Aula-
Positionen betätigten.
Sonstige Periodika und Verlage
Ungeachtet ihres zentralen Stellenwerts war die Aula nicht das einzige publizistische
Forum , das Burschenschaftern und anderen völkischen Korporierten aus Österreich
nach 1945 zur Verfügung stand und auch von ihnen mitgetragen wurde. 1968 plante die
Burschenschaftliche Gemeinschaft ( BG ) ein
– freilich v. a. auf den bundesdeutschen Mei-
nungsmarkt abzielendes
– Periodikum , das unter dem Namen Studentenspiegel für eine
größere Verbreitung burschenschaftlichen Gedankenguts auf Hochschulboden sorgen
sollte.207 Tatsächlich wurde noch im selben Jahr von BG-Bünden die Zeitschrift Stu-
dent aus der Taufe gehoben. Ihr erklärtes Ziel bestand darin , „den Linken die publi-
zistische Alleinherrschaft an den Hochschulen streitig zu machen“ und so dem „Vor-
203 AAG , Korrespondenzen , DBÖ , Rundschreiben und Protokolle , Protokoll der gemeinsamen Sitzung
von DBÖ- und Altherrentag 1964 , 2.
204 Gärtner 1996 , 10 ( vgl. auch 12 und 17 ).
205 Das Sonderblatt ( Untertitel : „Jugend- , Schüler- und Studentenzeitung für Österreich“ ) erschien von
1978 bis 1983 , abgelöst von der Aula Jugend ( bis 1990 ) und schließlich der Identität. Als Vorläufer kann
die ab 1958 erschienene Aula-Beilage für korporierte Mittelschüler , Junges Leben ( nicht zu verwechseln ,
wenn auch inhaltlich eng verwandt , mit dem heute bestehenden gleichnamigen Organ des Österreichi-
schen Pennäler-Rings /ÖPR ).
206 Vgl. Aula Nr. 2a / 1995.
207 Vgl. die Germanenmitteilungen , Juli 1968 , 5.
„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
- Subtitle
- Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
- Author
- Bernhard Weidinger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79600-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Burschenschaft, Studentenverbindung, Männerbund, Deutschnationalismus, Nationalismus, Rechtsextremismus, Konservatismus, Südtirol, Hochschulpolitik, VDU (Verband der Unabhängigen), FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs)
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- I. Einleitung 11
- II. Nationalsozialismus und postnazistische Restauration 45
- II.1 Völkische Korporierte im (und für den) Nationalsozialismus 45
- II.2 Korporationen und ‚Entnazifizierung‘ 52
- II.3 Die Wiedererrichtung der Bünde 56
- II.4 Rückeroberung von Öffentlichkeit 71
- II.5 Burschenschaftliche Vergangenheitsbewältigung 80
- II.5.1 Die erste Bestandsaufnahme Günther Berkas (1950/51) 83
- II.5.2 Die Auseinandersetzung um das ‚burschenschaftliche Geschichtsbild‘ (ab 1956) 90
- II.5.3 Burschenschaftliche Gedenkpolitik 96
- Exkurs: Zur Spezifik burschenschaftlicher Vergangenheitsbewältigung in Österreich 107
- II.5.4 Die Feldpost-Anthologie der Oberösterreicher Germanen (1967) 110
- Exkurs: Die Sprache der Vergangenheit 112
- II.5.5 Generationenverhältnis zwischen Konflikt und Konformismus 114
- II.5.6 Vergangenheitsbewältigung um die Jahrtausendwende 124
- II.5.7 Schlussbetrachtungen 127
- III. Burschenschaftliche Ideologie in Österreich 133
- III.1 Die Burschenschaften in Österreich als politische Vereinigungen 133
- III.2 Der burschenschaftliche Auftrag an den Einzelnen 150
- III.3 Burschenschaftliche Erziehung 164
- III.3.1 Der burschenschaftliche Erziehungsauftrag 164
- III.3.2 Ebenen und Orte burschenschaftlicher Erziehung 171
- III.3.3 Funktionen und Konsequenzen 177
- III.4 Politisch-ideologische Heterogenität und burschenschaftlicher Corpsgeist 181
- III.4.1 Meinungsvielfalt und -hegemonie 181
- Exkurs: Zur relativen Abweichung der Oberösterreicher Germanen 186
- III.4.2 Konflikt und Kontroversen 191
- III.4.3 Die Außenwahrnehmung: Burschenschaften als Monolith 201
- III.4.4 Ursachen und Folgen burschenschaftlicher ‚Geschlossenheit‘ 210
- III.5 Wandel und Beharrung 213
- III.5.1 Burschenschaften zwischen Avantgarde und Reaktion 214
- III.5.2 Die Restaurationsphase: weiter (fast) wie bisher 220
- III.5.3 Die 1960er-Jahre: Weckrufe und Reformanläufe 225
- III.5.4 Der Streit um die Ehrenordnung 229
- Exkurs: Das Duellwesen in Österreich nach 1945 232
- III.5.5 Die 1970er-Jahre: Aufbruchsstimmung und Backlash 233
- III.5.6 Gründe der Wandlungsresistenz 236
- III.6 Selbstbild: Gegen-Elite 249
- III.7 Völkischer Nationalismus als weltanschaulicher Angelpunkt 273
- III.8 Burschenschaften und Demokratie 302
- III.8.4 Der Einzelbund: ein ‚Parlament im Kleinen‘? 319
- III.8.5 Individuum und Kollektiv 326
- IV. Praxis burschenschaftlicher Politik 335
- IV.1 Burschenschaftliche Betätigung im politischen Sinn 335
- IV.2 Burschenschaftliche Betätigung im metapolitischen Sinn 355
- IV.2.1 Gegen ‚Zeitgeist‘ und ‚Umerziehung‘: Frühe burschenschaftliche Metapolitik 355
- IV.2.2 Wider die ‚österreichische Nation‘ 360
- IV.2.3 Gegen ‚Geschichtslügen‘: Burschenschaftliche Geschichtspolitik 365
- IV.2.4 Einsatz für ‚das Deutschtum‘: die ‚Volkstumspolitik‘ der Burschenschaften 374
- IV.2.5 ‚ Nach außen wirken‘: burschenschaftliche Publizistik und Öffentlichkeitsarbeit 377
- IV.2.6 ‚Neue Rechte‘ gegen ‚Neue Linke‘? 386
- IV.2.7 Rezeption der ‚Neuen Rechten‘ 399
- IV.2.8 Burschenschaftliche Metapolitik um die Jahrtausendwende 412
- IV.3 Burschenschaftliche Südtirol-Politik 416
- V. Burschenschaften und politische Parteien 443
- V.1 Völkische Korporationen als freiheitliche Kaderschmieden: eine statistische Annäherung 448
- V.2 Zur Überparteilichkeit des Burschenschaftswesens in Österreich 476
- V.3 Flügelkämpfe und Personaldebatten 489
- V.4 Programmatik und Policy-Ebene 511
- V.5 Parteienkooperation und Koalitionsoptionen 521
- V.6 Funktionen der FPÖ für die völkischen Korporationen 532
- V.7 Funktionen des völkischen Korporationswesens für die FPÖ 541
- V.8 Völkische Verbindungen und FPÖ: prekäre Interessengemeinschaft auf Gegenseitigkeit 550
- VI. Abschließende Überlegungen 557
- Anhang
- Literatur, publizierte Quellen, Chroniken und Festschriften 581
- Archive und Archivalien 603
- Verbindungsstudentische, völkische und freiheitliche Periodika 608
- Tabelle und Diagramme 609
- Zitierte eigene Interviews 609
- Abkürzungsverzeichnis 610
- Glossar: Organisationen, Organe, verbindungsstudentische Begriffe 612
- Personenregister 619