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IV. Praxis burschenschaftlicher Politik
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wie Nachdrucken aus Zeitschriften wie Criticón und Elemente317 – höchstpersönlich für
einen Gutteil der einschlägigen Artikel verantwortlich. Hatzenbichler propagierte den
‚neurechten‘ Kurs am explizitesten : 1991 forderte er in der Aula , „( d )ie Rechte“ möge sich
„die Metapolitik zur Methode machen“, um die Linke zu konfrontieren.318 Auch spezi-
ell für die völkischen Korporationen ortete er einschlägigen Handlungsbedarf : Sie hät-
ten , so Hatzenbichler 1994 , jede gesellschaftliche Relevanz verloren.
Wenn sie wieder mehr Gewicht bekommen wollen , müssen sie zu ihrer revolutionären Tradi-
tion zurück. Die Korporationen müssen sich zu konservativen Revolutionären wandeln. Aus
dem Stillstand muß wieder Bewegung werden , aus der Verteidigung wieder Angriff. Die Ideen
der Neuen Rechten können die Korporationen wieder aufmunitionieren , sie können sie so
modernisieren , daß die Korporationen unbeschadet ins nächste Jahrhundert gehen können ,
als intellektuelle und politische Elite319.
Realisiert werden sollte dieser Auftrag über die Schaffung „eine( r ) neue( n ) Kultur“ im
Wege von „Metapolitik“, verstanden als Beteiligung „am intellektuellen Diskurs und
an der künstlerischen Auseinandersetzung mit der Welt“.320 Gelänge es den Korpora-
tionen , „wieder die Themenführerschaft zu erlangen“, würden sie „nicht zu spießbür-
gerlichen Traditionsvereinen verkommen , sondern die ihnen entsprechende politische
Bedeutung genießen“.321 Dass der Aula im Rahmen dieses Projektes eine zentrale Rolle
zukommen sollte , lag auf der Hand , fungierte sie doch seit jeher ( auch ) als Sprachrohr
der völkischen Verbindungen zur Außenwelt. Auch hatte schon bislang „( d )as Haupt-
augenmerk des Aula-Verlages ( … ) auf ideologisch-kulturelle( r ) Arbeit“ gelegen , wie
Neugebauer 1981 festhielt.322 Diese Arbeit sollte nun allerdings inhaltlich erneuert wer-
den und sich vermehrt auch ‚nach außen‘ richten.
Mustergültig umgesetzt wurde dieser Erneuerungsanspruch , wie bereits angedeutet ,
in Hatzenbichlers Identität. Zur Erschließung neuer LeserInnenkreise für selbige wur-
den Gratisexemplare in ( nach Angaben der Blattmacher ) „großer Zahl“ an „Jugendli-
che , Schüler und Studenten“ verteilt.323 Inhaltliche Modernisierung verhießen schon
317 Vgl. zu den Nachdrucken Gärtner 1996 , 293–296.
318 Aula Nr. 9 / 1991 , zit. in Gärtner 1996 , 42. Für Hatzenbichlers auch internationale Geltung in der dama-
ligen ‚neurechten‘ Denkerszene spricht seine 1994 getroffene Einstufung durch Pierre Krebs , den Lei-
ter des Thule-Seminars , als Österreich-Repräsentant von dessen „Zellen geistigen Widerstands“ ( zit. n.
Heller/Maegerle 1998 , 129 f. ).
319 Hatzenbichler 1994 , 283 f.
320 Ebd., 282.
321 Ebd., 284.
322 Neugebauer 1981a , 179.
323 Das Zitat entstammt einem mehreren Ausgaben beiliegenden Aufruf , diese Verteilaktionen durch Spen-
den zu finanzieren.
„ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“
- Subtitle
- Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945
- Author
- Bernhard Weidinger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79600-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Burschenschaft, Studentenverbindung, Männerbund, Deutschnationalismus, Nationalismus, Rechtsextremismus, Konservatismus, Südtirol, Hochschulpolitik, VDU (Verband der Unabhängigen), FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs)
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- I. Einleitung 11
- II. Nationalsozialismus und postnazistische Restauration 45
- II.1 Völkische Korporierte im (und für den) Nationalsozialismus 45
- II.2 Korporationen und ‚Entnazifizierung‘ 52
- II.3 Die Wiedererrichtung der Bünde 56
- II.4 Rückeroberung von Öffentlichkeit 71
- II.5 Burschenschaftliche Vergangenheitsbewältigung 80
- II.5.1 Die erste Bestandsaufnahme Günther Berkas (1950/51) 83
- II.5.2 Die Auseinandersetzung um das ‚burschenschaftliche Geschichtsbild‘ (ab 1956) 90
- II.5.3 Burschenschaftliche Gedenkpolitik 96
- Exkurs: Zur Spezifik burschenschaftlicher Vergangenheitsbewältigung in Österreich 107
- II.5.4 Die Feldpost-Anthologie der Oberösterreicher Germanen (1967) 110
- Exkurs: Die Sprache der Vergangenheit 112
- II.5.5 Generationenverhältnis zwischen Konflikt und Konformismus 114
- II.5.6 Vergangenheitsbewältigung um die Jahrtausendwende 124
- II.5.7 Schlussbetrachtungen 127
- III. Burschenschaftliche Ideologie in Österreich 133
- III.1 Die Burschenschaften in Österreich als politische Vereinigungen 133
- III.2 Der burschenschaftliche Auftrag an den Einzelnen 150
- III.3 Burschenschaftliche Erziehung 164
- III.3.1 Der burschenschaftliche Erziehungsauftrag 164
- III.3.2 Ebenen und Orte burschenschaftlicher Erziehung 171
- III.3.3 Funktionen und Konsequenzen 177
- III.4 Politisch-ideologische Heterogenität und burschenschaftlicher Corpsgeist 181
- III.4.1 Meinungsvielfalt und -hegemonie 181
- Exkurs: Zur relativen Abweichung der Oberösterreicher Germanen 186
- III.4.2 Konflikt und Kontroversen 191
- III.4.3 Die Außenwahrnehmung: Burschenschaften als Monolith 201
- III.4.4 Ursachen und Folgen burschenschaftlicher ‚Geschlossenheit‘ 210
- III.5 Wandel und Beharrung 213
- III.5.1 Burschenschaften zwischen Avantgarde und Reaktion 214
- III.5.2 Die Restaurationsphase: weiter (fast) wie bisher 220
- III.5.3 Die 1960er-Jahre: Weckrufe und Reformanläufe 225
- III.5.4 Der Streit um die Ehrenordnung 229
- Exkurs: Das Duellwesen in Österreich nach 1945 232
- III.5.5 Die 1970er-Jahre: Aufbruchsstimmung und Backlash 233
- III.5.6 Gründe der Wandlungsresistenz 236
- III.6 Selbstbild: Gegen-Elite 249
- III.7 Völkischer Nationalismus als weltanschaulicher Angelpunkt 273
- III.8 Burschenschaften und Demokratie 302
- III.8.4 Der Einzelbund: ein ‚Parlament im Kleinen‘? 319
- III.8.5 Individuum und Kollektiv 326
- IV. Praxis burschenschaftlicher Politik 335
- IV.1 Burschenschaftliche Betätigung im politischen Sinn 335
- IV.2 Burschenschaftliche Betätigung im metapolitischen Sinn 355
- IV.2.1 Gegen ‚Zeitgeist‘ und ‚Umerziehung‘: Frühe burschenschaftliche Metapolitik 355
- IV.2.2 Wider die ‚österreichische Nation‘ 360
- IV.2.3 Gegen ‚Geschichtslügen‘: Burschenschaftliche Geschichtspolitik 365
- IV.2.4 Einsatz für ‚das Deutschtum‘: die ‚Volkstumspolitik‘ der Burschenschaften 374
- IV.2.5 ‚ Nach außen wirken‘: burschenschaftliche Publizistik und Öffentlichkeitsarbeit 377
- IV.2.6 ‚Neue Rechte‘ gegen ‚Neue Linke‘? 386
- IV.2.7 Rezeption der ‚Neuen Rechten‘ 399
- IV.2.8 Burschenschaftliche Metapolitik um die Jahrtausendwende 412
- IV.3 Burschenschaftliche Südtirol-Politik 416
- V. Burschenschaften und politische Parteien 443
- V.1 Völkische Korporationen als freiheitliche Kaderschmieden: eine statistische Annäherung 448
- V.2 Zur Überparteilichkeit des Burschenschaftswesens in Österreich 476
- V.3 Flügelkämpfe und Personaldebatten 489
- V.4 Programmatik und Policy-Ebene 511
- V.5 Parteienkooperation und Koalitionsoptionen 521
- V.6 Funktionen der FPÖ für die völkischen Korporationen 532
- V.7 Funktionen des völkischen Korporationswesens für die FPÖ 541
- V.8 Völkische Verbindungen und FPÖ: prekäre Interessengemeinschaft auf Gegenseitigkeit 550
- VI. Abschließende Überlegungen 557
- Anhang
- Literatur, publizierte Quellen, Chroniken und Festschriften 581
- Archive und Archivalien 603
- Verbindungsstudentische, völkische und freiheitliche Periodika 608
- Tabelle und Diagramme 609
- Zitierte eigene Interviews 609
- Abkürzungsverzeichnis 610
- Glossar: Organisationen, Organe, verbindungsstudentische Begriffe 612
- Personenregister 619