Page - 411 - in „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ - Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945

IV.2 Burschenschaftliche Betätigung im metapolitischen Sinn 411 bei , wenn es auch nun nicht mehr unter ‚neurechten‘ Vorzeichen verfolgt wurde. Bei- spielsweise sammelten Herwig Nachtmann , Otto Scrinzi und Reinhart Leitinger ( Ar- minia Graz ) für eine vereinsrechtlich 1999 gegründete Gesellschaft zur Förderung der Pu- blizistik Spenden im Aula-BezieherInnenkreis. Schon ein Jahr zuvor war im Umfeld des Verlages eine Arbeitsgemeinschaft Dr. Hans Kudlich eingerichtet worden , die „jüngeren Bewerbern Fördermittel für ‚deutschnationale Tätigkeit‘ zur Verfügung“ stellen sollte.336 Mölzer und Hatzenbichler verfolgten ihre Linie zunächst mit einer Österreich-Aus- gabe der Jungen Freiheit und ab 1997 mit der aus dieser hervorgegangenen Wochen- zeitung Zur Zeit weiter. Schon kurz darauf erklärte Hatzenbichler allerdings seinen „Ab- schied von rechts“  – und das ‚neurechte‘ Experiment ( jedenfalls in seiner „bürgerlichen“, d. h. nicht-‚nationalrevolutionären‘ Variante ) für gescheitert.337 In seinem aufschluss- reichen Abschiedsartikel in der Jungen Freiheit konstatierte er  – an der österreichischen Erfahrung ( und nicht zuletzt seinem verbindungsstudentischen Umfeld ) geschult  – eine Erneuerungsresistenz der extremen Rechten im deutschsprachigen Raum : Was nutzen neurechte-konservativrevolutionäre Theorieseminare , wenn abends , nach dem dritten Bier , im Keller erst recht ‚Die Fahne hoch‘ erklingt , wieder der ‚Bomben auf Enge- land‘ gedacht und in heißem Streit zum hunderttausendsten Mal der Rußlandfeldzug ge- wonnen wird ? ( … ) Und wenn es hart auf hart geht , schlägt schon mal die klammheimliche Freude über die wieder marschierenden ‚NPD-Kameraden‘ durch , die aber ständig mit dem Vorurteil bedacht werden , daß sie ‚zu dumm‘ seien , während die , die so urteilen , höchstens zu feige für solche Eindeutigkeiten sind und wissen , was sich gehört.338 Schon 1994 hatte Hatzenbichler bedauert , dass „Positionen der Alten Rechten ( … ) lei- der auch im Bereich der Korporationen vielfach noch heruntergeleiert“ würden.339 Vier Jahr später war er nun offenbar zu dem Schluss gelangt , dass dies bis auf Weiteres auch so bleiben würde. Weite Teile ( auch ) der akademischen Rechten in Österreich  – dem Schicksal der Identität nach zu urteilen : einschließlich ihrer jüngeren Teile  – war nicht bereit , den Postulaten der ‚Neuen Rechten‘ in einer nicht-eklektizistischen Weise zu folgen. Diese Haltung scheint erklärungsbedürftig , zumal die evidente Unabhängig- 336 http://www.doew.at/projekte/rechts/organisation/Aula1.html ( letzter Zugriff : 30. 1. 2013 ). Als Funktio- näre der Gesellschaft zur Förderung der Publizistik schienen noch für die Amtsperiode 2011 bis 2013 Nacht- mann , der ebenfalls Südtirolerterror-erprobte Peter Kienesberger sowie der Grazer Allemanne Martin Artner auf ( gemäß Vereinsregisterauszug vom 12. 2. 2012 ). 337 Bailer zufolge war es Mölzers Allianzbildung zum Rechtskatholizismus , die Hatzenbichler der Zur Zeit entfremdete ( vgl. Bailer 2004 , 164 ). 338 Junge Freiheit Nr. 44 / 1998 , 16. Zur Aktualität dieses Befundes vgl. http://forschungsgruppefipu.word- press.com/2014/06/14/burschennacht. 339 Hatzenbichler 1994 , 262 f.