Page - 446 - in „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ - Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945

V. Burschenschaften und politische Parteien 446 in gewissem Sinne Teil von ihr ( ohne freilich in dieser Zugehörigkeit aufzugehen ); Bur- schenschafter-in-der-Politik ( vgl. Kapitel III.2.4 ) agieren als völkische Korporierte und als Repräsentanten der Partei in einem. Zudem weisen Burschenschaften und sämtliche ak- tuellen wie historischen Rechtsparteien in Österreich gemeinsame ideengeschichtliche Wurzeln auf , sind  – noch vor jeder personellen Überschneidung  – auf dem gemeinsa- men Boden rechtskonservativer bis rechtsextremer Ideologie verankert. Wo die Positio- nen von FPÖ und burschenschaftlichem Mainstream sich decken , muss dies somit nicht zwangsläufig auf burschenschaftlichen Einfluss in der bzw. auf die Partei verweisen. Auf die individuelle Ebene heruntergebrochen , vertreten nichtkorporierte MandatarInnen und ParteifunktionärInnen in vielen Bereichen dieselben Positionen wie ihre burschen- schaftlichen Kollegen , da kein verbindungsstudentisches Monopol auf die Vermittlung der entsprechenden Inhalte und Einstellungen besteht. Zwei Fragen ergeben sich aus diesem Problemaufriss : Zum Ersten , wie der Einfluss der Zugehörigkeit zur ( und So- zialisation in der ) Burschenschaft auf das Handeln von Burschenschaftern-in-der-Politik bestimmt werden kann ; zum Zweiten , wie burschenschaftlicher Einfluss auf die FPÖ sich als solcher identifizieren lässt. Im Hinblick auf erstgenannte Frage ist zunächst einmal mehr zu betonen , dass die burschenschaftliche Sozialisation in individuell unterschiedlichem Ausmaß als Ein- flussfaktor zu veranschlagen sein wird ( vgl. Kapitel III.2 ). Dennoch scheint es sinnvoll davon auszugehen , dass die politisch-ideologische wie auch habituelle und wertbezo- gene Prägung durch die Burschenschaft und der Einfluss der über die Verbindung ge- stifteten persönlichen Kontakte und Loyalitäten das Handeln parteipolitisch aktiver Burschenschafter in mehr oder weniger starkem Ausmaß prägen ( vgl. Kapitel III.2.4 zum Typus des Burschenschafter-Politikers ). Über den Vergleich des ( partei-)politischen Verhaltens verschiedener Burschenschafter wird sich das Spektrum dessen kartieren lassen , was diese für mit ihrer Korporationszugehörigkeit ideologisch vereinbar hiel- ten. Die Breite dieses Spektrums unterstreicht sowohl die Bedeutung der individuel- len Verarbeitung burschenschaftlicher Erziehungsimpulse als auch die Relevanz sons- tiger Sozialisationsinstanzen. Familiäre , schulische und mediale Einflüsse werden die burschenschaftliche Prägung teils konterkarieren , teils verstärken. In vielen Fällen be- sorgen im engeren Sinn politische Sozialisierungsmilieus ( Turnverein , Mittelschulver- bindung ) eine ideologische Grundierung , die bereits in Richtung sowohl eines späte- ren Eintritts in eine akademische Burschenschaft als auch in die dieser am nächsten stehende Partei weist. Manche der so vorgeprägten Individuen werden mehr oder we- niger bewusst entscheiden , diesen Weg nicht zu beschreiten. Für die Übrigen wird die Burschenschaft die bereits vorhandene völkische Grundierung zumeist verstärken. In wieder anderen Fällen wird der Eintritt in die Verbindung einer anderweitigen ( z. B. familiären ) Vorprägung zum Trotz erfolgen oder wird überhaupt erst in der Verbin- dung eine einigermaßen konsistente Weltanschauung erworben.