Page - 469 - in „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ - Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945

V.1 Völkische Korporationen als freiheitliche Kaderschmieden 469 vergrößerten den Mandatsstand der Wiener FPÖ von zwei auf acht ) einen deutlichen Einbruch. War bis dahin stets zumindest jeder zweite FPÖ-Abgeordnete Akademiker gewesen , war es nun nur noch gut jede/-r Fünfte. Seither wurde nur 2005  – unter den Bedingungen der BZÖ-Abspaltung und der Rückbesinnung auf frühere Tugenden ( und Rekrutierungspraxen )  – die 50-Prozent-Marke überschritten. Die darauffolgende Wahl 2010 bestätigte mit einem neuerlichen Rückgang den schon für den Nationalrat erho- benen Befund : Hohe AkademikerInnenanteile werden in Schwächephasen verzeich- net , sinkende bei wachsender Größe ( und damit tendenziell auch Breite ) der Partei.58 Grafik 4 : WdU-/FPÖ-Fraktionen im Wiener Landtag im Zeitverlauf , alle MandatarInnen 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Männeranteil AkademikerInnenanteil Korporiertenanteil (akad.) Burschenschafteranteil WdU-/FPÖ-Mandatsanteil In puncto Korporiertenanteil schloss der freiheitliche Wiener Landtagsklub erst 1973 zu den im Nationalrat gängigen Werten auf. Allerdings erfolgte die Etablierung von 58 Als Anomalie ist anzuführen , dass der Männeranteil nicht bereits 2001  – als die FPÖ von 29 auf 21 Man- date einbrach  – sank , sondern erst mit der Fortsetzung des Abwärtstrends 2005 ( von 21 auf 13 ). Als Gründe lassen sich das breitere Profil der 2001er-FPÖ sowie der Umstand angeben , dass die FPÖ damals auf ho- hem Niveau verlor und immer noch 20,2 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen konnte. Es hat den Anschein , als würde die Beschränkung auf das männlich-akademische Kernpersonal nicht bei jedwe- dem Stärkeverlust , sondern erst bei Unterschreiten einer gewissen kritischen Größe vollzogen , die  – ver- gleicht man die Ergebnisse für den Nationalrat und den Wiener Landtag  – zwischen 15 und 20 Prozent der Stimmen anzusiedeln wäre.