Page - 488 - in „ IM NATIONALEN ABWEHRKAMPF DER GRENZLANDDEUTSCHEN“ - Akademische Burschenschaften und Politik in Österreich nach 1945

V. Burschenschaften und politische Parteien 488 die und aus der Partei ( bis hin zu eindeutigen Wahlaufrufen ).113 Noch augenfälli- ger ist der Wandel im Fall des RFS , der  – trotz seit jeher offenkundiger FPÖ-Nähe in personeller wie ideologischer Hinsicht  – bis in die 1970er-Jahre jede Parteibindung vehement abgestritten hatte.114 Diese Haltung entsprach einem durchaus rationalen Kalkül , verhieß doch die Assoziierung mit einer 5-Prozent-Partei für den 30-Pro- zent-RFS der 1950er- und 1960er-Jahre lediglich politische Schwächung ( und seinen Mitgliedern Erschwernisse im individuellen beruflichen Fortkommen ).115 Beides än- derte sich mit dem eigenen Abstieg und den Erfolgen der Haider-FPÖ grundlegend. Im ÖH-Wahlkampf 1987 nahm der RFS Holter und Suppan zufolge als einzige wahl- werbende Gruppierung massive Unterstützung durch einen aktiven Politiker ( eben Haider ) in Anspruch.116 Der erhoffte Effekt blieb an den Wahlurnen allerdings aus.117 Nichtsdestotrotz versuchte man auch unter Strache , im Windschatten der FPÖ-Er- folge zu reüssieren und brachte dabei den Kurswechsel gegenüber der Partei zum Ab- schluss. So erklärten etwa korporierte RFS-Funktionäre und der Parteiobmann in einer gemeinsamen Pressekonferenz 2011 unisono , „mit vereinter Kraft“ die Bundes- regierung unter Druck setzen zu wollen ; Strache bestimmte auf derselben Veranstal- tung nicht wie einst die Parteiunabhängigkeit als Alleinstellungsmerkmal des RFS , sondern gerade dessen „starken Draht zur Realpolitik“.118 Lindinger beschrieb den Wandel 2009 prägnant : „Der RFS ist ( … ) bis vor wenigen Jahren politisch eine ei- genständige Studentenpartei geblieben und war mit der FPÖ eher personell verbun- 113 Vgl. zur FPÖ als Gegenstand der Aula ebd., 92–118 , zur Rolle der Partei als Aula-Inserentin ebd., 118– 121 sowie zu FPÖ-FunktionärInnen als AutorInnen ebd., 171–181. 114 Vgl. als ein Beispiel von vielen die Titelseite von Der Ring Nr. 2 / 1970 , der zufolge der RFS im zurücklie- genden Nationalratswahlkampf „als einzige hochschulpolitische Gruppe“ keine Wahlwerbung betrieben und somit „als einzige hochschulpolitische Gruppe seine Unabhängigkeit [ sic ] bewahrt“ habe. Er sei „kein Anhängsel irgendeiner Partei“ und vertrete Konzepte , die „nicht in Parteizentralen oder Ministerien ent- standen“ seien. 1967 protestierten RFS-Vertreter in der FPÖ-Zentrale gegen ein Plakat , das den Ausgang der jüngsten ÖH-Wahl als „große( n ) freiheitliche( n ) Erfolg“ einstufte ( Kurier vom 7. 2. 1967 ). 1973 wiede- rum sahen die Freiheitlichen Studenten sich veranlasst , gleichfalls als vereinnahmend wahrgenommene Aus- sagen Otto Scrinzis mit einer scharfen Distanzierung zu kontern ( vgl. Der Ring Nr. 7 / 1973 , 4 ). 115 Vgl. Peters Hinweis auf die im Vergleich mit der FPÖ jahrzehntelang deutlich effizienteren Hilfestel- lungen , die SPÖ und ÖVP JungakademikerInnen in beruflicher Hinsicht angedeihen zu lassen im- stande waren ( Peter 1998 , 143 ). 116 Vgl. Holter/Suppan 1988 , 635. Zur Unterstützung durch Parteigranden bei den darauf folgenden ÖH-Wahlen 1989 ( als FSI ) vgl. Oberösterreicher Germanen 1994 , 149. 117 Auf personeller Ebene fanden mit der wachsenden Popularität der FPÖ dagegen zunehmend auch Studierende zum RFS , die nicht dessen klassischen Rekrutierungsfeldern entstammten und ihn gerade wegen seiner Parteinähe attraktiv fanden. Dies legte jedenfalls RFS-Bundesgeschäftsführer Andreas Trammer ( Germania Graz ) im Frühjahr 2000 nahe : Seit der Nationalratswahl 1999 sei „der Zustrom um 10 bis 15 Prozent gestiegen“ ( zit. n. trend Nr. 4/2000 , 63 ). 118 In Paraphrase wiedergegeben unter http://www.unzensuriert.at/content/004357-RFS-bringt-politi- schen-Rueckhalt-die-OeH ( Artikel vom 20. 5. 2011 , ohne Autor/-in ).