Seite - 22 - in Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Bild der Seite - 22 -
Text der Seite - 22 -
22 Akteure in Agrarsystemen
derartige Wendungen und Verschiebungen geben Veränderungen im Inneren des
Haushalts-Betriebs-Systems (z. B. die Einrückung des Betriebsleiters zum Kriegs-
dienst) sowie äußere Veränderungen (z. B. die Einführung einer staatlichen Markt-
ordnung). Im alltäglichen Wirtschaften bestimmen die Akteure auf den Höfen die
Verletzlichkeit und Robustheit, die Vulnerabilität und Resilienz, des Agrarsystems
gegenüber inneren und äußeren Krisen.109
Abbildung 1.3 : Alltägliches Wirtschaften im begrenzten Manövrierraum
Quelle : eigener Entwurf nach Wilson, Agriculture, 288.
Betriebliche Agrarsysteme und damit korrespondierende Landwirtschaftsstile stehen
in egalitären und hierarchischen Beziehungen zu anderen Akteuren der Agrargesell-
schaft, entlang derer sie Ressourcen – Land, Arbeit, Kapital, Wissen, Güter und so
fort
– austauschen. Je nach vorherrschender Ressourcenart formiert sich ein agrarge-
sellschaftliches Kräftefeld
– eine Sphäre, in der bestimmte Akteure nach bestimmten
Regeln um die Verfügungsgewalt über bestimmte Ressourcen ringen.110 In jedem
Feld herrscht ein mehr oder weniger steiles und beständiges Machtgefälle zwischen
einem dominierenden und einem dominierten Pol. Den Ersteren bildet häufig eine
auf das Feld bezogene Systeminstitution im nationalstaatlichen Rahmen – ein Amt,
ein Gericht, ein Verband –, den Letzteren die regionalen und lokalen Alltagswelten
Zeit 4
2
3a
3b
1
2
3a 3b Entwicklungspfad
Entscheidungskorridor
Wendung
Verschiebung
Pfadabhängigkeit
Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Schlachtfelder
- Untertitel
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Autor
- Ernst Langthaler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 948
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937