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33Instrumente
der Feldvermessung
vorschnell in Aggregaten verschwinden zu lassen, sondern ihren Spuren in ver-
schiedenen Praxisfeldern zu folgen, gleicht die methodische Schrittfolge der Quel-
lenauswertung einer Mikroskopie mit wechselnden Brennweiten (Abbildung 1.8).
Im ersten Schritt werden gemäß dem „methodologischen Relationalismus“149 –
wonach das Ganze nur aus den Beziehungen seiner Teile und jeder Teil nur aus
seinen Beziehungen zu den übrigen Teilen zu begreifen sei – Untersuchungsfälle
(Personen, Höfe, Regionen usw.) nach der (Un-)Ähnlichkeit ihrer Merkmale zuei-
nander in Beziehung gesetzt. Dies erfolgt teils mittels der einfachen Methoden der
uni- und bivariaten Statistik, teils mittels komplexer Methoden der multivariaten
Statistik.150 Vor allem die Geometrische Datenanalyse (Korrespondenz-, Haupt-
komponenten-, Clusteranalyse usw.) ist geeignet, eine größere Zahl an Fällen ent-
sprechend ihrer (Un-)Ähnlichkeiten hinsichtlich quantitativer und qualitativer
Merkmale in einem mehrdimensionalen Raum darzustellen.151 Die Dimensionen
dieses Raumes bezeichnen die wichtigsten, jeweils aus mehreren Merkmalen kom-
binierten und unter Bezug auf Kontextinformationen interpretierten Unterschei-
dungsmomente der Fälle. Dieser Werkzeugkasten bietet mehrere Vorzüge : Erstens
erlaubt er explorative Zugänge, die (Hypo-)Thesen nicht vorformulieren müssen,
um sie danach überprüfen zu können, sondern aus der Arbeit am Quellenmaterial
entwickeln. Zweitens ermöglicht, ja erzwingt er eine über die absoluten Merkmale
Abbildung 1.8 : Methodische Schritte des Akteur-Agrarsystem-Ansatzes
Quelle : eigener Entwurf.
Schritt 1: Rekonstruktion der Gesamtheit der Fälle im Feld Schritt 2: Rekonstruktion von Gruppen von Fällen
Schritt 3: Rekonstruktion von Einzelfällen Schritt 4: Fallgruppen- und Einzelfallvergleich
Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Schlachtfelder
- Untertitel
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Autor
- Ernst Langthaler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 948
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937