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Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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69Höfe im Fokus der Buchführung Die vordergründige Pragmatik der Hofkartenstatistik stand in engem Zusam- menhang mit einer grundsätzlichen Hintergrundannahme, so Kahler : „Jede ein- zelne Massnahme muss jedoch immer auf die organische Einheit des landwirt- schaftlichen Betriebes ausgerichtet sein, der in der heutigen Wirtschaftsordnung jenes Grundelement ist, durch den sich allein eine Leistungssteigerung auf die Dauer verwirklichen lässt.“89 Dabei verwarf der Abteilungsleiter in der Landes- bauernschaft Donauland bisherige Kategorisierungsversuche, wie etwa „Landbau- zonen“,90 und entwarf aus Versatzstücken der agronomischen Organismustheorie des landwirtschaftlichen Betriebes der 1920er und 1930er Jahre eine für die „Wirt- schaftslenkung“ praxistaugliche Lesart : „Die jeweilige Art und Weise der Landbewirtschaftung, die Betriebsform oder das Wirtschaftssystem ist das Ergebnis einerseits der naturgesetzlichen Gegebenheiten von Boden und Klima, der Lebensbedingungen der Pflanzen und Tiere, anderer- seits des Bedarfes und Wollens des wirtschaftenden Menschen, seiner Wirtschafts-, Rechts- und Eigentumsverhältnisse, seiner Volks- und Stammeseigentümlichkeiten, seines geschichtlich bedingten Kulturzustandes, des Entwicklungszustandes seiner technischen Kenntnisse und Fähigkeiten. Die Betriebsform ist so das Resultat des Zusammenwirkens ausserordentlich mannigfaltiger, sie gestaltender Einflüsse, die in gegenseitiger Abhängigkeit und Auswirkung teils selbst bedingt, teils bedingend wirksam sind. Alle diese die Betriebsform bestimmenden Einflüsse wirken immer gebietsweise, räumlich gebunden, von individuellen Besonderheiten abgesehen, die für einen allgemeinen Überblick und die Aufgaben der landwirtschaftlichen Verwal- tung belanglos sind. Daher gestalten Betriebsformen bestimmte Wirtschaftsgebiete, die auch kartographisch darstellbar sind.“91 Diese Lehrbuchdefinition lässt das Kräfteverhältnis zwischen den „naturgesetzli- chen Gegebenheiten“ und dem menschlichen „Bedarf und Wollen“, von Ökologie und Ökonomie, zwar anfangs noch unbestimmt ; letztlich wird jedoch dem Ökolo- gismus Vorrang vor dem Ökonomismus eingeräumt : „Die Untersuchung der Betriebsformen und der sie bestimmenden Faktoren im Ge- biete der Landesbauernschaft Donauland hat gezeigt, dass es innerhalb dieses Rah- mens vor allem die natürlichen Produktionsbedingungen, von diesen in erster Li- nie die Klimastufen, in weiterer Hinsicht der Boden, jedenfalls aber das aus beiden resultierende Pflanzenwachstum ist, das die Betriebsformen und Wirtschaftsgebiete am ausschlaggebendsten bestimmt haben und dass demgegenüber die von Seite des Menschen wirkenden Einflüsse zurücktreten und nur gewisse Untergebiete geschaf- fen haben.“92
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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