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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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74 Anatomie eines „lebenden Organismus“ derkulturen geeignet. Im bodenmäßig und klimatisch ähnlich gestalteten, jedoch durch verstärkte Taubildung gekennzeichneten Pannonischen Hügelland (B), ein- schließlich der Weinbaugebiete (C), herrschte ebenfalls die pannonische Vegetati- onsstufe vor ; an den Berglehnen sowie nach feuchteren und kühleren Jahren traten bereits Pflanzen der baltischen Vegetationsstufe auf, was eine pannonisch-baltische „Kampfzone“ entstehen ließ. Neben dem noch möglichen Getreide-, Wein- und Gemüsebau sowie der Pflege von Sonderkulturen war bereits das Dauergrünland „im Vorschreiten begriffen“.106 Beim Übergang zu den übrigen Produktionsgebieten stieß der Bearbeiter auf vermehrte, durch Relief, Boden und Klima bedingte Abgrenzungsprobleme : „Meereshöhen, Bodengestaltung und Neigungsverhältnisse, Sonn- oder Schatten- seite, Ost-oder Westlage am Berg gewinnen für den landwirtschaftlichen Betrieb an Bedeutung. Die oft mehrere 100 m tief eingekerbten Flussläufe haben eine fast fjordartige Zersägung der Ränder des Berglandes nach sich gezogen und in diese Täler greift die jeweils untere Klima- und Vegetationsstufe tief in das geschlossene Bergland ein.“ Folglich war vermehrt von „Übergänge[n] von einem Gebiet zum anderen“ und „Inseln“ die Rede.107 Das Flach- und Hügelland südlich der Donau (D) mit ergiebigen Böden und einem günstigen Ausgleich von Wärme und Feuchtig- keit wurde zur unteren (St. Pöltner Becken, D1) oder oberen baltischen Vegetati- onsstufe (Gebiet von Melk-Amstetten, D4), durchsetzt von pannonischen Inseln, wie etwa der „Ybbser Scheibe“, gerechnet. Die Wildpflanzen (Fichte, Rotbuche, Heidekraut usw.) waren durch eine weniger verdickte Oberhaut und flachgrün- digere Wurzeln gekennzeichnet. Folglich schien die untere baltische Vegetations- stufe eher für Getreide-, Zuckerrüben-, Gemüse- und Obstbau, die obere baltische Vegetationsstufe eher für Feldfutter- und Obstbau sowie Dauergrünland geeignet. Der klimatisch kühlere und feuchtere Wienerwald (E) wurde bereits im Über- gangsgebiet zwischen oberer baltischer und subalpiner Vegetationsstufe verortet. In diesem durch Wald und Dauergrünland geprägten Gebiet, so der Bearbeiter, würden Boden und Klima einen  – jedoch für das Wiener Kleinklima nachteiligen  – „erweiterten Getreidebau“ zulassen. Das feucht-kühle Alpengebiet (F) Niederdo- naus zerfiel in das Uralpengebiet der Buckligen Welt (F1), wo die Landwirtschaft bis in höchste Lagen vordrang, und das Kalkalpengebiet (F2), wo die schrofferen, steileren Abhänge die landwirtschaftliche Nutzung auf tiefere Lagen beschränk- ten. Während die Tallagen noch zur oberen baltischen Vegetationsstufe gerechnet wurden, zählten die Hänge und höheren Lagen bereits zur subalpinen Zone. Die Eigenschaften der subalpinen Wildpflanzen (Lärche, Elfengras, Borstengras usw.) ähnelten jenen der pannonischen Vegetationsstufe  – freilich aus anderen Ursachen : Die Verdickung der Oberhaut schützte vor Wärmeverlust ; kräftige und verzweigte Wurzeln dienten zur Speicherung von Nährstoffen ; ein rasches Wachstum war an
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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