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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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118 Anatomie eines „lebenden Organismus“ Landkreise Lilienfeld (56,9 Prozent), Baden (53,7 Prozent) und Scheibbs (45,1 Prozent), im gebirgigen Süden des Reichsgaus gelegen, waren flächenmäßig am stärksten durch Großbetriebe geprägt (Abbildung 2.23). Dazu zählten einerseits Forstgüter, die Hunderte oder Tausende von Hektar umfassten, andererseits die Vielzahl großbäuerlicher Betriebe, die auf Grund reichlicher Waldausstattung die 100-Hektar-Grenze mehr oder weniger klar übertrafen. Da sich weder die land- wirtschaftliche Betriebszählung noch die Buchführungsstatistik für die Erfassung der Gutsbetriebe eignen, führen einmal mehr die Hofkarten weiter. In den Un- tersuchungsgemeinden in den Regionen Litschau, Mank und Matzen finden sich zwei Großgrundbesitzungen : das der Adelsfamilie Pálffy gehörende Gut Heiden- reichstein mit 3.497 Hektar Kulturfläche, fast zur Gänze Wald,173 und das Gut des Benediktinerstiftes Melk in Weikendorf mit 132 Hektar landwirtschaftlicher und 423 Hektar forstwirtschaftlicher Nutzfläche174. Zusätzlich zu Weikendorf lie- gen die Hofkarten von weiteren 36 Gutsbetrieben im Landkreis Gän sern dorf vor. Obwohl hier 1939 mit 79 Fällen mehr als doppelt so viele Großbetriebe gezählt wurden,175 ermöglichen die 37 dokumentierten Fälle dennoch eine Nahaufnahme gutsbetrieblicher Agrarsysteme. Die natur- und verkehrsräumliche Lage der Gän sern dorfer Gutshöfe lässt einige Schwerpunkte erkennen. Unter den Betrieben im südlichen Teil, dem zum Panno- nischen Flachland gehörenden Kleinproduktionsgebiet Marchfeld, überwogen die Hackfruchtwirtschaften. Dagegen waren im nördlichen Teil, dem Pannonischen Hügelland zugezählten Kleinproduktionsgebiet Weinviertel und Horner Becken, die Getreidewirtschaften in der Überzahl ; zudem konzentrierten sich hier die Fut- terwirtschaften. Neben den Bodennutzungsformen zeigen auch die Kulturflächen- größen regionale Unterschiede : Während im Süden viele Gutshöfe  – an der Spitze das Gut Eckartsau mit 3.706 Hektar  – im oberen Bereich rangierten, befanden sich die nördlich gelegenen Gutshöfe  – mit dem 111 Hektar zählenden Gut Loi- desthal als Schlusslicht  – überwiegend auf den unteren Stufen der Größenskala. Abgesehen vom 1.139 Hektar großen Forstgut in Großschweinbarth bestanden in den Weinbaugemeinden keine Gutshöfe. Diese regionalen Unterschiede hingen zweifellos mit der Natur- und Verkehrslage zusammen. So folgten die Forstgüter, etwa das in den Donauauen gelegene Gut Eckartsau, sowie die Weinbau treiben- den Landgüter im Hügelland in ihrer Ausrichtung auch den lokalen Klima-, Bo- den- und Reliefbedingungen. Weiters mochten für die Hackfruchtwirtschaften die kurzen Wegstrecken zu den drei Zuckerfabriken im Landkreis Gän sern dorf den arbeits- und kapitalintensiven Zuckerrübenbau  – einen Vorboten des Schwenks zur industrialisierten Hochleistungslandwirtschaft in der Nachkriegsära176  – be- günstigt haben. Unterschiede bestanden zwischen Leopoldsdorf, wo, gleich den „Thünenschen Ringen“,177 rund um den Fabriksstandort ein gutsbetrieblicher
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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