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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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121Im Raum der Gutswirtschaft derselben Gemeinde, in der Regel jedoch in unterschiedlichen Gemeinden ; daher wäre der Beitrag der Gemeindezugehörigkeit zur Merkmalsstreuung zu gering. Zweitens war die Trennung zwischen Betrieb und Haushalt der Besitzer/-innen  – in vielen Fällen nicht physische, sondern juristische Personen  – durchwegs so weit vollzogen, dass die Gutshöfe in der Regel von Verwaltungspersonal geleitet wur- den ; nur ausnahmsweise leiteten der Besitzer oder  – wie Johanna Koller auf dem Gut Nexing in Obersulz, die einzige Frau im Sample178  – die Besitzerin selbst den Betrieb. Daher würde es wenig Sinn machen, die Familienanteile am Arbeitskräf- tepotenzial oder die V/A-Quotienten in die Rechnung einzubeziehen. Drittens bleiben die Hauptberufe der physischen Besitzer/-innen, die in den Hofkarten nicht angegeben sind, unberücksichtigt. Vielfach besaßen Großgrundbesitzer/- innen neben dem Land- oder Forstgut teils damit verbundene, teils davon unab- hängige Firmen ; nur selten lebten sie als Privatiers allein von der erwirtschafteten Rente.179 Neben diesen Merkmalen bleibt auch ein ‚statistischer Ausreißer‘, das Traunsche Forstgut in Großschweinbarth, aus der Rechnung ausgeschlossen ; da- durch reduziert sich die Zahl der Beobachtungsfälle auf 36. Der Raum des gutsbe- trieblichen Wirtschaftens, dem sieben Merkmale  – Betriebsgröße und -typ, Arbeits-, Vieh- und Maschinenintensität sowie Gesinde- und Taglöhneranteil  – zugrunde liegen, deckt 47 Prozent der Gesamtstreuung der 36 Fälle ab. Am meisten tragen Taglöhner- und Gesindeanteil vor Größenklasse, Arbeitsintensität, Betriebstyp, Vieh- und Maschinenintensität zur Konstruktion der ersten beiden Raumdimen- sionen bei. Wie die Höfe unter 100 Hektar Kulturfläche erweisen sich auch die Gutsbetriebe als nicht ausschließlich strukturell bedingt ; die Stile der Betriebs- führungspraxis, die in der Zusammensetzung der Arbeitskräfte sowie der Arbeits-, Vieh- und Maschinenintensität zum Ausdruck kommen, hatten erheblichen Ein- fluss auf die Ausprägung der Agrarsysteme. Nehmen wir den Raum des gutsbetrieblichen Wirtschaftens genauer unter die Lupe. Die erste, waagrechte Dimension wird durch die Spannungsmomente arbeits- und viehextensiv gegenüber arbeits- und viehintensiv, Wald- gegenüber Getreidewirtschaft sowie Güter über 500 Hektar gegenüber flächenkleineren Be- trieben bestimmt. Wie im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens handelt es sich um ein Intensitäts- und Größenprofil. Die zweite, senkrechte Dimension, die vom Unterschied zwischen zeitweilig und ständig Beschäftigten bestimmt ist, ent- puppt sich als Arbeitskräftearrangement. Darin kommt das Ökotypen-Modell mit der Unterscheidung von „Taglöhner-“ und „Gesindegesellschaften“180 zur Geltung. Die keilförmige, von rechts nach links auseinanderstrebende Anordnung der Guts- betriebe zeigt : Ob vorwiegend ständiges Personal und Gesinde oder nichtständige Taglohn- und Saisonarbeitskräfte zum Einsatz kamen, wurde mit abnehmender Betriebsintensität und zunehmendem Landbesitz zu einem Unterscheidungsmerk-
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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