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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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127Im Raum der Gutswirtschaft genutzt. Neben zwei weiblichen Familienangehörigen, darunter vermutlich die Ehefrau, waren ein Aufseher, zwei Gutshandwerker, je zwei Melker und Melke- rinnen, sieben Knechte und neun Mägde ständig beschäftigt. Tag- und saisonweise arbeiteten auf dem Gut zudem zehn männliche und 25 weibliche nichtständige Arbeitskräfte im Jahresausmaß von 5.600 Arbeitstagen  – ein in Relation zu den ständigen Arbeitskräften überdurchschnittlicher Wert. Ständige und nichtständige Arbeitskräfte ergaben ein Arbeitspotenzial von 46,8 AKE, das, umgelegt auf die Nutzfläche, einer im regionalen Vergleich mittleren Arbeitsintensität von 0,1 AKE pro Hektar entsprach. In den gutseigenen Stallungen fanden sich 20 Pferde, 74 Rinder, darunter acht Ochsen, 35 Schlacht- und Maststiere und 20 Milchkühe, 20 Schweine, davon acht Mastschweine, sowie vier Dutzend Hühner und Gänse. Das ergab zusammen 99,3 GVE oder 0,3 GVE pro Hektar, eine unterdurchschnittliche Viehintensität. Dafür erreichten die Maschinenneuwerte mit 68.320 Reichsmark oder 210 Reichsmark pro Hektar absolute und relative Spitzenwerte. An Kraftma- schinen, zwei Drittel des Gesamtwertes, hatte der Gutsbesitzer je zwei eisen- und gummibereifte Schlepper, zwei Elektromotoren und zwei Lastkraftwagen ange- schafft. Die Arbeitsmaschinen, das restliche Drittel, umfassten fünf gummibereifte Ackerwägen, eine Dreschmaschine, drei Drillmaschinen, drei Düngerstreuer, fünf Hackmaschinen, einen Grasmäher, einen Heuwender, einen Silohäcksler für den errichteten Gärfutterbehälter, zwei Zapfwellenbindemäher, ein Heugebläse, ei- nen Greifer, zwei Strohpressen, einen Saatgutbeizer, einen Kartoffelroder, einen Futterdämpfer, eine Schrotmühle, einen Elektroherd und eine Waschmaschine. An Marktleistungen verzeichnete das Gut, neben der unbekannten Milch- und Schlachtviehmenge, 1.845 Doppelzentner Getreide, vorwiegend Hafer und Wei- zen, 209 Doppelzentner Heu und 80 Doppelzentner Stroh.188 Der Gang durch den Raum des gutsbetrieblichen Wirtschaftens endet bei den Getreide-Milchviehgütern. Neben den ausgedehnten Beständen an Milchkühen, ty- pischerweise zwischen 100 und 200 Stück, waren hier folgende Merkmalsausprä- gungen bezeichnend : Acker-Weinbau- und Getreidewirtschaften, Betriebsgrößen unter 200 Hektar, überdurchschnittliche Taglöhneranteile, hohe Arbeits- und Vieh- intensität, starker Brotgetreide- und Kartoffelbau, große Pferdebestände, Stierhal- tung sowie große Bestände an Verbrennungsmotoren, gummibereiften Ackerwä- gen, Drillmaschinen, Strohpressen und Melkmaschinen. Das Gut Schloßhof der Stadt Wien in Markthof vereinte die meisten dieser Kennzeichen ; nur hinsichtlich des Flächenausmaßes von 816,4 Hektar überragte es die übrigen Getreide-Milch- viehgüter. Zum Gutsbesitz gehörten 590,6 Hektar Ackerland, 0,9 Hektar Gärten und Obstanlagen, 91,3 Hektar einmähdige Wiesen und 133,5 Hektar Wald. Et- was mehr als die Hälfte des Ackers war dem Getreide  – vor allem Weizen und Gerste, aber auch Roggen und etwas Hafer  – gewidmet ; knapp ein Viertel nahmen
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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