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217Wer
ist (k)ein „Bauer“ ?
Bauernfähigkeit“, etwa die „bäuerliche Einstellung zu Grund und Boden“ oder die
„Erbgesundheit“.261 Kurz, die Erbhofgerichtsbarkeit wirkte als Machtdispositiv ei-
ner nationalsozialistischen Moralökonomie,262 die die Hofeigentümer/-innen nach
rassen-, klassen- und geschlechtsbezogenen Maßstäben ein- oder ausschloss.
War bereits die mit Natur- und Verkehrslage variierende „Ackernahrung“ als
Mindestgröße eines Erbhofs schwierig zu bestimmen,263 so war die Judikatur zur
„Bauernfähigkeit“ mit beträchtlichem Erhebungsaufwand verbunden. Überprü-
fungen der „Bauernfähigkeit“ galten in der Erbhofgerichtsbarkeit Niederdonaus
als Ausnahme von der Regel. Von den 538 aktenmäßig dokumentierten Erbhöfen
betrafen nur 26 Fälle oder 4,8 Prozent derartige Verfahren ; da zwei Erbhöfe mit je
Tabelle 3.11 : Verfahren über „Bauernfähigkeit“ in den AGB Ebreichsdorf,
Eggenburg, Haag und Tulln 1939–1944
Merkmal Eggenburg Tulln sonstiges
AEG Gesamtheit
Antragsjahr
1939/40 7 1 – 8
1941/42 3 8 3 14
1943/44 1 3 – 4
keine Angaben – 2 – 2
Betriebsfläche
< 10 ha 2 2 – 4
10–20 ha 8 4 1 13
20–50 ha 1 8 2 11
Sachverhalt
„Ehrbarkeit“ 3 5 1 9
„Wirtschaftsfähigkeit“ 10 8 1 19
andere Sachverhalte – – 1 1
keine Angaben – 2 – 2
Urteil
Genehmigung 6 10 2 18
Ablehnung 3 1 – 4
Rückzug 1 1 1 3
kein Urteil 1 2 – 3
Quelle : eigene Berechnungen (Datenbasis : 28 Gerichtsverfahren) nach NÖLA, BG Ebreichsdorf, Eg-
genburg, Haag und Tulln, Erbhofakten.
Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Schlachtfelder
- Untertitel
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Autor
- Ernst Langthaler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 948
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937