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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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242 „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe der jeweiligen Wohngemeinde lag, lässt eine lokale Betrachtung weiter reichende Schlüsse als die Regionalperspektive zu. Anhand ausgewählter Gemeinden, die das Spektrum der regionalen Agrarsysteme abdecken, werden die Landtransfers zwischen den Gruppen gleichartiger Höfe in Ansätzen fassbar. In der Region Lit- schau zeigte der „Grundstücksverkehr“ unterschiedliche Gesichter (Tabelle 3.22). Nehmen wir den Abgang von einem Prozent der Kulturfläche oder mehr als Un- tergrenze, dann wurde diese Marke in Großradischen nur 1942/43, in Haugschlag 1941/42 und 1942/43 sowie in Heidenreichstein in allen drei Jahren übertroffen. In Großradischen waren 1942/43 dafür vor allem die Flächenverluste der Misch- wirtschafter (–5,9 Hektar) verantwortlich. Sie kamen nur zum geringen Teil an- deren Betriebsgruppen zugute ; zum größeren Teil wurden die Gründe anderen Zwecken zugeführt. Haugschlag verzeichnete 1941/42 einen regen „Grundstücks- verkehr“, der sich 1942/43 abgeschwächt, aber dennoch lebhaft fortsetzte. Zu den Gewinnern zählten anfangs die Arbeiterbauernfamilien (+4,5 Hektar), unter denen Wachstums- und Schrumpfungsbetriebe deutlich auseinandertraten ; Landverluste verzeichneten zunächst vor allem die Nebenerwerbsbauernfamilien (–5,0 Hektar), die Mischwirtschafter (–3,8 Hektar) und die Gewerbebauern (–3,0 Hektar). Diese Verschiebungen flachten im Folgejahr ab  – mit Ausnahme der Ochsenbauern (–2,3 Hektar), die sich auf der Verliererseite wiederfanden. Heidenreichstein unterschied sich von den beiden anderen Gemeinden durch erhebliche Landtransfers während der gesamten Beobachtungszeit. Herausragend waren die Gewinne der Gewerbe- bauern (+5,5 Hektar) 1941/42 sowie die Verluste der Arbeiter- (–2,3 Hektar) und Nebenerwerbsbauernfamilien (–4,0 Hektar) 1943/44. Insgesamt lassen diese Zahlen die Konturen des Landtransfers in der Region Litschau erkennen : Regional ein- heitliche Kulturflächenverschiebungen zeigten etwa die Mischwirtschafter in Groß- radischen und Haugschlag sowie die Nebenerwerbsbauernfamilien in Haugschlag und Heidenreichstein. Die auseinanderlaufenden Entwicklungsrichtungen der Ar- beiterbauernfamilien in Haugschlag und Heidenreichstein sowie der Gewerbebauern in Haugschlag und Heidenreichstein lassen lokale Eigenarten des Landtransfers vermuten. Ähnlich stellte sich der Landtransfer in der Region Mank dar. Am beständigsten entwickelten sich die Kulturflächengrößen in Bischofstetten (Tabelle 3.23) ; hier rangierten die jährlichen Abgänge durchwegs unter einen Prozent der gesamten Kulturfläche. Nur 1941/42 kam etwas mehr Bewegung ins Spiel, wofür die Verluste der Gewerbebauern (–5,0 Hektar) sowie die Schrumpfungs- und Wachstumsten- denzen unter den Maschinenmännern (+1,9 Hektar) den Ausschlag gaben. In Plan- kenstein verschoben sich die Größenverhältnisse etwas deutlicher : 1941/42 zeich- nete sich eine Landumverteilung unter den Ochsenbauern (–2,4 Hektar) ab. Im Jahr darauf traten die Mischwirtschafter (–4,7 Hektar) Flächen in bedeutendem Maß ab.
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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