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271Die
Steuerung der „Landflucht“
Um das von Grabner beschriebene Migrationsmuster am Kreis Oberpullen-
dorf, Gelineks Paradebeispiel, zu illustrieren : Dem gesamten Wanderungsver-
lust von über 6.100 Personen stand keine Abnahme, sondern eine Zunahme der
land- und forstwirtschaftlichen Bevölkerung um knapp 200 Personen gegenüber.
Demzufolge erfasste die Abwanderung aus diesem agrarisch geprägten Gebiet –
der Anteil der Land- und Forstwirtschaft betrug 1939 überdurchschnittliche 59
Prozent – vorwiegend die nichtagrarische Bevölkerung. Wanderungsverluste der
Wohnbevölkerung bei Zugewinnen der Agrarbevölkerung verzeichneten auch die
Landkreise Bruck an der Leitha, Eisenstadt, Gän sern dorf, Gmünd, Hollabrunn,
Krems, Mistel bach, Neubistritz, Neunkirchen, Waidhofen an der Thaya, Wiener
Neustadt und Znaim.71 Gemessen an der amtlichen Statistik war die „Landflucht“
in Niederdonau nicht – wie in der offiziellen Diktion – gleichbedeutend mit der
Abbildung 4.2 : „Landwirtschaftsflucht“ nach Landesbauernschaften 1933–1939
Anmerkung : Die Zahlen in Klammern bezeichnen die prozentuelle Veränderung der Berufszugehöri-
gen der Land- und Forstwirtschaft 1939 im Vergleich zu 1933 (Altreich) bzw. 1934 (Ostmark).
Quelle : eigene Berechnungen nach Reichsnährstand (Hg.), Landesbauernschaften 1941–1942, 3.
Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Schlachtfelder
- Untertitel
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Autor
- Ernst Langthaler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 948
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937