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281Die
Steuerung des „Reichseinsatzes“
änderte an dieser Entwicklung wenig. Die insgesamt in Niederdonau anwesenden
Kriegsgefangenen wurden bis Sommer 1940 überwiegend in der Landwirtschaft
eingesetzt ; erst danach steigerte sich der Anteil anderer Wirtschaftszweige auf
rund die Hälfte (Abbildung 4.4). Die meisten in der Landwirtschaft eingesetzten
Kriegsgefangenen stammten aus Frankreich, gefolgt von jenen aus dem ehemali-
gen Jugoslawien und der ehemaligen Sowjetunion (Abbildung 4.5). Neben dem
ideologischen Gesichtspunkt, die „feindlichen“ Soldaten zu körperlich schwerer
Arbeit heranzuziehen, legte auch das völkerrechtliche Verbot der Beschäftigung
von Kriegsgefangenen in der Rüstungsindustrie – sofern es eingehalten wurden –
deren Beschäftigung in der Landwirtschaft nahe.100
Im Unterschied zu den Zahlen der Kriegsgefangenen nahmen die Zahlen aus-
ländischer Zivilarbeitskräfte bis zum Höhepunkt von 71.262 Personen im Sommer
1944 zu. Diese Entwicklung lässt sich auf nachfragebedingte Einflüsse, den nach
Jahreszeiten schwankenden Bedarf der Landwirtschaft und die wachsenden Ein-
ziehungen inländischer Männer zur Wehrmacht, sowie auf angebotsbedingte Ein-
Abbildung 4.4 : Kriegsgefangene in der Land- und Forstwirtschaft
im Landesarbeitsamt Wien-Niederdonau bzw. Gauarbeitsamt Niederdonau
1940–1944
Anmerkung : Die unterbrochene Linie markiert die Umwandlung des Landesarbeitsamtes Wien-Nie-
derdonau in das Gauarbeitsamt Niederdonau. Die Angaben bis Juli 1943 sind aufgrund des Wegfalls
des Arbeitsamtes Wien mit jenen ab August 1943 nicht vergleichbar.
Quelle : eigene Berechnungen nach Arbeitseinsatz Wien-Niederdonau 7/1940–8/1943 ; Arbeitseinsatz
Niederdonau NF 1/1943–6/1944. 0
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20
30
40
50
60
70
80
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0
5.000
10.000
15.000
20.000
25.000
30.000
35.000
Personenzahl
Agrarquote
Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Schlachtfelder
- Untertitel
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Autor
- Ernst Langthaler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 948
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937