Seite - 287 - in Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Bild der Seite - 287 -
Text der Seite - 287 -
287Die
Steuerung des „Reichseinsatzes“
vierten und fünften Kriegsjahr, größere Mengen an Arbeitskräften zur land- und
forstwirtschaftlichen Arbeit neu zu verpflichten. Diese „Sondereinsätze“ umfassten
jedoch zum überwiegenden Teil Inländer/-innen ; Kriegsgefangene und ausländi-
sche Zivilarbeiter/-innen blieben dabei in der Minderzahl. Einige Monate hoben
sich von dieser Tendenz ab : der Mai 1943, in dem ein größerer „Ostarbeiter“-Ein-
satz stattfand, vermutlich eine befristete „Entnahme“ aus Industrie und Gewerbe ;
der Oktober 1943, in dem die IMI eingewiesen wurden ;110 der März 1944, in
dem wiederum auffallend viele, wahrscheinlich aus industriellen und gewerblichen
Betrieben stammende Zivilarbeiter/-innen zur Landarbeit vermittelt wurden und
zudem die IMI in den Zivilarbeiterstatus überführt wurden. Zugleich wurde das
Potenzial inländischer Arbeitskräfte verstärkt ausgeschöpft, so etwa im März und
Juli 1943 sowie im April bis Juni 1944 (Abbildung 4.8). Im Rahmen von improvi-
sierten „Sondereinsätzen“, „Hilfsaktionen“ und „Notprogrammen“ zugunsten der
Landwirtschaft trat das Gauarbeitsamt zunehmend Kompetenzen an die „Arbeits-
ausschüsse“ in den Kreisen und die „Ortsdreiecke“ in den Gemeinden
– bestehend
aus NSDAP-Ortsgruppenleiter, Ortsbauernführer und Bürgermeister – ab.111 Der
Abbildung 4.8 : „Einsatzlenkung“ in der Land- und Forstwirtschaft durch das
Gauarbeitsamt Niederdonau 1943–1944
Quelle : eigene Berechnungen nach Arbeitseinsatz Wien-Niederdonau 2/3/1943–8/1943 ; Arbeitseins-
atz Niederdonau NF 1/1943–7/1944. 0
100
200
300
400
500
600
0
5.000
10.000
15.000
20.000
25.000
30.000
sonstige Ausländer/-innen
Kriegsgefangene
"Ostarbeiter"
Inländer/-innen
Nationalitätenproportion
Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Schlachtfelder
- Untertitel
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Autor
- Ernst Langthaler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 948
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937