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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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326 „Menschenökonomie“ unter Zwang nicht mehr als ein Taschengeld. In den ersten Monaten wurde den meisten in der Landwirtschaft eingesetzten „Ostarbeitern“ nach den geltenden Bestimmungen nichts ausbezahlt.250 Nach der Verordnung über die Einsatzbedingungen der Ostarbei- ter vom Juni 1942 lagen die Auszahlungsbeträge für „Ostarbeiter“ im vorliegenden Berechnungsbeispiel zwischen 16,50 und 12 Reichsmark bei Männern und 10,50 bis 7,50 Reichsmark bei Frauen.251 Nach der Änderung dieser Verordnung vom April 1943 erhöhten sich die Beträge bei Männern auf 24 bis 18, bei Frauen auf 15 bis 12 Reichsmark ; zusätzlich wurden nun Leistungszulagen und ab August 1943 sogar Treueprämien zulasten der „Ostarbeiterabgabe“ möglich.252 Im Juli 1944 wurde für die „Ostarbeiter“ in der Landwirtschaft eine eigene Reichstarifordnung geschaffen, deren Tariflöhne jenen der polnischen Arbeitskräfte entsprachen. Nun waren die sowjetische Zivilarbeiter/-innen trotz des „Beschäftigungsverhältnis- ses eigener Art“ sozialversicherungspflichtig und erhielten einige Zuschläge. Die rechtliche Gleichstellung der „Ostarbeiter“ mit den Inländer/-innen vom März 1945 hatte keinerlei praktische Auswirkungen auf deren Arbeits- und Lebensbe- dingungen.253 Die Entlohnung der Kriegsgefangenen folgte einem gänzlich anderen Schema. Der Dienstgeber schloss keine individuellen Verträge mit Kriegsgefangenen ab, sondern einen kollektiven Überlassungsvertrag mit dem Reich. Von der Ent- schädigung, die er an das Stalag zahlte, wurde nur ein Teil den Kriegsgefangenen ausbezahlt. Ab Oktober 1941 waren für jeden in der Landwirtschaft eingesetzten Kriegsgefangenen 0,80 Reichsmark pro Arbeitstag bei freier Kost zu entrichten. Davon erhielten Kriegsgefangene aus Westeuropa  – und nun auch jene aus Süd- osteuropa, die bis dahin den Polen gleichgestellt waren  – täglich 0,70 Reichsmark, Polen 0,50 Reichsmark und Sowjetbürger 0,20 Reichsmark.254 Vielfach erhielten sowjetische Kriegsgefangene jedoch nichts ausbezahlt ; in einer Anordnung des Stalag XVII B Krems-Gneixendorf vom Oktober 1941 heißt es : „Kein sowjeti- scher Kgf. erhält Lohnzahlung.“255 Zusätzlich zum Lohn konnten Dienstgeber/- innen den Gefangenen, Sowjetbürger ausgenommen, täglich bis zu 0,20 Reichs- mark Leistungszulage gewähren. Um Fluchtversuche einzudämmen, erfolgte die Auszahlung ausnahmslos in Lagergeld, das zum Kauf von Gebrauchsartikeln im Magazin des Stalags oder in örtlichen Geschäften galt ; auf dem Schwarzmarkt soll das Umtauschverhältnis Lagergeld zu Reichsmark 1 zu 10 betragen haben.256 Umgelegt auf einen Monat zu 26 Arbeitstagen standen ab Oktober 1941 westli- chen und südöstlichen Kriegsgefangenen 18,20 Reichsmark, Polen 13 Reichsmark und Sowjetbürgern 5,20 Reichsmark zu ; die höchstmögliche Leistungszulage be- trug monatlich 5,20 Reichsmark. Ab November wurde das Entgelt für sowjetische Kriegsgefangene auf 0,35 Reichsmark täglich oder 9,10 Reichsmark pro Monat angehoben. Die Leistungszulage für nichtsowjetische Gefangene konnte auf bis zu
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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