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372 „Menschenökonomie“ unter Zwang
der Zeit die Arbeits- und Lebensbedingungen der Zwangsarbeiter/-innen auf :
Arbeitskräfte, die längere Zeit auf demselben Hof eingesetzt und untergebracht
waren, vermochten im Zuge ihrer erzwungenen Individualisierung mitunter die
rechtliche Diskriminierung ein Stück weit abzuschütteln. Manche unterwarfen
sich der hierarchischen „Hausgemeinschaft“, indem sie – meist über imaginierte
Geschwister- oder Eltern-Kind-, aber auch über sexuelle Verhältnisse
– Solidarbe-
ziehungen mit bäuerlichen Familien- und Betriebsangehörigen knüpften. Andere
wiederum suchten durch überdurchschnittliche Arbeitsleistungen die Anerken-
nung von betrieblichen Vorgesetzten – und damit eine bessere Versorgung und
Entlohnung – zu gewinnen. In manchen Fällen trat der Zwangscharakter derma-
ßen in den Hintergrund, dass sich die objektive Diskriminierung in der subjektiven
Wahrnehmung eintrübte. Die Logik der Familienwirtschaft, die dem Grundsatz
Abbildung 4.19 : Manövrieren im Feld der Landarbeit in Niederdonau
1938–1945
Quelle : eigener Entwurf. Entfamilisierung,
Vergesindung und
Feminisierung
strukturelle Streuung der
Arbeits- und Lebensverhältnisse
Mobilisierung deutscher
Landarbeitskräfte
IMI und
„ungarische Juden”
diskriminierendes
Sonderrecht
ost- und südosteuropäische
Kgf. und Zivilarbeiter/-innen Land- und
Saisonarbeitskräfte
„Landflucht”
Leistungs-
anreize
west- und südeuropäische
Kgf. und Zivilarbeiter/-innen
Solidar-
beziehungen
Ausgangslage
Entwicklungstendenz
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Alltagswelt
(Reziprozität)
Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Schlachtfelder
- Untertitel
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Autor
- Ernst Langthaler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 948
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937