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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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435Staatshilfe als „Auslese“ auch der damit verbundenen Intention der Planungs- und Entscheidungsträger. Dies belegt das Resümee, das Walter Lechler aus seiner Studie zur Kapitalausstat- tung der ostmärkischen Landwirtschaft zog : „Zusammenfassend stelle ich fest, daß die bäuerlichen Betriebe der Ostmark, insbe- sondere die des Gebirges, des Einsatzes weiterer erheblicher Mittel bedürfen, um die Leistung ihrer Erzeugung entsprechend der des Altreiches anzugleichen. Im Flach- und Hügelland mit Ausnahme der Steiermark und bei den guten Wirtschaften des unteren Inntales und des Rheintales in Vorarlberg wird das Kreditbedürfnis der Höfe für Investierungen im allgemeinen auf dem offenen Kreditmarkt befriedigt werden können. Für die Bergbauernbetriebe, für Teile des Wald- und Mühlviertels und für das südöstliche Flach- und Hügelland wird es dagegen unerlässlich sein, noch auf längere Zeit hin Aufbaumittel zu nur 2 v.H. Verzinsung und langfristiger Tilgung bereitzustellen.“166 In ähnlicher Weise können wir auch August Lombars Büchlein aus der Nach- kriegszeit lesen. In paradoxer Weise liefert der Autor mit seiner Rechtfertigung der Landstellen als ‚unpolitische‘, allein dem bäuerlichen und Gemeinwohl ver- pflichtete Behörden Argumente, die dazu geeignet sind, seinen eigenen Argu- mentationsgang zu widerlegen. Der Verteidiger in eigener Sache wird darüber un- freiwillig zum Kronzeugen der Anklage : „Für den Einsatz der staatlichen Mittel war der Grundsatz maßgebend, daß die landwirtschaftliche Entschuldung und der Betriebsaufbau im Interesse der Allgemeinheit zur Sicherung der Volkser- nährung sowie zur Erhaltung eines gesunden und leistungsfähigen Bauernstandes zur Durchführung gelangen.“167 Die Rede von der „Sicherung der Volksernäh- rung“ verweist auf die agrarökonomische Auslese ; der „Bauernstand“, vor allem seine mittelständischen Vertreter/-innen, erhalten ihre Existenzberechtigung als „Ernährer des Volkes“ zugesprochen. An derselben Stelle wird der Autor diesbe- züglich deutlicher : Es sei „vernünftiger, den natürlichen Ausleseprozeß walten zu lassen als unfähige Betriebsinhaber mit staatlichen Mitteln zu stützen“.168 Nur der „leistungsfähige“, im Wettbewerb auf den Märkten bestehende Landwirt schien unter diesem Gesichtspunkt der staatlichen Förderung würdig. Mit der „Erhaltung eines gesunden und leistungsfähigen Bauernstandes“ wird zugleich auf die rassen- ideologische Auslese verwiesen ; danach wird die Existenz der „Bauern“, in ers- ter Linie der Gebirgsbauern, als „Blutsquell des Volkes“ gerechtfertigt. Auch dazu äußert sich Lombar in unmissverständlicher Weise : „Die Bergbauern haben mit Rücksicht darauf, daß sie neben ihrem Beitrag zur Volksernährung eine siedlungs-, bevölkerungs- und grenzpolitische Aufgabe erfüllen, einen berechtigten Anspruch darauf, daß ihnen der Staat die zur Sicherung einer ausreichenden Existenzgrund-
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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