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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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446 Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ ‚großen Sprung‘ der „Aufrüstung des Dorfes“ im erweiterten „deutschen Lebens- raum“. Dieser, so Haushofer, „inneren Gesetzmäßigkeit“ von Pilot- und Gesamtprojekt folgend, wurden 1942 die Agenden für die „Aufrüstung des Dorfes“ der Bergland- abteilung unter Reinthaller zugeordnet.203 Die organisatorische Koppelung der beiden Projekte lässt darauf schließen, dass der „Gemeinschaftsaufbau im Berg- land“ einer Zweier-Koalition entsprang : des in der Ämterhierarchie aufgestiege- nen „Bauernführers“ aus der Provinz, um seine Behörde über ein Vorzeigeprojekt zu legitimieren, und des absteigenden Reichsbauernführers in der Metropole, um seiner Technisierungsutopie den Anschein von Machbarkeit zu verleihen. Auch Himmler, Darrés mächtigster Gegenspieler, sah den zunächst skeptisch betrach- teten „Gemeinschaftsaufbau“ schließlich als Versuchsstation der „Dorfaufrüs- tung“  – allerdings im Hinblick auf die Umsiedelung deutscher „Bergbauern“ zur „Germanisierung“ Osteuropas.204 Der in seinen Diensten stehende Organisator des Generalplans Ost, Konrad Meyer, sprach diesen Zusammenhang offen an : „Wie die Aufbaugemeinden in den Bergbauerngebieten zeigen, fördert die Einschal- tung der dörflichen Gemeinschaft nicht nur den Aufbau selbst, sondern vermag auch den dörflichen Zusammenhalt zu stärken. Bei der ländlichen Neuordnung im Alt- reich und bei der Ostsiedlung wird es sicher nicht anders sein.“205 Somit erscheint der „Gemeinschaftsaufbau im Bergland“ als gemeinsamer Nen- ner agrarpolitischer Entscheidungsträger, die unterschiedliche, mitunter einander widerstrebende Planungsprojekte betrieben. Erst die besondere Dynamik des Ag- rarapparats 1939/40 aktivierte die allgemeinen Triebkräfte der Aktion  – den ras- senpolitischen Impetus zur Festigung der bergbäuerlichen Bevölkerung als dem wertvollsten Teil des „Bauerntums“ sowie den ernährungspolitischen Impetus zur Schließung der „Fettlücke“ durch die Steigerung der alpinen Milch- und Fleisch- produktion.206 Zur Jahresmitte 1939, noch vor der Einrichtung der Berglandabteilung, be- gannen in Pichl-Obersdorf im Kreis Gmunden in Oberdonau die Vorarbeiten für das, was ein Jahr später als „Gemeinschaftsaufbau“ bezeichnet wurde. Dieses Vor- zeigeprojekt galt amtsintern als eines, bei dem „Geld keine Rolle“ spiele.207 Folg- lich präsentierte das Wochenblatt bereits zur Jahresmitte 1941 eine stolze Bilanz : Elektrifizierungen, Entwässerungen, Um- und Neubauten von Wohn- und Wirt- schaftsgebäuden, Maschinenanschaffungen und so fort.208 Vor dem Hintergrund der Erfahrungen dieses Pilotprojekts erstellte die Berglandabteilung Richtlinien für die bürokratische und planerische Abwicklung des „Gemeinschaftsaufbaus“ (Abbildung 5.17). Danach lag die Leitung eines Projektes beim Reichsstatthalter,
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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