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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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459„Aufrüstung“ in den Bergen und Neubauten der Wohn- und Wirtschaftsgebäude ; danach folgten Straßen- und Wegebauten mit etwa einem Sechstel, die Anschaffung von Maschinen mit rund einem Zehntel der Kosten. Die Finanzierung dieser gigantischen Summe setzte nur zu einem geringen Teil auf Eigenleistungen ; mehr als neun Zehntel sollten aus staatlichen und staatsnahen Quellen zufließen. Die Planungen sahen eine Laufzeit von fünf Jahren vor, wobei sich die vorgesehenen Geldbeträge von Jahr zu Jahr steigerten. Die Abfolge der Maßnahmen regelte ein vierstufiger Zeitplan : Die erste Stufe umfasste Sofortmaßnahmen wie Verkehrserschließung, Stromver- sorgung und Schulung. Stufe zwei zielte auf die Verbesserung der Einzelbetriebe im „Schneeballverfahren“, etwa mittels Gesunddüngung, Gärfutterbehälter oder Maschineneinsatz. Die dritte Stufe sah die Schaffung der Gemeinschaftseinrich- tungen  – Werkstätte, Maschinenschuppen, Schwesternstation und so fort  – vor. Die vierte Stufe beinhaltete abschließende Maßnahmen wie die Waldzuteilung, die Betriebskontrolle und die Abrechnung. Der Planverfasser sah den „Betriebser- folg“ in der Steigerung des bäuerlichen Lebensstandards, der betrieblichen Markt- leistung  – das Siebenfache bei Milch, das Zwanzigfache bei Schweinefleisch, mehr als das Hundertfache bei Kartoffeln  – sowie der Gelderträge, die einen Durch- schnittslohn je Arbeitskraft und Monat von 50 Reichsmark ermöglichten. Als Manko räumte er ein, dass die erwünschte Arbeitsentlastung zufolge des notwen- digen Intensitätsgrades nicht eintreten werde, die Rücklagen für Investitionen mit einem Prozent der Besatzwerte unzureichend seien und der Geldertrag zwar zur Finanzierung der Ausbildung der Kinder und der Ansprüche der weichenden Er- ben, nicht jedoch zur Verzinsung des Anlagekapitals reiche. Letztlich überwog je- doch die Gewissheit, dass der Zweck der Aktion  – die „endgültige Erhaltung und Stärkung der Bastionen an der Südgrenze und der Höhengrenze des deutschen Lebensraumes“  – die Mittel rechtfertige.227 Neben den quantitativen Aspekten des Ybbsitzer Aufbauplanes eröffnen die qualitativen Aspekte weitere Einblicke. Am kostenaufwendigsten Teil der Auf- baumaßnahmen, den Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, lässt sich das planerische Leitmotiv genauer fassen. Bereits die Gebäudeplanung im Rahmen der Aufbau- aktion durch die Landstelle hatte sich den „schöne[n], alte[n] Hof als Vorbild“ genommen.228 Als planerischer Behelf diente die Karte der Siedlungsformen Adal- bert Klaars von 1942.229 Bilder „bodenständiger“ Bautradition leiteten auch die Planungen für den „Gemeinschaftsaufbau“ an. Im Gefolge der Denkfigur der „Bo- denständigkeit“ der Gebäudeform zählte die volkskundliche Hausforschung Ybb- sitz innerhalb der alpinen „Hauslandschaft“ zum Kerngebiet des Doppel-T-Hofes. Klaar betrachtete den Doppel-T-Hof als „Sonderform, die deutlich den Einfluß des alpinen Paarhofes auf den donauländischen Drei- und Vierseithof erkennen lässt“230 (Abbildung 5.20). Das wuchtige Erscheinungsbild, das der Doppel-T-Hof,
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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