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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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468 Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ Der allgemeine Baustopp für Straßenprojekte vom Mai 1942 und die Sonder- genehmigung für land- und forstwirtschaftliche Wegebauten in den Alpen- und Donaureichsgauen vom Juni 1942, wonach durch Naturkatastrophen notwendige oder bereits begonnene Projekte in der arbeitsärmeren Zeit ausschließlich mit be- triebseigenen Arbeitskräften und vor Ort vorhandenen Rohstoffen durchgeführt werden konnten,249 schuf eine für den Kriegsgefangeneneinsatz ernste Problem- lage : Einerseits durften keinesfalls in Sammellagern untergebrachte, sondern nur in den Betrieben der Interessenten beschäftigte Kriegsgefangene für Straßenbau- arbeiten eingesetzt werden ; andererseits standen dem Kriegsgefangeneneinsatz in den verstreuten Bauernbetrieben, die zudem ausländische Zivilarbeiter/-innen diverser nationaler Herkunft beschäftigten, die Sicherheitsvorschriften der Wehr- macht entgegen. In einer „Reihe von langwierigen und unangenehmen Rück- sprachen“ mit Wehrmacht, Arbeitsamt und anderen Behörden einigten sich die Beteiligten auf folgende Regelung : Sowjetische Kriegsgefangene durften nur auf Höfen, wo ein „deutscher Mann“ als Hilfswachmann verpflichtet werden konnte und keine Kriegsgefangenen anderer Nationalität im Einsatz standen, beschäftigt werden ; in den Katastralgemeinden, in denen gefangene Rotarmisten im Einsatz standen, durften keine sowjetischen Zivilarbeiter/-innen beschäftigt werden ; die sowjetischen Kriegsgefangenen arbeiteten in den bäuerlichen Betrieben, die sie fallweise der Agrarbezirksbehörde für den Güterwegebau zur Verfügung stellten ; auf dem Weg vom und zum Lager mussten Wachorgane die Sowjetgefangenen begleiten.250 Diese Regelung ermöglichte den flexiblen Einsatz der Kriegsgefangenen für landwirtschaftliche und, trotz des Speer-Erlasses, auch für Straßenbauarbeiten ; über diesbezügliche Erfahrungen der Dienstgeber/-innen berichtete der örtliche Gendarmerieposten : „Durch die Einstellung des Strassenbaues wurden die im hiesigen Lager untergebrach- ten sowjet-russischen Kriegsgefangenen zu anderen Arbeitsleistungen herangezogen, insbesondere in der Landwirtschaft, und sind die Arbeitsgeber mit ihren Arbeitsleis- tungen sehr zufrieden. Vielfach wird der Wunsch geäußert, diese sowjet-russischen Kriegsgefangenen für die polnischen Zivilarbeiter umzutauschen, da erstere fleissiger, arbeitswilliger und folgsamer sind. Die Verordnung, dass die Kriegsgefangenen vom und zum Arbeitsplatz begleitet werden müssen, erschwert den Höhenbauern, die diese am dringendsten benötigen würden, deren Einstellung, da dadurch die einzige männli- che Arbeitskraft einen Arbeitszeitverlust von einigen Stunden haben würde.“251 Wenn Brauner den „reibungslosen Einsatz der Kriegsgefangenen auf den Betrieben trotz der grossen Entfernung vom Lager“252 zu den Erfolgen seiner Amtsführung
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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