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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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504 Das „Landvolk“ und seine Meister forstliche Versuchswesen in der Ostmark ; zudem oblagen ihr die forstliche Samen- prüfung und die Forstberatung.44 Im tierhalterischen, -züchterischen und -gesund- heitlichen Bereich waren 29 Einrichtungen, großteils Institute der Tierärztlichen Hochschule in Wien, registriert.45 Schließlich umfasste der Bereich „Verarbeitung und Verwertung landwirtschaftlicher Erzeugnisse“ neun Einrichtungen.46 Neben den Wiener Standorten  – darunter die 1897 gegründete, mit der amtlichen Le- bensmittelkontrolle in Wien, Nieder- und Oberdonau beauftragte Staatliche An- stalt für Lebensmitteluntersuchung unter der Leitung von Josef Gangl47  – bestand auf dem Gebiet Niederdonaus die 1929 eingerichtete Staats-Lehr- und Versuchs- anstalt für Milchwirtschaft in Wolfpassing unter der Leitung von Hans Marschall. Schwerpunkte waren die Milchwirtschaft der Gebirgsregionen und die Butterer- zeugung, weiters Untersuchungen, Beratungen und Lehrgänge.48 Innerhalb des agronomischen Expertensystems hatten die Forschungsstätten die Aufgabe, für die Produktion von Fachwissen Sorge zu tragen ; die Distribution an die Konsumenten des Expertenwissens  – die bäuerlichen Betriebsleiter/-innen und deren Nachkommen  – oblag dem ländlichen Bildungs- und Beratungswesen. Land- und forstwirtschaftliche Aus- und Fortbildung sowie Beratung waren wie das agronomische Expertensystem Teil der institutionellen Matrix der sich seit Ausgang des 19. Jahrhunderts formierenden Wissensgesellschaft im Agrarbereich. Das landwirtschaftliche Schulwesen umfasste, neben einigen Sonderformen, vor allem Bauernschulen und landwirtschaftliche Fachschulen. „Landwirtschaftliche Fachschulen unterrichten, Bauernschulen erziehen [Hervorhebungen im Origi- nal]“,49 lautete die einprägsame Formel. Die Trennung nach Bauernschulen und landwirtschaftlichen Fachschulen folgte der ideologischen Unterscheidung des wertrational geprägten „Bauern“ und des zweckrational geleiteten „Landwirts“ : Erstere entwarfen Landwirtschaft als Berufung, Letztere als Beruf. Im Zusammen- hang mit der bäuerlichen Erziehungsaufgabe erstellte Hans Bach,50 Absolvent der Wiener Hochschule für Bodenkultur und Lehrender an der Bauernschule Ehren- egg in Kärnten, für die Landesbauernschaften der Ostmark einen „Behelf für die weltanschauliche Schulung des Bauerntums“ mit dem Titel Vom Dorf zum Volk. Darin umriss er den „Neuaufbau des Bauerntums“ durch die Bauernschule : 51 „Das Wirken von Partei und Staat kann aber nur dann Erfolg haben, wenn der Bauer selbst seine völkischen Aufgaben erkennt und sich für diese ganz einsetzt. Ohne die Schollenverbundenheit aufzugeben, muß sich der Bauer hineinstellen in den großen Zusammenhang des völkischen Lebens. Über die Grenzen des Hofes und Dorfes hinaus soll der Bauer das ganze Volk und den ganzen Staat sehen lernen. Er muß sein bäuerliches Dasein begreifen, nicht nur als Kampf um die Existenz seines Hofes und seiner Familie, sondern zugleich als völkische Aufgabe.“52
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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