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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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508 Das „Landvolk“ und seine Meister Der „künftige Erfolg der Bergwirtschaft“ hänge angesichts der verbreiteten Un- kenntnis technischer Innovationen entscheidend von der „Hebung des beruflichen Könnens des Bergbauerntums“ ab ; daher seien der „weitgehende Ausbau des land- wirtschaftlichen Schulwesens in der Ostmark, um das es bisher nur kümmerlich bestellt ist, und die Fortsetzung des neu eingerichteten landwirtschaftlichen Bera- tungswesens“, vor allem im Hinblick auf Handelsdünger-, Saatgut- und Maschi- nenverwendung, unerlässlich. Die betriebsübergreifenden Maßnahmen im Bergland seien zu ergänzen durch betriebsbezogene, vor allem im Hinblick auf die Ausweitung des Viehstandes auf eigener Futterbasis. Die Wohn- und Wirtschaftsgebäude befänden sich durch man- gelnde Geräumigkeit, schlechte Durchlüftung und fehlende Beleuchtung großteils in einer für Mensch und Tier „unmöglichen Verfassung“ ; Um- und Neubauten von Gebäuden, die Errichtung von Wasserleitungen sowie Elektrifizierungen, mangels Leitungsnetzes durch Kleinkraftanlagen, müssten hier Abhilfe schaffen. Auf dem Gebiet der Bodennutzung sei  – trotz allen Verständnisses für verkehrs- mäßig ungünstig gelegene Höfe  – der alpine Brotgetreideanbau zur Selbstversor- gung zugunsten der Futterflächen für eine marktorientierte Viehhaltung erheb- lich zurückzudrängen. Auf den Feldern führe die „einseitige Stallmistdüngung“ zur Stickstoffanreicherung der Böden, während es an Kali, Phosphor und Kalk mangle ; um den Ertrag des Pflanzenbaus zu steigern, seien die Umstellung auf Gülledüngung sowie die „richtige und auch nicht unnütze Kunstdüngeranwen- dung“ zu forcieren. Um die Grünland- auf Kosten der Ackerfläche zu erweitern, müsse auch der Einsatz arbeitssparender Maschinen ausgeweitet werden ; einzelne Musterbeispiele zeigten, „daß bei entsprechender Wirtschaftsführung fraglos die Leistung manches Berghofes sogar bedeutend gesteigert werden kann“. Um die teilweise enormen Zukäufe an Futtermitteln zu verringern, müssten Flächen und Erträge des Grünlandes durch forcierte Entwässerung, Düngung und Bearbeitung wesentlich vermehrt werden. Auf dem Gebiet des alpinen Ackerbaus könne durch die Züchtung widerstandsfähiger Getreidesorten und den Ausbau des für die Schweinemast wesentlichen Kartoffelbaus „noch manches vorangebracht werden“. Als „arges Verlustgeschäft“ wurde das Überwintern eines im Vergleich zur Futter- menge überdehnten Viehstandes  – eine bäuerliche Strategie zur Verringerung des Viehverlustrisikos durch Abstürze  – gewertet ; statt der „Fütterung von Elendstie- ren“ sei es erforderlich, „daß mehr Vieh besser gefüttert wird“. Auch der Wald, in dem der Bauer „mehr eine Sparbüchse als eine regelmäßig fließende Einnahme- quelle sieht“, müsse der Ertragssteigerung dienen. Alles in allem bestünden für die Bergbauernhöfe des Alpengebiets sowie des Wald- und Mühlviertels „wesentliche Entwicklungsmöglichkeiten“ ; um diese Chance zu nutzen, müssten neben den bäuerlichen Eigenleistungen  – mangels Zugangs zum öffentlichen Kapitalmarkt  –
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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