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Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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510 Das „Landvolk“ und seine Meister ortbezogenen Preisen durch die Agrarpolitik gesellschaftlich gemacht. Die land- wirtschaftlichen „Betriebsführer“ seien unter diesen Bedingungen bestrebt, ihre Betriebe bestmöglich an die Natur- und Preisverhältnisse anzupassen. Aufgabe der Agrarpolitik sei es, die variablen Bedingungen an die fixen bestmöglich anzu- passen, „indem die Agrarpolitik im Wege der Gestaltung der landwirtschaftlichen Preise den herrschenden Naturgegebenheiten weitmöglich Rechnung trägt [Hervorhebung im Original]“. Aus diesem Modell leitete der Autor eine zwischen Betriebsinhaber/- innen und „agrarpolitischem Apparat“ geteilte Betriebsführerschaft ab  – und rechtfertigte darüber die staatliche Steuerung des Agrarsektors : „Der auf maßgeblichem Posten stehende Agrarpolitiker wird demnach, wenn auch nur mittelbar, ebenso zum Wirtschaftsorganisator wie es der Leiter des Einzelbetrie- bes ist, d. h. es teilen sich beide in das schwierige und verantwortungsvolle Arbeitsge- biet, das sich aus zweckmäßiger Landbewirtschaftung ergibt.“74 Löhrs agrarplanerisches Leitmotiv bildet demnach die Vorstellung, der Staat müsse in Kooperation mit den Betriebsleitern und -leiterinnen die Vielzahl der Höfe wie einen Hof führen. Aus dieser Arbeitsteilung leitet er die wechselseitigen Forderungen von Agrarpolitik und Landbau ab : „Die Agrarpolitik verlangt vom Landbau den restlosen Vollzug aller der Maßnahmen, die auf eine Steigerung der Bodenerträge und Viehhaltungsleistungen abzielen. Gerade jetzt in der Kriegswirtschaft hat dieses auf Nahrungsautarkie gerichtete Leistungsmotiv […] ein besonderes Gewicht erhalten. Der Landbau fordert demgegenüber von der Agrarpo- litik die Schaffung von tragbaren wirtschaftlichen Erzeugungsbedingungen durch Preise, die dem aus den naturgegebenen Verhältnissen hergeleiteten Wirtschaftszwang tunlicht angepaßt sind. Geht die Agrarpolitik über diese Forderung des Landbaues hinweg, dann kann dieser ohne soziale und ökonomische Einbußen auch nicht die Forderung der Agrarpolitik nach Steigerung der Roherträge erfüllen. Es entsteht die Gefahr, daß der Zwang zur Anpassung der Preise die Bauern von der Aufgabe abdrängt, die Naturbedingungen restlos auszuschöpfen. Im Gefolge davon treten Störungen im Landgutsorganismus auf, die den Keim für Extensivierung oder Fehlerzeugung legen [Hervorhebungen im Original].“75 Ebendiese Gefahr sah der Autor im Fall der an das Deutsche Reich angeschlos- senen Ostmark gegeben : Während im „Altreich“ die Vorteile der „Erzeugungs- schlacht“ rascher als die aus der parallel laufenden Aufrüstung resultierenden Nachteile, vor allem die Abwanderung von Landarbeitskräften in die Industrie, griffen, hoben sich in der Ostmark diese Vor- und Nachteile gegenseitig auf. We-
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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