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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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519Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? vor allem für die Sportseiten  – zum Ärger vieler Erwachsener, die im Sport eine Ablenkung von der Arbeit im Landwirtschafts- oder Gewerbebetrieb sahen.101 Neben der Presse  – und häufig in einem „Medienensemble“102 damit verbun- den  – bildete der Rundfunk ein weiteres Moment der Medialisierung der ländlichen Gesellschaft.103 Er gilt aufgrund seiner Reichweite als „das entscheidende neue Medium der Periode und als Hauptinstrument nationalsozialistischer Medienpo- litik“.104 Während sich die Provinzblätter durch die Vermittlung lokalen und regi- onalen Geschehens auszeichneten, versammelte sich vor den Radioapparaten die imagined community der deutschen Nation.105 Das mediale Ensemble aus Zeitung und Rundfunk war geeignet, Lokales, Regionales und Nationales zu verschmel- zen, die Alltagswelt als Metapher für das Konstrukt einer „Volksgemeinschaft“ zu nutzen.106 Zwar war bereits in der Weimarer Republik der Landwirtschaftsfunk ausgebaut worden ; doch die Rundfunkdichte auf dem Land blieb bis 1933 noch äußerst gering. Das änderte sich nach der NS-Machtübernahme, zumindest regio- nal ; das Radio verlor seinen elitären Charakter. Während im fränkischen Sulzthal Ende der 1930er Jahre nur 17 Prozent der Haushalte über einen Radioapparat ver- fügten, waren es im thüringischen Thürungen bereits 54 Prozent. Auch in der Ost- mark nahm ab 1938, bedingt durch den Kaufkraftzuwachs und die Verbilligung der Empfangsgeräte, die Zahl der städtischen und ländlichen Rundfunkteilnehmer/- innen sprunghaft zu ; sie erreichte 1943 ihren Höhepunkt und fiel bis 1945, bedingt durch zunehmendes Misstrauen gegenüber der NS-Propaganda, deutlich ab.107 Stellt man in Rechnung, dass Radiohören oft in gemeinschaftlichen Zusammen- hängen  – beim Nachbarn, bei Verwandten, im Gasthaus  – erfolgte, dann fand der Rundfunk bereits mehr Hörer/-innen als die Zeitung Leser/-innen. Ebenso wie die Presse eignete sich die Landbevölkerung auch das Radioprogramm selektiv an : Alltagsrelevante Inhalte, etwa Musik- und sonstige Unterhaltungssendungen so- wie Wetterprognosen, aber auch aktuelle Nachrichten zum nationalen Geschehen wurden am meisten geschätzt. Die Rezeption des Programms orientierte sich an den materiellen und ideellen Prioritäten der agrarisch-gewerblichen Alltagswelt ; den Wirkungsmöglichkeiten der Rundfunkpropaganda  – sei es im Sinn der agrar- romantischen „Blut und Boden“-Ideologie, sei es im Sinn der auf Modernisierung ausgerichteten Leistungsideologie  – waren damit gewisse Grenzen gesetzt.108 Zu Presse und Rundfunk trat als drittes Moment der Medialisierung der länd- lichen Gesellschaft das Kino.109 Kinos bestanden im ländlichen Raum bei der NS- Machtübernahme vor allem in Kleinstädten und größeren Gemeinden ; doch be- reits 1934 kümmerten sich 32 Gaufilmstellen um die rund 48.000 Gemeinden ohne Kinos, indem sie in zwei- bis vierwöchentlichen Abständen mittels Tonfilmwagen Filmvorführungen anboten. Bis zum Kriegsbeginn gelang es dem NS-Dorfkino da- mit in einigen Regionen, regelmäßig etwa ein Zehntel der Landbevölkerung zu
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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