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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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550 Das „Landvolk“ und seine Meister tete, was er aber nicht können wird. Wir wollen diesen blonden Bauern zurückerin- nern, wollen sein Gedächtnis ein bisschen aufrütteln, wenn es vielleicht eine kleine Hemmung erlitten hat und zurückerinnern, was sich in der glorreichen Schuschnigg- und Dollfuß-Zeit zugetragen hat und die Preise vergleichen von damals und heute. Du, Meckerer, erinnere dich und weißt du noch, das [sic] deine Eier 6 Groschen = 4 Pfennig gekostet haben, wo du heute 10 Pfennig zu verlangen weißt, weißt du viel- leicht nimmer, als man auf einem Viehmarkt in Kirchberg fürs Vieh lebend 75 bis 78 Groschen zahlte ? Weißt es vielleicht nimmer, wo man dem Bauern für den Festmeter Fichtenholz 12 Schilling und für Lärchenholz 16 Schilling zahlte, oder bekommst du vielleicht für Schweine oder Kälber weniger, obwohl der Mais heute 15 Pfennig gegenüber damals 28 bis 30 Groschen kostete ? Oder ist der Fruchtpreis tiefer als in der herrlichen Systemzeit ? Er meckert und meckert, er ist erbost, weil er auch den Dienstboten und Handwerkern mehr zahlen muß, obwohl er selbst mehr verdient, soll der andere um einen Schundlohn weiterarbeiten. Diese Unverbesserlichen sollen nur gut nachrechnen, um wie viele Prozent sie mehr für ihre Produkte bekommen. Es ist bei Eiern ein Mehrverdienst von 250 Prozent gegenüber früher. Ode haben diese es schon vergessen, wie sie mit ihrer Butter und ihren Eiern alle Windrichtungen auslaufen mußten, um sie zu einem Schundpreis absetzen zu können, wogegen sie heute jedes Dekagramm spielend an den Mann bringen u. nicht in der Lage sind, soviel zu erzeugen als benötigt wird. Oder haben sie schon vergessen, als noch vor eineinhalb Jahren Tausende von hungernden Arbeitern unsere Berge durchzogen, was sie sicherlich nicht zum Vergnügen taten, sie mußten es, um nicht verhungern zu müssen. Fragen sie bei den Hohbauern oder in den Massinghäusern nach, die wis- sen es, was sie damals den hungernden Menschen an Lebensmitteln gegeben haben. Fragen sie die Familie Prammer, die jedem, der bei ihr um ein Stück Brot oder um warmes Essen angehalten hat, die hat vielleicht noch die Zettel, auf denen sie bei jedem Wandernden ein Stricherl machten, fragen sie nur, die können sie unterrichten und sagen, wie hoch die Zahl dieser armen Teufeln war und was sie jährlich diesen armen Volksgenossen an Lebensmitteln gaben, es macht sicherlich viel, viel mehr aus als der Mitgliedsbeitrag der NSV. Die Familie dieses Meckerers oder er selbst wird sicherlich damals, wo so viele Volksgenossen hungerten, keinen Hunger gelitten haben oder was nicht besser ist, frieren haben müssen. Dieser Unverbesserliche ist auch einer von denen, der die Nazi als unchristlich hinstellte, wahrscheinlich was das christlich, als man früher so viele Menschen hungern und verderben ließ, wo die an- deren und die löblichen Juden in saus und Braus leben konnten. Ansichten und Gus- tos sind eben verschieden, verschieden auch Christentum und wahres Christentum. Der Nationalsozialist handelt menschlich und gab auch den Aermsten Arbeit und Brot. Und noch erlaubt sich solch ein Unverbesserlicher, der auch damals mitzureden hatte, dem es möglich gewesen wäre, es besser zu machen, zu sagen : ‚I spür nix, daß
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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