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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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553Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ „Herrn Landrat ! Frankenfels, am 1.III.1941 Leitner Leopold, Fischbachmühlrotte Nr. 13, Post Frankenfels, bittet im Namen unserer Gebirgsbauern um Beachtung dieses Schreiben. Nach den neuen Steuer- meßbeträgen ist in unserer Gegend die Grundsteuer sehr erhöht worden. Bei Man- chen um 50 bis 60 v. Hundert. Das Sonderbare ist, daß besonders die hochgelegenen Wirtschaften besonders hoch besteuert wurden, wo doch der Boden viel weniger erträglich ist, wie im Tal drunten, Holzbringen und Holzschlägern und alle land- wirtschaftlichen Arbeiten sind mit viel mehr Beschwerden verbunden ; dann muß Feld- und Wiesenarbeit größtenteils mit der Hand verrichtet werden, da infolge des steilen abschüssigen Terein Maschinenarbeit nicht möglich ist. Ferner sind durch den Krieg die Arbeitskräfte sehr vermindert worden, da ein großer Teil unserer jungen Mannschaft eingerückt ist, wo wir doch junge starke Leute zur Arbeit so notwendig brauchen würden. Soviel sich Gemeindevertretung und Ort- und Kreisbauernfüh- rung um Lösung dieser schwierigen Sache bemüht hat, ist nicht der geringste Erfolg erzielt worden. Wenn unsere Gebirgsbauern diese Steuern voll bezahlen müssen, ist die Folge, almähliche Verschuldung, Raubbau in Bezug auf Holzschlägerung, daß viel junges unreifes Holz, infolge Geldmangel geschlägert werden muß. Notwendige Einrichtungen, Maschinen, Werkzeuge und Vieh muß um Schleuderpreis verkauft werden um das nötige Geld zu beschafen. Kurz zusamengefaßt, Verelendung unserer Gebirgsbevölkerung und Vernachlässigung unserer Wirtschaften, ist dann ein großer Schaden der Volksernährung. Sie würden staunen, wenn Sie sehen würden, mit welch schlechten Schuhen, ungenügender Winterbekleidung unsere Kinder oft einen wei- ten beschwerlichen Weg von 2 Stunden zur Schule machen müssen. Ebenfalls ist‘s auch bei Holzarbeitern und Bauern so, welche mit Holzschlägern und Führen bei schlechtesten Wetter nicht die notwendige Kleidung bekommen und kaufen kön- nen. Es ist leicht erklärlich und sogar Ihre Pflicht, von Finanzamt die möglichsten Mittel anzuwenden um soviel als möglich Steuer von den Bauern einzutreiben, aber diese Forderung nach den neuen Steuermeßbeträgen ist zu hoch gespant, sie führt so weit daß die ärmeren Bauern daß zum Schluß nicht mehr zahlen können, was sie bis jetzt bezahlt haben, weil Ihre Wirtschaften durch Überlastung zugrunde ge- richtet werden. Ich arbeite jetzt ein halbes Jahr im Holzschlag, einerseits gezwungen durch Notlage in der ich mich befinde, anderseits um die Lebens- und Lohnver- hältnisse der Arbeiterschaft gründlich zu kennen, es ist für die Arbeiterschaft auch nicht leicht, erstens sind die notwendigen Bedarfartikel, spetziel gute Schuhe und Kleidung, ist im Preis sehr gestiegen und fast nicht zu bekomen. Dann Fett und Fleisch, im Bezug auf Ihre anstrengende Arbeit, zu wenig. Aber mit sehr sparsamer Wirtschaftsführung möglich. Anderst verhält es sich bei unseren ärmeren Gebirgs- bauern. Bei diesen nützt die sparsamste und einfachste Wirtschaftführung nichts, weil Sie mit besten Willen daß nimer einnehmen können was sie ausgeben müs-
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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