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587Lange
Schatten, kurzer Prozess
hatte, kam fast immer – in 88 Prozent der Fälle – mit einer Gefängnisstrafe da-
von. Wer verbotenerweise geschlachtetes Fleisch zudem im „Schleichhandel“ ver-
äußerte, wurde überwiegend – in 53 Prozent der Fälle – zu einer Zuchthausstrafe
von einem Jahr oder mehr verurteilt (Tabelle 7.4). Die Sondergerichtsbarkeit zum
Delikt der „Schwarzschlachtung“ als Werkzeug nationalsozialistischer Willkür zu
sehen, greift offenbar zu kurz. Sie folgte über weite Strecken den verbindlichen –
freilich durch willkürliche Maßnahmen des NS-Regimes gesetzten – Normen des
nationalsozialistischen „Doppelstaates“. Das Regelwerk der Sondergerichtsbarkeit
Tabelle 7.4 : Sondergerichtsurteile in Verbindung mit „Schwarzschlachtung“
gegen landwirtschaftlich Beschäftigte in Niederdonau 1940–1945
„Schwarzschlachtung“
ohne „Schleichhandel“ „Schwarzschlachtung“
mit „Schleichhandel“ Gesamtheit
Anz. % Anz. % Anz. %
Geldstrafe
keine 24 28,6 10 16,7 34 23,6
bis 100 RM 16 19,0 2 3,3 18 12,5
100 bis 500 RM 41 48,8 38 63,3 79 54,9
über 500 RM 3 3,6 10 16,7 13 9,0
Summe 84 100,0 60 100,0 144 100,0
Gefängnisstrafe
keine 10 11,9 33 55,0 43 29,9
bis ½ Jahr 36 42,9 10 16,7 46 31,9
½ bis 1 Jahr 34 40,5 14 23,3 48 33,3
über 1 Jahr 4 4,8 3 5,0 7 4,9
Summe 84 100,0 60 100,0 144 100,0
Zuchthausstrafe
keine 75 89,3 28 46,7 103 71,5
1 Jahr (Mindestmaß) 3 3,6 6 10,0 9 6,3
1 bis 2 Jahre 4 4,8 20 33,3 24 16,7
über 2 Jahre 2 2,4 6 10,0 8 5,6
Summe 84 100,0 60 100,0 144 100,0
Anmerkung : Geldstrafen wurden aufgrund von Steuer-, Preis- und sonstiger Vorschriften ausgespro-
chen. Gefängnis- und Zuchthausstrafen wurden aufgrund der KWVO und VRStVO verhängt.
Quelle : eigene Berechnungen (Datenbasis : 144 Verurteilte) nach WStLA, Sondergericht, Verfahrens-
akten.
Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Schlachtfelder
- Untertitel
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Autor
- Ernst Langthaler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 948
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937