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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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626 Ordnung und Chaos des Marktes Kommen wir nun zum Ertrag der Pflanzenproduktion. Was zunächst auffällt, ist das jährliche Auf und Ab der Hektarerträge. So kennzeichneten das Katastro- phenjahr 1940 Ernteausfälle gegenüber dem Durchschnittsertrag der Vorkriegs- zeit  – 17 Prozent bei Winterweizen, 22 Prozent bei Winterroggen und 16 Prozent bei Zuckerrüben ; auch 1942 und 1944 brachten vielfach unterdurchschnittliche Erträge.165 Die Schwankungen der Getreide-, Hackfrucht- und Weinerträge hing unter anderem von der Witterung während der Vegetationsperiode ab.166 So hob sich etwa 1940 durch Niederschläge bis zum Doppelten der Normalmengen im für das Pflanzenwachstum entscheidenden Monat Mai sowie durch Temperaturmittel von bis zu zwei Grad Celsius unter dem langjährigen Durchschnitt ab ; auch die übrigen Jahre wichen teils erheblich vom langjährigen Durchschnitt ab (Tabelle 7.7).167 Der Witterungsverlauf erklärt die schwankenden und tendenziell abneh- menden Erträge jedoch nicht zur Gänze ; ein erheblicher Teil ging zweifellos auf das Konto des sich verschärfenden Mangels an Arbeitskräften und Betriebsmitteln. Für den Vergleich der Hektar-Ernteerträge greifen wir neben dem Wein sie- ben in Niederdonau mengenmäßig bedeutsame Feldfrüchte heraus : Weizen und Roggen als Brotgetreidearten, Gerste und Hafer als Futtergetreidearten sowie Kartoffeln, Futter- und Zuckerrüben als Hackfrüchte (Abbildung 7.13). Die Er- tragskurven für Weizen und Roggen zeigen ähnliche Verläufe : Gute bis ausge- zeichnete Ernten wurden 1937, 1938, 1939, 1941 und 1943 verzeichnet ; mäßige bis katastrophale Ausfälle brachten 1940, 1942 und 1944. Die regionalen Klima-, Relief- und Bodenverhältnisse bedingten die unterschiedlichen Ertragsniveaus in den Bezirken : Die Hektarerträge in Melk kamen dem landesweiten Durch- schnitt ziemlich nahe ; Gän sern dorf, die „Kornkammer“ Niederdonaus, rangierte im Spitzenfeld ; Gmünd zählte in der Regel zu den ertragsärmsten Gegenden  – mit Ausnahme von 1942, als der landesweite Ernteausfall bei Weizen und Roggen hier kaum durchschlug. Etwas gleichmäßiger entwickelten sich die Futtergetrei- deerträge : Zwar brachte 1938 auch bei Gerste und Hafer eine überaus reichliche Ernte ; doch der Ausfall von 1940 fiel weniger krass als beim Brotgetreide aus. Die Rangreihe Gän sern dorf, Melk und Gmünd setzte sich  – wiederum abgesehen von 1942  – beim Futtergetreide fort. Die Kartoffelerträge tendierten landesweit, aber auch in den drei Untersuchungsregionen über die Jahre nach unten. Die höchsten Flächenerträge warfen die Kartoffeläcker in Gän sern dorf ab ; dann folgte Melk, wo die Erträge häufig dem Landesdurchschnitt entsprachen ; das Schlusslicht bildete wiederum Gmünd. Ebenso zeigten die Futterrübenerträge eine fallende Tendenz, wobei vor allem 1940 einen herben Rückschlag brachte. Die Rangreihe der Untersuchungsregionen  – Gän sern dorf vor Melk und, mit großem Abstand, Gmünd  – blieb dabei erhalten. Empfindlich auf die jährlichen Wachstumsbedin- gungen reagierten offenbar die Zuckerrüben, deren Erträge nach dem Rekord von
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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