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633Die
verlorene „Erzeugungsschlacht“ ?
schnittlichem Niveau. Dennoch konnte demnach von dramatischen Einbrüchen
der Vieh intensität in Niederdonau keine Rede sein.
Die erzeugten Fleischmengen sind in der Agrarstatistik nicht direkt ausgewie-
sen ; daher dient dafür die Zahl der Schlachtungen als indirekte Maßzahl (Abbil-
dung 7.18). Dabei stellen sich zwei Probleme : Erstens bedürfen die Zahlen der ge-
schlachteten Tiere, wie zuvor schon die Viehzahlen, der Umrechnung in GVE ; das
ist mithilfe des offiziellen Umrechnungsschlüssels lösbar. Zweitens wurden nicht
alle in Niederösterreich und dem nördlichen Burgenland gemästeten Tiere auch
in den jeweiligen Bezirken geschlachtet ; ein Teil wurde in den Großschlachthof
St. Marx in Wien und an andere Orte transportiert. Zwar kennen wir die Zahlen
der nach Wien eingeführten Schlachttiere, nicht jedoch die Herkunftsgebiete der
Lieferungen. Um dieses an sich unlösbare Problem in den Griff zu bekommen,
stützen sich die folgenden Berechnungen aufgrund zunehmender Transportkos-
ten mit wachsender Entfernung auf die Annahme, dass der Großteil der in Wien
geschlachteten Tiere aus dem umliegenden Reichsgau Niederdonau stammte. Auf
diese Weise vermögen wir den Schwankungsbereich, in dem sich die tatsächli-
che Menge der in Niederösterreich und dem nördlichen Burgenland gemästeten
Schlachttiere bewegte, zu bestimmen. Bezogen auf 1939, als die Schlachtungssta-
tistik einsetzte, sank die in GVE bemessene Menge geschlachteter Tiere – un-
terbrochen von einem Zwischenhoch 1941 – bis 1944 insgesamt um 25 bis 31
Abbildung 7.17 : Viehintensität in Niederösterreich und dem nördlichen
Burgenland 1939–1944
Quelle : eigene Berechnungen nach ÖStZA (Hg.), Ergebnisse.
0,4
0,6
0,8
1,0
1,2
1939 1940 1941 1942 1943 1944
Gesamtheit
Gänserndorf
Gmünd
Melk
sonstige Bezirke
Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Schlachtfelder
- Untertitel
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Autor
- Ernst Langthaler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 948
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937