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636 Ordnung und Chaos des Marktes
Jahresmilchleistung pro Kuh von 1.537 auf 1.239 Kilogramm. Spitzenergebnisse
erzielte Gän sern dorf, wo leistungssteigerndes Futter in Form der Zuckerrüben-
abfälle zur Verfügung stand ; dagegen lagen die Leistungen in Gmünd weit unter
dem Landesschnitt. Während beide Bezirke eine Abnahme verzeichneten, wurde
in Melk der Leistungsabfall bis 1941 durch die Steigerung bis 1944 auf das Niveau
des Bezirks Gän sern dorf fast wettgemacht. Die erzeugten Milchmengen zeigten
ab 1939 ebenfalls eine sinkende Tendenz ; sie nahmen insgesamt bis 1944 um 17
Prozent ab (Abbildung 7.21). Während die Zahlenentwicklung der Milchmengen
in Gän sern dorf und Gmünd dem Gesamtdurchschnitt entsprachen, verzeichnete
Melk anfangs einen deutlichen Abfall, der schließlich großteils wieder aufgeholt
wurde. Einige Bezirke, allen voran Waidhofen an der Thaya, konnten die Milcher-
zeugung von einem niedrigen Niveau aus
– die dortigen Milchkühe zählten zu den
leistungsschwächsten – erheblich steigern.173
Die amtliche Agrarstatistik beleuchtete nicht nur die Produktions-, sondern
auch die Distributions- und Konsumsphäre des Milchmarktes (Abbildung 7.22).
Der Anteil der im eigenen Haushalt verzehrten Milch stieg mäßig von 20 auf 22
Prozent der Gesamtmilchmenge. Der zur Verarbeitung im eigenen Betrieb be-
stimmte Milchanteil halbierte sich von 6 auf 3 Prozent. Der Anteil der im eigenen
Betrieb zur Tierfütterung verwendeten Milch stagnierte bei 11 bis 12 Prozent. Der
auf dem Markt verkaufte Milchanteil fiel fast unmerklich von 64 auf 62 Prozent.
Stellt sich die Milchverwertung insgesamt auch als vergleichsweise starr dar, so
Abbildung 7.20 : Jahresmilchleistung je Kuh in Niederösterreich und dem
nördlichen Burgenland 1939–1944
Quelle : eigene Berechnungen nach ÖStZA (Hg.), Ergebnisse.
600
800
1.000
1.200
1.400
1.600
1.800
2.000
2.200
2.400
1939 1940 1941 1942 1943 1944
Gesamtheit
Gänserndorf
Gmünd
Melk
sonstige Bezirke
Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Schlachtfelder
- Untertitel
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Autor
- Ernst Langthaler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 948
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937