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640 Ordnung und Chaos des Marktes
ist schwieriger zu bemessen : Die amtlichen Zählungen von 1939 und 1942 erga-
ben eine Abnahme um 21 bzw. 17 Prozent, je nach Messung in Arbeitskräften oder
AKE. Mittels Interpolation auf Basis der Hofkartendaten für die Untersuchungs-
regionen Litschau, Mank und Matzen beträgt der Rückgang 1939 bis 1944 etwa
22 bzw. 18 Prozent. Folglich dürfte die Arbeitsproduktivität vom ersten bis zum
vorletzten Kriegsjahr gleich geblieben bzw. um lediglich 5 Prozent gefallen sein.
Die errechnete Stabilität der Produktionsleistung pro Arbeitskraft(-einheit) unter
Kriegsbedingungen war nur zum Teil auf die Einführung arbeitssparender Techno-
logien (Mäh-, Melk-, Dreschmaschinen usw.) zurückzuführen. Zu einem Gutteil
beruhte sie auf der – zahlenmäßig kaum fassbaren – Ausdehnung der täglichen
Arbeitszeiten, mithin der steigenden (Selbst- und Fremd-)Ausbeutung der auf den
Höfen Arbeitenden, wie verbreitete Klagen über die Überlastung der „deutschen
Bäuerin“, aber auch Berichte über das erhebliche Leistungsvermögen der „Ostar-
beiter“ belegen.
Angesichts dieser zwiespältigen Leistungsbilanz lässt sich schwerlich von ei-
ner gewonnenen „Erzeugungsschlacht“ sprechen ; aber ist die Rede der „verlorenen
Erzeugungsschlacht“ für Niederdonau angebracht ? Die Antwort auf diese Frage
hängt nicht zuletzt von der Höhe der von den Entscheidungsträgern des NS-Ag-
rarapparats selbst angelegten Latte ab. Gemessen an den vollmundigen Ankündi-
Abbildung 7.24 : Naturalrohertrag der landwirtschaftlichen Produktion in
Niederösterreich und dem nördlichen Burgenland 1939–1944
Quelle : eigene Berechnungen nach ÖStZA (Hg.), Ergebnisse.
60
70
80
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100
110
1939 1940 1941 1942 1943 1944
Gesamtheit
Gänserndorf
Gmünd
Melk
sonstige Bezirke
Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Schlachtfelder
- Untertitel
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Autor
- Ernst Langthaler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 948
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937