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649„Kriegserzeugungsschlacht“
vor Ort
Während der vermehrte Feldfutteranbau dem Zwang des Mangels unterlag, folgte
der Handelsgewächs-Boom einer Wahlmöglichkeit. Der Anbau von Handelsge-
wächsen hatte in Österreich zum Zeitpunkt des „Anschlusses“ wenig Gewicht.
1937 wurden in Niederösterreich gerade einmal 10 Hektar Hanf, 43 Hektar Raps
und Rübsen sowie 679 Hektar Flachs gebaut ; einzig Mohn fand mit 1.578 Hektar
weitere Verbreitung ; zusammen mit sonstigen Handelsgewächsen ergab das eine
Gesamtfläche 2.874 Hektar. Doch bis 1944 wuchs die Anbaufläche für Handelsge-
wächse auf dem Gebiet des ehemaligen Niederösterreich auf 12.450 Hektar
– mehr
als das Vierfache
– an ; dabei stiegen die Flächen für Hanf auf das 47-fache, für Raps
und Rübsen auf das 104-fache, für Flachs auf das Vierfache, für Mohn auf das Dop-
pelte und für sonstige Handelsgewächse auf das Dreifache.181 Diese Anbauoffensive
wurde vom NS-Agrarapparat als Erfolg im Kampf gegen die „Fettlücke“ verbucht ;
so konnte das Wochenblatt im Juni 1941 vermelden, „daß die Bauern der Landesbau-
Abbildung 7.27 : Gutsbetriebliche Ackernutzung im Kreis Gän sern dorf
1941–1944
Quelle : eigene Berechnungen (Datenbasis : 36 Betriebe) nach NÖLA, BBK Gän sern dorf, Hofkarten
Gutsbetriebe.
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Gesamtheit 1942 1943 1944
Jährliche Veränderung der Anbaufläche in Prozent der Gesamt-Ackerfläche des Vorjahres
Getreide
Hülsenfrüchte
Hackfrüchte
Gartengewächse
Handelsgewächse
Futterpflanzen
sonst. Ackerland
Gesamt-Ackerland
Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Schlachtfelder
- Untertitel
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Autor
- Ernst Langthaler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 948
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937