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653„Kriegserzeugungsschlacht“
vor Ort
Kriegsjahren die Avantgarde jenes produktivistischen Agrarsystems, das in der
Nachkriegszeit für die Mehrheit der Betriebe bestimmend werden sollte.
Welche „Bauern und Landwirte“ klinkten sich in dieses natural-soziale Netz-
werk ein ? Die Bild- und Textpropaganda richtete sich nicht an den dem Gemein-
wohl verpflichteten „Bauern“, sondern dessen Gegenentwurf, den auf seinen Vor-
teil bedachten „Landwirt“. Bäuerliche Attribute, die im „Blut und Boden“-Gerede
negativ besetzt waren – Rechenhaftigkeit, Technikgläubigkeit, Gewinnstreben –,
wurden im Ölfruchtanbau-Diskurs ins Positive gewendet. Die Diskursposition
des „Ölfruchtanbauers“,190 so die gängige Bezeichnung im Wochenblatt, fand ihre
Entsprechung in den (Dis-)Positionen von Betriebsleiter/-innen, die gemäß ihrer
Agrarsysteme und Wirtschaftsstile den Handelsgewächsanbau in Angriff nah-
men : Maschinenmänner und Zuckerrübenbauern im (unter-)bäuerlichen Segment,
Gesinde-Maschinen-, Marktfrucht-Milchvieh- und Getreide-Milchviehgüter im guts-
betrieblichen Segment. Bei allen Unterschieden hatten die betreffenden Agrarsys-
teme die ackerbauliche Gunstlage im Flach- und Hügelland, eine hohe Faktoraus-
stattung mit Land und Maschinen sowie den Fokus auf die Marktfruchtproduktion
Abbildung 7.29 : Akteur-Netzwerk des Ölfruchtanbaus in Niederdonau
Quelle : eigener Entwurf.
Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Schlachtfelder
- Untertitel
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Autor
- Ernst Langthaler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 948
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937