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665„Kriegserzeugungsschlacht“
vor Ort
tion an der Wiener Hochschule für Bodenkultur wissenschaftlich untermauert. Die
erst 23-jährige Verfasserin Anneliese Salomon, Mitarbeiterin von Ludwig Löhr
am Institut für Wirtschaftslehre des Landbaus, sah nach Auswertung umfangrei-
cher Betriebsdaten den Großbetrieb hinsichtlich des Produktivitätsniveaus klar im
Vorteil gegenüber dem Kleinbetrieb.194 Der erhebliche, wenn auch schrumpfende
Vorsprung der Gutsbetriebe gegenüber den (unter-)bäuerlichen Betrieben hin-
sichtlich der Flächen- und Viehproduktivität resultierte aber zweifellos auch aus
deren bevorzugter Ausstattung mit Produktionsmitteln, vor allem mit (Zwangs-)
Arbeitskräften und Betriebsmitteln, durch die Agrarverwaltung.
Tabelle 7.19 : Gutsbetriebliche Milcherträge im Kreis Gän sern dorf 1941–1943
Agrarsystem 1941 1942 1943
Gesinde-Maschinengüter (kg/Kuh) 2.480 2.263 2.210
Marktfrucht-Milchviehgüter (kg/Kuh) 2.480 2.132 2.174
Getreide-Milchviehgüter (kg/Kuh) 2.849 2.341 1.995
Taglöhner-Maschinengüter (kg/Kuh) 2.332 2.100 1.609
Gesamtheit (kg/Kuh) 2.531 2.215 2.030
Differenz Bezirk (%) 76,9 58,7 46,5
Quelle : eigene Berechnungen (Datenbasis : 36 Betriebe) nach NÖLA, BBK Gän sern dorf, Hofkarten
Gutsbetriebe ; ÖStZA (Hg.), Ergebnisse.
Ziehen wir, wie zuvor in den Kapiteln über Bodennutzung, Arbeitskräfteeinsatz
und Viehnutzung, auch für (Flächen-)Produktivität und Produktionsvolumen der
bäuerlichen Betriebe in den drei Untersuchungsgemeinden die Fäden zusammen.
Zwar fallen in den verfügbaren Hofkartenaufzeichnungen Fleisch, Wein und Han-
delsgewächse sowie die nur listenmäßig erfassten Kleinbetriebe weg ; doch die do-
kumentierte Produktpalette – Brot- und Futtergetreide, Kartoffeln, Futter- und
Zuckerrüben sowie Milch – lässt die bäuerlichen Entwicklungspfade 1941 bis
1944 in Grundzügen nachzeichnen. Durch Umrechnung in GE, den Leistungs-
maßstab des Reichsnährstandes, lassen sich die Produktivitäts- und Produktions-
zahlen bestimmen und vergleichen.195 Aufgrund der quellenbedingten Einschrän-
kungen verbleiben nur drei Beispielbetriebe, die unterschiedliche Leistungen in
der „Kriegserzeugungsschlacht“ zeigten. Der Kleinbauernfamilien-Betrieb von Le-
opold Fürst in Auersthal erwirtschaftete 1944 23 GE Getreide, Kartoffeln und
Futterrüben und 11 GE Milch, zusammen 34 GE. Das entsprach einem Rückgang
von 22 Prozent beim Produktionsvolumen und 10 Prozent bei der Landprodukti-
vität gegenüber 1941. Ähnlich der Mischwirtschafter-Betrieb von Lambert Ziegler
Schlachtfelder
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Schlachtfelder
- Untertitel
- Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
- Autor
- Ernst Langthaler
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-20065-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 948
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 9
- 1. Akteure in Agrarsystemen 11
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
- 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
- Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
- 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
- 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
- 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
- 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
- 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
- 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
- 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
- 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
- 2.9 Zusammenfassung 149
- 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
- Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
- 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
- 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
- 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
- 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
- 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
- 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
- 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
- 3.8 Zusammenfassung 253
- 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
- Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
- 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
- Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
- 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
- Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
- 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
- Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
- 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
- Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
- Anmerkungen 755
- Tabellenanhang 824
- Farbabbildungsanhang 849
- Quellen- und Literaturverzeichnis 865
- Abkürzungsverzeichnis 918
- Tabellenverzeichnis 920
- Abbildungsverzeichnis 927
- Personenregister 933
- Ortsregister 934
- Sachregister 937