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Nach 1918
Schlachtfelder - Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
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666 Ordnung und Chaos des Marktes in Kleinpertholz mit 101 GE Getreide, Kartoffeln und Futterrüben und 38 GE Milch, insgesamt 138 GE, 1944. Hier brachen das Produktionsvolumen um 18 Prozent und die Landproduktivität um 38 Prozent gegenüber 1941 ein. Anders verhielt es sich auf dem Zuckerrübenbauern-Betrieb von Martin Holzer in Au- ersthal : Der Ertrag von 1944 mit 313 GE Getreide, Kartoffeln sowie Futter- und Zuckerrüben und 53 GE Milch, zusammen 366 GE, entsprach einer Zunahme des Produktionsvolumens um 15 Prozent und der Landproduktivität um 11 Prozent gegenüber 1941. Die Gesamtheit der betrieblichen Entwicklungspfade verteilt sich entlang von Produktionsvolumen (1 bis 3) und Landproduktivität (A bis C) in mehrere Berei- che : Erhebliche Dynamik herrschte in den Bereichen Schrumpfung und Intensi- vierung (1A), Schrumpfung und Extensivierung (1C), Wachstum und Intensivierung (3A) sowie Wachstum und Extensivierung (3C). Darauf folgten die Bereiche Inten- sivierung (2A) und Extensivierung bei konstantem Volumen (2C) sowie Schrumpfung (1B) und Wachstum bei konstanter Intensität (3B). Schließlich bestand ein statischer Bereich konstanter Entwicklung (2B). Bemerkenswert ist die Häufigkeitsvertei- lung der Entwicklungspfade (Tabelle 7.20) : Zwar scheiterten knapp die Hälfte der Betriebe an der Latte der „Kriegserzeugungsschlacht“, eine Extensivierung zu vermeiden (3) ; doch gut ein Achtel (2) verzeichnete konstante Produktivität und fast vier Zehntel (1) vermochten den Betrieb sogar zu intensivieren. Ähnlich verteilen sich die Betriebe mit schrumpfendem (A, gut die Hälfte), konstantem (B, gut ein Achtel) und wachsendem Gesamtvolumen (C, knapp ein Drittel). Die Kombination der beiden Achsen erweist zwei gegensätzliche Hauptstrategien : Produktionssenkung bei Extensivierung (1C) bei knapp vier Zehntel der Betriebe, etwa beim Kleinbauernfamilien-Betrieb von Leopold Fürst in Auersthal und beim Mischwirtschafter-Betrieb des Lambert Ziegler in Kleinpertholz, sowie Produkti- onssteigerung bei Intensivierung (3A) bei einem Viertel der Betriebe, etwa beim Zuckerrübenbauern-Betrieb von Martin Holzer in Auersthal. Daneben vollzogen je etwas weniger als ein Zehntel der Betriebe Produktionssenkung bei steigender (1A) oder nahezu konstanter Produktivität (1B). Diesen Befunden nach lagen Er- folg und Misserfolg der „Kriegserzeugungsschlacht“ nahe beisammen. Entgegen der gängigen Ansicht eines allumfassenden Produktivitäts- und Produktionsrück- gangs belegen sie das Auseinanderdriften von Schrumpfungs- und Wachstumsbe- trieben, das den Großteil der Betriebe umfasste. Die Spaltung der betrieblichen Entwicklungspfade erfasste die Agrarsysteme und korrespondierenden Wirtschaftsstile in ungleicher Weise (Abbildung 7.30). Die Ochsenbauern zeigten eine deutliche Tendenz zur Extensivierung und damit zum Abwirtschaften. Kleinbauernfamilien und Mischwirtschafter folgten der für die Gesamtheit charakteristischen Spaltung, dem Umkrempeln. Die Intensivierungs-
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Schlachtfelder Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Schlachtfelder
Untertitel
Alltägliches Wirtschaften in der nationalsozialistischen Agrargesellschaft 1938–1945
Autor
Ernst Langthaler
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-20065-9
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
948
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort 9
  2. 1. Akteure in Agrarsystemen 11
  3. Nationalsozialistische Agrargesellschaft als Forschungsgegenstand 11
    1. 1.1 Von (Re-)Aktionsmustern zu Interaktionsfeldern 11
    2. 1.2 Agrarsysteme und Landwirtschaftsstile im Kräftefeld 16
    3. 1.3 Instrumente der Feldvermessung 26
  4. 2. Anatomie eines „lebenden Organismus“ 36
  5. Manövrieren im Feld der Betriebs- und Haushaltsführung 36
    1. 2.1 Die Konstruktion des „Hoforganismus“ 36
    2. 2.2 Höfe im Fokus der Betriebszählung 44
    3. 2.3 Höfe im Fokus der Buchführung 55
    4. 2.4 Höfe im Fokus der Hofkarte 68
    5. 2.5 Blicke hinter das Hoftor 79
    6. 2.6 Im Raum des (unter-)bäuerlichen Wirtschaftens 102
    7. 2.7 Im Raum der Gutswirtschaft 116
    8. 2.8 Durchleuchtete Höfe 128
    9. 2.9 Zusammenfassung 149
  6. 3. „Entjudete“ Güter, „deutsche“ Bauernhöfe 151
  7. Manövrieren im Feld des Grundbesitzes 151
    1. 3.1 „Blut und Boden“ – eine wirkmächtige Metapher 151
    2. 3.2 Regulative der Ent- und Verwurzelung 156
    3. 3.3 Das Doppelgesicht der Bodenordnung 172
    4. 3.4 Verbäuerlichung durch „Entjudung“ 187
    5. 3.5 Schollenbindung oder Parzellenhandel ? 199
    6. 3.6 Wer ist (k)ein „Bauer“ ? 216
    7. 3.7 „Grundstücksverkehr“ vor Ort 230
    8. 3.8 Zusammenfassung 253
  8. 4. „Menschenökonomie“ unter Zwang 257
  9. Manövrieren im Feld der Landarbeit 257
    1. 4.1 Die Steuerung der „Landflucht“ 257
    2. 4.2 Die Steuerung des „Reichseinsatzes“ 277
    3. 4.3 Arbeit als alltägliches Kräftefeld 298
    4. 4.4 Gerechter Lohn oder Ausbeutung ? 322
    5. 4.5 „Menschenökonomie“ vor Ort 347
    6. 4.6 Zusammenfassung 371
  10. 5. Die abgebrochene „Dorfaufrüstung“ 375
  11. Manövrieren im Feld des Betriebskapitals 375
    1. 5.1 „Bauerntum“ und Technik – (k)ein Widerspruch ? 375
    2. 5.2 „Bauernstolz“ oder Klientenmentalität ? 385
    3. 5.3 Staatshilfe als „Auslese“ 404
    4. 5.4 „Aufrüstung“ in den Bergen 436
    5. 5.5 Kapitaleinsatz vor Ort 472
    6. 5.6 Zusammenfassung 494
  12. 6. Das „Landvolk“ und seine Meister 497
  13. Manövrieren im Feld des Agrarwissens 497
    1. 6.1 Das agronomische Expertensystem 497
    2. 6.2 Vordenker des „Aufbaus“ 506
    3. 6.3 Bindeglied zwischen Führung und „Landvolk“ ? 518
    4. 6.4 Wirtschaftsberatung vor Ort 534
    5. 6.5 Die imaginierte „Volksgemeinschaft“ 543
    6. 6.6 Zusammenfassung 566
  14. 7. Ordnung und Chaos des Marktes 570
  15. Manövrieren im Feld der Agrargüter 570
    1. 7.1 Der Markt und seine (Un-)Ordnung 570
    2. 7.2 Lange Schatten, kurzer Prozess 585
    3. 7.3 Öffentliche Bewirtschaftung, privates Wirtschaften 593
    4. 7.4 Die verlorene „Erzeugungsschlacht“ ? 620
    5. 7.5 „Kriegserzeugungsschlacht“ vor Ort 642
    6. 7.6 Vom Wert der Landarbeit 669
    7. 7.7 Zusammenfassung 695
  16. 8. Eine grünbraune Revolution ? 699
  17. Nationalsozialistische Agrargesellschaft im Systemvergleich 699
    1. 8.1 Jenseits von Traditionalität und Modernität 699
    2. 8.2 Großbritannien und die Ostmark im Krieg 709
    3. 8.3 Österreich zwischen Krise und Boom 726
    4. 8.4 Versuchsstation des völkischen Produktivismus 742
  18. Anmerkungen 755
  19. Tabellenanhang 824
  20. Farbabbildungsanhang 849
  21. Quellen- und Literaturverzeichnis 865
  22. Abkürzungsverzeichnis 918
  23. Tabellenverzeichnis 920
  24. Abbildungsverzeichnis 927
  25. Personenregister 933
  26. Ortsregister 934
  27. Sachregister 937
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